Am 4. September 2020 öffnet das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) den Freiraum im Herzen des Hauses. Der neue Treffpunkt, Pausen-, und Projektraum für Besucher*innen, Nachbar*innen, Reisende und Museumsmitarbeiter*innen ist während der Öffnungszeiten des MK&G kostenfrei zugänglich und lädt zum Verweilen, Lesen, Arbeiten und Diskutieren ein. Das MK&G stellt damit die soziale Funktion des Museums – ein Raum für Begegnung, Aufenthalt und Diskurs zu sein – prominent ins Zentrum seiner Arbeit.  Der Freiraum wird dynamisch und offen auf die Bedürfnisse seiner Nutzer*innen und aktuelle Themen der Stadtgesellschaft reagieren. Sein Programm befindet sich dabei auch stets im Dialog mit der Sammlung und den Ausstellungen des Hauses, die im Forum des Projektraums durch neue Perspektiven erweitert und zur Diskussion gestellt werden. Die Gastgeber*innen Nina Lucia Groß und Tilman Walther entwickeln mit verschiedenen Akteur*innen und Communities der Stadt temporäre Aktivierungen des Raums, Angebote, Nutzungsmöglichkeiten und Zugänge. Auch die Möbel, gestaltet vom Design- und Architekturkollektiv ConstructLab, verändern sich mit ihren Nutzer*innen.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Orte der Kultur werden immer mehr zu Treffpunkten unserer offenen Gesellschaft. Mit der ‚Innovationsoffensive Hamburger Museen‘ wollen wir deshalb innovative und zeitgemäße Museumsprojekte der Hamburger Museumsstiftungen besonders fördern. Unser Ziel ist es, die Museen über den Ausstellungsbetrieb hinaus in ihrer gesellschaftlichen Relevanz zu stärken und bei der Entwicklung hin zu offenen Orten zu unterstützen. Sie sollen Impulsgeber für gesellschaftliche Fragestellungen und Orte vielfältiger Kommunikation und Interaktion sein. Dafür braucht es Räume wie den ‚Freiraum‘, in dem ausprobiert und experimentiert werden darf, wo Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Wünschen zusammenkommen, dort das Themenspektrum des Museums für Kunst und Gewerbe neu entdecken, einfach nur eine gute Zeit an einem anregenden Ort verbringen oder mit anderen ins Gespräch kommen. Der „Freiraum“ ist der ideale Ort dafür, weil er sowohl stadträumlich als auch innerhalb des Museums sehr gut erreichbar und frei zugänglich ist, viel Platz für Bewegung bietet, aber auch Raum, um zur Ruhe zu kommen. Der ‚Freiraum‘ ist daher eine Einladung an alle. Ich bin gespannt, welche kreativen Prozesse dort ihren Anfang nehmen.“

Prof. Tulga Beyerle, Direktorin des MK&G: „In Zeiten ständiger Veränderung und Unsicherheit nimmt die Kultur eine wichtige Rolle ein, gerade weil sie Frei-Räume möglich macht, die es erlauben aufzuatmen, innezuhalten und den Kopf für neue Perspektiven frei zu bekommen. Wir haben mit unserem wunderbaren Haus die Möglichkeit, den Menschen inmitten der Stadt einen offenen Ort der Ruhe, der Inspiration und des Gesprächs anzubieten. Dies verbunden mit der sehr herzlichen Einladung an alle, sich aktiv in den Diskurs einzubringen. Der Freiraum wirkt nach außen wie nach innen und ist eine Art Resonanz- oder Gelenkraum, in dem das MK&G für Gäste durchlässiger und nahbarer wird und zugleich deren Wissen, Bedürfnisse und Wünsche für das Museum aufnehmen kann. Gemeinsam können wir Ideen für die Gestaltung unserer Gegenwart entwickeln.“

Nutzer*innen nehmen sich im Foyer des Museums einen Sticker, der kostenfreien Zugang zum Freiraum und seiner Terrasse gewährt. Ausstellungsbesucher*innen können ihn jederzeit mit ihrem Museumsticket betreten und sind herzlich eingeladen diesen zu nutzen. Alle Möbel sind beweglich und multifunktional: Eine Sitztribüne für bis zu 20 Personen ist Rückzugsort, Gesprächsraum oder wird mit einer weiteren Box zum Mini-Kino. Die Rückseiten bieten Präsentations- oder Projektionsflächen und dienen als Pinnwand und Standort für Bücher, Zeitschriften oder Kataloge. Große Tische, Hocker und ein Technikturm mit Drucker, Kopierer und Tonanlage stehen für Besprechungen oder Arbeitsgruppen bereit. Für Getränke sorgt ein Küchenmodul. Raumteiler, Vitrinen und eine Sitzpyramide sind in Planung.

Das Team ist während der Öffnungszeiten jederzeit bei Fragen und Vorschlägen ansprechbar. So kann man kann seine Studiengruppe treffen, eine Stadtteilversammlung planen oder von hier zu einer Führung starten. Das kuratierte Programm des Freiraums wird sich im Laufe seiner Öffnung agil entwickeln, es werden unterschiedliche Formate wie Talks, Konzerte, Filmvorführungen und Workshops erprobt und im Austausch mit den nutzenden und besuchenden Gruppen weiterentwickelt. Der Austausch unterschiedlicher Perspektiven, die Repräsentation relevanter Themen der Stadt sowie geteilte Überlegungen zur Funktion von Gestaltung und Alltagskultur bilden dabei den inhaltlichen Rahmen.

Das MK&G geht immer wieder zeitgemäße Wege, um sich der Stadt und den Hamburger*innen zu öffnen. Dabei knüpft es an die Gründungsidee der Kunstgewerbemuseen Ende des 19. Jahrhunderts an, Lernen und praktische Anschauung miteinander zu verbinden und ein lebendiger Ort der Begegnung zu sein. Die Gestaltung von Lebensräumen ist heute von besonderem Interesse. Die Kooperation mit der benachbarten Drogenberatungsstelle Drob Inn im Rahmen der Social Design-Ausstellung 2018 war etwa ein Versuch, die Nachbar*innenschaft in der Hamburger Innenstadt im Sinne eines respektvollen Miteinanders zu aktivieren. Der Freiraum knüpft daran an und will das Netzwerk erweitern. Das  MK&G steht in engem Erfahrungsaustausch u.a mit Hamburger Museen und den Bücherhallen und ist mit Einrichtungen, Initiativen, Vereinen, Kunst- und Kulturprojekten, soziopolitischen Gruppen und Bündnissen aus dem Stadtteil und der Stadtgesellschaft im Gespräch.

KURATOR*INNEN
Nina Lucia Groß studierte Sprachkunst und Kunstgeschichte und promoviert im Fach Kunstgeschichte. Seit 2014 ist sie als Kuratorin, Autorin und Lehrende tätig, u.a. im Kunstverein Harburger Bahnhof oder im Golden Pudel Club. Sie beschäftigt sich mit Gender, Architektur, Popkultur, Wissenschaftskritik und ortspezifischen Fragen. Groß ist Mitgründerin des feministischen Netzwerks femrep e.V.

Der Künstler und Kurator Tilman Walther studierte Bildende Kunst und Kunsttheorie an der HFBK Hamburg. Er publiziert zu Themen wie Solidarität, Architektur, Computerspielen und Soziologie der Arbeit, war Mitbegründer des soziokulturellen Raums Comune im Gängeviertel und betrieb mit Dominic Osterried das Pragmantische Jugendzentrum in der Galerie Dorothea Schlüter.

Gefördert mit Mitteln aus der Innovationsoffensive Hamburger Museen“ der Behörde für Kultur und Medien.

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