Mit der Situation der deutschen und Österreichischen Versicherer angesichts der Coronapandemie auch in Hinsicht auf nachthaltiges Wirtschaften setzt sich die Versicherungsstudie 2020 des Aachener Analysehauses Zielke Research Consult GmbH auseinander. Ergänzt wird die Studie durch Gastbeiträge aus der Versicherungswirtschaft.

„Das Schlimmste liegt noch vor uns“, zeigt sich Dr. Carsten Zielke eher pessimistisch. Sowohl die Lebens- wie auch die private Kranken- und Sachversicherung muss sich unterschiedlichen Herausforderungen stellen.

Den Lebensversicherungen dürfte eine Kündigungswelle bevorstehen, da viele Menschen wie beispielsweise Kulturschaffende flüssige Mittel benötigen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Hier empfiehlt die Studie Versicherern die Möglichkeit der Beleihung stärker in den Fokus zu nehmen, um so Zinsgewinne und Überschussbeteiligungen des Kunden soweit möglich zu sichern. Versicherer sollten ihren Kunden zeigen, dass es sich lohnt, die Versicherung zu halten. Hierzu gehört auch sich an den ESG-Kriterien (Environmental Social Governance) zu orientieren und mit nachhaltigem Wirtschaften zu werben.

Aber auch eine Änderung der Investmentspolitik ist erforderlich. „Nur eine höhere Aktienquote kann den Lebensversichern aus der Misere helfen“, heißt es in der Studie. In Österreich beträgt der Anteil der Aktien am Anlagekapital 15 Prozent. „Hätten die deutschen Versicherer ähnlich wie die Österreicher gehandelt, hätten sie heute keine Probleme, ihre Garantieversprechen einzuhalten“, so Carsten Zielke.

Die privaten Krankenversicherer haben in der Coronapandemie einen wichtigen Beitrag geleistet. Deutschland hat 33,9 Intensivbetten pro 100 000 Einwohner. Das hat zur weltweit niedrigsten Todesfallrate beigetragen und dazu, dass an die „Triage“, an Auswahlkriterien nicht zu denken war. Ohne den Anteil der PKV von 22% am Gesamtvolumen wäre an diese Bettenkapazität nicht zu denken gewesen, liegt das OECD-Mittel bei nur 15,9 Betten (Italien 8,6). Deshalb sind die regelmäßig auftauchenden Diskussionen um eine „Bürgerversicherung“ nicht zielführend. Die Beitragssteigerungen liegen bei der PKV unter der medizinischen Inflation. Die PKV ist solvent. Allerdings ist die hauptsächlich auf Staatsanleihen fußende Anlagepolitik bei vielen Versicherungen zu konservativ. Auch hier empfiehlt sich ein höherer Aktienanteil. Eine Möglichkeit der Kostensenkung ist aktives Gesundheitsmanagement, beispielsweise Videos und Tipps zu Sport, Ernährung und anderen gesundheitsfördernden Maßnahmen. In diesem Bereich hat sich besonders die Allianz gesteigert.

Die Sachversicherer leiden trotz zufriedenstellender Kennzahlen unter einem Vertrauensverlust. Eine Ursache ist die Weigerung vieler Unternehmen, die Zwangsschließung der Gastronomie als Schadensfall anzuerkennen, sodass viele Wirte in wirtschaftliche Schieflage geraten sind. Hier ist es erforderlich künftig für Deckung auch in Pandemiefällen zu sorgen. Aufgabe des Staates ist es, eine Rückversicherungslinie bereitzustellen, damit die Versicherer eine allumfassende Betriebsunterbrechungsversicherung anbieten können.

Alle börsennotierten Unternehmen sind gemäß europäischer CSR-Richtlinie seit 2018 verpflichtet, sein Engagement in Bezug auf Nachhaltigkeit, sozialer Verantwortung und Diversität offenzulegen. Leider bleiben die Berichte oft unkonkret. In der Studie werden die vorhandenen Aussagen analysiert du bewertet.

 

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