In Lagos, Nigeria läuft seit drei Monaten die erste Wasserhyazinthen Pflanzenkohle Produktion der Welt. Der lokale Jungunternehmer Peter Bassey, stellt aus dem Unkraut einen wertvollen Bodenverbesserer her. Dadurch werden täglich 21 Tonnen CO2 eingespart und gebunden. Das Unternehmen verbindet Klimaschutz mit der Schaffung von Arbeitsplätzen. Das Modell dafür kommt aus Deutschland. Die Produktion in Nigeria ist das Pilot-Projekt der Organisation Char2Cool e.V. aus Reisbach, Niederbayern.

“Ich konnte kein Wasser mehr sehen. Alle Flüsse und Seen waren dicht bewachsen mit Wasserhyazinthen. Unsere Fischer sind dadurch alle arbeitslos geworden.” So beschreibt Peter Bassey die Situation vor der Zusammenarbeit mit Char2Cool. Die Wasserhyazinthe befällt Gewässer in ganz Afrika. Die dichten Pflanzenteppiche versperren den Zugang zum Wasser, blockieren Häfen und legen Wasserkraftwerke lahm. Doch das dreiköpfige Team hinter Char2Cool sieht kein Unkraut, sondern ungenutzte Biomasse.

Im März 2018 beginnt die Ideenfindung und seit Mitte 2019 nimmt das Projekt konkrete Züge an. Katharina Danner, Walter Danner und Olivia Thierley entwickeln das Char2Cool-Modell. Das Ergebnis ist ein Unternehmenskonzept mit dem lokale Partner mit geringstem Startkapital eine eigene Produktion aufbauen können. Der bisherige Erfolg spricht für sich: Peter Bassey war von dem Char2Cool-Modell begeistert. Er investierte 50€ und baute damit einen Char2Cool-Kiln für die Pflanzenkohle Produktion. Innerhalb von vier Monaten wurde aus dem Einmannbetrieb ein Unternehmen mit zwei Angestellten. “Letzte Woche habe ich meine fünfte Tonne Pflanzenkohle produziert” erzählt er stolz, “Ich kann damit Geld verdienen und gleichzeitig unsere Flüsse von Wasserhyazinthen befreien. Die Fischer bedanken sich bei mir.”

Bei Char2Cool steht nicht nur die lokale Wertschöpfung sondern vor allem der Klimaschutz im Mittelpunkt. Durch die Herstellung einer Tonne Wasser Hyazinthen Pflanzenkohle werden ungefähr 300 Tonnen CO2 eingespart und gebunden. Damit kann der jährliche CO2 Fußabdruck von 30 Deutschen kompensiert werden.

Grund für die hohen CO2 Einsparungen ist die Wasserhyazinthe. Wenn Wasserhyazinthen absterben, sinken sie auf den Grund der Gewässer. Dort gibt es keinen Sauerstoff, daher entsteht bei der Zersetzung der Pflanze Methan. Methan ist ein Treibhausgas, das um ein vielfaches klimaschädlicher ist als CO2. Die Wasserhyazinthen werden durch die Ernte und Verarbeitung, vom Klimakiller zum Klimaretter.

Auch die produzierte Pflanzenkohle trägt zum Klimaschutz bei. Pflanzenkohle ist eine permanente Kohlenstoffsenke und vielseitiger Bodenverbesserer. Durch ihre porige Struktur kann sie Wasser und Nährstoffe aufnehmen und lagern. “Umso schlechter der Boden umso größer der Effekt der Pflanzenkohle” erklärt Olivia Thierley. “In Ghana wurden die Maiserträge damit vervierfacht. Es ist schwer zu begreifen, was so ein finanzieller Schub für die Bauern bedeutet. Stellen Sie sich vor wie sich Ihr Leben verändern würde, wenn Sie ab morgen das vierfache Ihres Gehalts bekommen.”

Auch die Pflanzenkohle-Anwendung in Nigeria zeigt erste Erfolge, aber es gibt Hindernisse. Lokale Bauern können das finanzielle Risiko nicht eingehen, einen neuen Bodenverbesserer zu testen. Deshalb verteilt Peter Bassey seine Pflanzenkohle vorerst umsonst, während Char2Cool die Produktion finanziert. “Unser Modell ist so ausgelegt, dass die Produktion sich selbst finanzieren kann. Was uns fehlt ist der lokale Markt.” meint Walter Danner. Doch das soll sich bald ändern. Mit einem Pflanzenkohle-Lernzentrum, Demonstrations-Garten und Workshops plant Char2Cool den Bauern zu zeigen, wie sie mit Pflanzenkohle ihre Erträge steigern können. Das erzeugt Nachfrage und kreiert einen Markt für Wasserhyazinthen Pflanzenkohle.

Einen lokalen Markt für Pflanzenkohle zu schaffen ist Teil einer größeren Vision. “Unser Ziel ist es letztendlich einen Anreiz zur Nachahmung zu schaffen. Sobald es eine Nachfrage für Pflanzenkohle gibt werden mehr Menschen wie Peter die Pflanzenkohle-Produktion als Einkommensquelle für sich entdecken. Diese unterstützen wir dann beim Aufbau ihrer eigenen dezentralen Pflanzenkohle-Produktionen. Das schafft direkt Arbeitsplätze, erhöht die Erträge der Bauern und schützt das Klima.” so Katharina Danner.

Im Oktober soll es losgehen, dann wird das Pflanzenkohle-Lernzentrum und der Demonstrations-Garten in Lagos errichtet. Für die Finanzierung hat das Team hinter Char2Cool ein Crowdfunding auf betterplace.org ins Leben gerufen. Durch Ihre Spenden kann die Vision von Char2Cool umgesetzt werden. Bei einer erfolgreichen Finanzierung wird aus Peter Bassey’s Produktion in Lagos, die erste selbst-finanzierende Wasserhyazinthen Pflanzenkohle Produktion der Welt wird.

Weitere Informationen:
www.char2cool.de
www.facbook.com/char.to.cool
https://www.betterplace.org/…

 

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