Das Sicherheitsniveau von Reise-, Überland- und Linienbussen steigt seit Jahren kontinuierlich. Das zeigen die neuesten Ergebnisse des TÜV Bus-Reports, den der Verband der TÜV e.V. (VdTÜV) am Montag, 28. September, veröffentlicht. Demnach sind die Quoten der erheblichen Mängel weiter gesunken. Immer mehr Busse absolvieren die Hauptuntersuchung (HU) gänzlich ohne Mängel – inzwischen mehr als drei Viertel aller Fahrzeuge. Das Sicherheitsniveau erhöhen einerseits eine Vielzahl von elektronischen Assistenten, wie beispielsweise aktive Bremsassistenten, Spurhaltesysteme und der Abbiegeassistent. Für mehr Sicherheit der Insassen sorgen zudem Feuerlöschanlagen oder die weitere Erhöhung der Überrollfestigkeit bei Unfällen. Technologisch weit voraus fahren Busse im ÖPNV. Im Nahverkehr sind immer mehr automatisiert fahrende Busse unterwegs und ebnen damit den Weg für autonomes Fahren insgesamt.

„Es gibt einen Wert in der Mängelstatistik, der das hohe Sicherheitsniveau von Bussen schnell verdeutlicht: die durchschnittliche Quote der erheblichen Mängel. Bei Pkw lag diese zuletzt bei 21,45 Prozent. Im aktuellen Bus-Report liegt sie hingegen bei 14,9 Prozent“, sagt Jürgen Wolz, Leiter Service Line Amtliche Tätigkeiten bei der TÜV SÜD Auto Service GmbH. Der Vergleich zeigt: Busse sind wesentlich besser gewartet als Autos und gehören zu den sichersten Verkehrsmitteln überhaupt. Dazu tragen ständige technische Verbesserungen einerseits aber auch das hohe Verantwortungsbewusstsein der Busunternehmen bei. Sie legen zunehmend Wert auf das Thema Wartung. Für den insgesamt immer besseren Zustand sorgen zudem Wartungsverträge, die bei Leasingfahrzeugen ohnehin in der Regel abgeschlossen werden. Wolz: „Bei hohen Laufleistungen sind die Kosten für Kraftstoff, Wartung und Reparaturen mindestens genauso hoch wie die Anschaffungskosten. Wer die Total Cost of Ownership (TCO) im Blick hat, setzt auf langfristige Wartungsverträge, um beispielsweise teuren Reparaturen vorzubeugen. Die immer besser werdende Wartung insgesamt zeigt sich im TÜV Bus-Report 2020.“

Ob die Fahrzeuge stets gut gewartet sind, stellt letztendlich aber nur die unabhängige technische Prüfung durch die Hauptuntersuchung sicher. Sie ist gerade bei der Personenbeförderung eng getaktet. Busse müssen alle zwölf Monate zur Hauptuntersuchung. Ab einem Jahr gibt es zusätzlich halbjährlich und ab dem dritten Jahr sogar vierteljährlich eine Sicherheitsprüfung. Die Hauptuntersuchung wird stets an die technologische Entwicklung angepasst. Umfangreiche Prüfungen der Assistenzsysteme gehören mit zum Prüfkatalog. „Dass Busse so sicher sind, ist auch ein Erfolg des schnellen Rhythmus aus Hauptuntersuchung und Sicherheitsprüfung“, sagt Wolz.

Technologisch vorne

Stichwort technologische Entwicklung: Beim automatisierten Fahren sind die Busse allen anderen voraus. Insgesamt fahren inzwischen bundesweit mehr als 20 der so genannten People-Mover. Für die Zulassung des ersten automatisiert fahrenden Shuttle im niederbayerischen Bad Birnbach hat TÜV SÜD ein umfangreiches Sicherheitskonzept erstellt, um die Fahrzeuge zu bewerten und die notwendigen Ausnahmen zu begründen. Der gesamte Zulassungsprozess wurde durch die in Bayern zuständige Technische Prüfstelle TÜV SÜD begleitet. Der Birnbacher People Mover verbindet bereits seit zwei Jahren den Marktplatz mit der Kurtherme und seit 2019 den Bahnhof und die Innenstadt für die Kurgäste. Die beiden im Einsatz befindlichen automatisierten Busshuttle befördern täglich mehr als 130 Personen sicher durch die verschiedensten Verkehrssituationen.

Dreiviertel ohne Mängel

Zurück zu den aktuellen Quoten des Bus-Reports 2020: Mehr als drei Viertel aller Busse (75,4 Prozent) passieren die Prüfgasse gänzlich ohne Mängel – und das über alle Altersklassen hinweg. Lediglich 9,4 Prozent weisen geringe Mängel auf. Die durchschnittliche Quote bei den erheblichen Mängeln liegt im aktuellen Bus-Report bei gerade einmal 14,9 Prozent. Gefährliche Mängel liegen bei 0,3 Prozent. Der Anteil der Busse, die als verkehrsunsicher eingestuft wurden, war so gering, dass die Quote hier bei null Prozent liegt. Altersbedingt steigen die Mängelquoten an: Bei der ersten Hauptuntersuchung haben 5,2 Prozent der Fahrzeuge erhebliche Mängel, nach fünf Jahren 14,8 und nach zehn Jahren 15,6 Prozent.

LED bringt Licht

Obwohl weiterhin häufigster Mangel, gibt es bei der Beleuchtung insgesamt weniger Beanstandungen. Die durchschnittliche Mängelquote beim Abblendlicht liegt bei 2,3 Prozent. Bei neuen Fahrzeugen bis drei Jahren jedoch konstant unter zwei Prozent – bei den Einjährigen bei 1,3 Prozent. Aus Sicht der TÜV SÜD Experten kommt hier vor allem der Einsatz von LED-Beleuchtung zum Tragen. Weiterhin auffällig: Betrachtet man nur die vordere Beleuchtung, rangieren die Quoten lediglich zwischen 1,3 und 3,8 Prozent. Bei der Beleuchtung hinten steigt die Quote dagegen auf 9,5 Prozent. Die Lampenpflege lässt also mit der Entfernung zum Fahrerplatz nach, obwohl Busfahrer eigentlich verpflichtet sind, das Fahrzeug vor jeder Abfahrt zu kontrollieren.

Detailliert auf die Bremsen blicken

Am Fahrwerk zeigt sich in der Regel, wie gut ein Fahrzeug insgesamt gewartet ist. Aktuelle Quoten der erheblichen Mängel dort: 1,3 Prozent bei der Achsaufhängung und 1,2 Prozent bei Federn und Dämpfung. Gute Werte auch bei der Lenkung: Die Quoten an dieser sicherheitsrelevanten Komponente: 0,5 Prozent für die Lenkanlage und 1,4 Prozent für die Lenkgelenke. Stichwort Sicherheit: Bei den Bremsen stehen gleich sechs Parameter im Prüfkatalog: Funktion der Feststellbremse, Funktion der Betriebsbremsanlage, Bremstrommeln und -scheiben, Druckluftbremsanlage, Bremsschläuche und Bremsleitungen. Leitungen und Schläuche bleiben ein Busleben lang in einem guten Zustand. Die Quoten steigen hier niemals über 1 Prozent. Bei den Trommeln und Scheiben sinkt die Quote bei den 20 Jahre alten Bussen sogar wieder unter 0,5 Prozent. Solche Verschleißteile werden schließlich regelmäßig erneuert. Bei der Funktion von Bremsbetriebsanlage und Feststellbremse sowie bei der Druckluftbremsanlage steigen die Mängel mit dem Alter der Fahrzeuge an. Bei der Betriebsbremsanlage bei den 20-Jährigen bis auf 4 Prozent. Wolz: „Wir empfehlen auch kleinen Fuhrparks die Anschaffung eines eigenen Bremsprüfstands für die schnelle Messung zwischendurch. Das ist gut für die Sicherheit und beugt teuren Reparaturen und Ausfallkosten vor.“

Große Verantwortung

TÜV SÜD-Fazit: Noch bessere Wartung, vor jeder Abfahrt ausführlicher Check, und: den Fahrern Zeit und Material zur Verfügung stellen für kleinere Reparaturen wie beispielsweise einen Lampentausch. Stehen größere Reparaturen an: sofort in die Werkstatt! „Beim Massenverkehrsmittel Bus haben alle Beteiligten – Betreiber, Werkstätten und Prüforganisationen – eine große Verantwortung“, unterstreicht Jürgen Wolz. „Der TÜV Bus-Report blickt auf die Technik und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit insgesamt“, so Wolz.

Sichergehen mit Zertifikat

Die neuesten Zahlen aus dem TÜV Bus-Report 2020 machen deutlich, dass der Bus weiter zu den sichersten Verkehrsmitteln gehört. Orientierung für Passagiere bietet zusätzlich das Zertifikat „Sicherheit im Busbetrieb“, das TÜV SÜD bereits seit Jahren vergibt. Bei der Zertifizierung stehen insbesondere Organisation, Fahrer und Fahrzeug im Fokus. Dabei geht es um die Einsatzpläne und Weiterbildung der Chauffeure ebenso wie um die regelmäßige Kontrolle der Sicherheitsausrüstung (Verbandskasten, Warnwesten etc.) oder den Umweltschutz im Betriebsablauf.

Weitere Informationen dazu unter www.sichererbusbetrieb.de

Über die TÜV SÜD AG

Im Jahr 1866 als Dampfkesselrevisionsverein gegründet, ist TÜV SÜD heute ein weltweit tätiges Unternehmen. Mehr als 25.000 Mitarbeiter sorgen an über 1.000 Standorten in rund 50 Ländern für die Optimierung von Technik, Systemen und Know-how. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag dazu, technische Innovationen wie Industrie 4.0, autonomes Fahren oder Erneuerbare Energien sicher und zuverlässig zu machen. [url=http://www.tuvsud.com/de]www.tuvsud.com/de[/url]

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