Im Rahmen der Eröffnung des 10. ExtremWetterKongress appellieren führende Wissenschaftler*innen und Experten mehr für den Klimaschutz zu tun, warnen vor den nicht umkehrbaren Folgen einer weiteren globalen Erwärmung und sehen eine sachliche und faktenbasierte Diskussion gestärkt.

Vor dem Hintergrund rapide schmelzender Gletscher, brennender Wälder, verheerender Wirbelstürme und der sich in Deutschland verstärkenden Hitzewellen und Trockenheiten wurde heute in Hamburg der 10. ExtremWetterKongress eröffnet. Wissenschaftler*innen ordnen in den kommenden Tagen die aktuellen Ereignisse ein, stellen neue Ergebnisse ihrer Forschung einer breiten Öffentlichkeit vor und stehen dieser im Dialog für ihre Fragen zur Verfügung.

In Ihrer Eröffnungsrede wies Hamburgs zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank auf die hohe Bedeutung der Klimaforschung hin. Mit Hartmut Grassl würde die Deutsche Meteorologische Gesellschaft im Rahmen des Kongressen einen Wissenschaftler zum Ehrenmitglied ernennen, der vor einigen Jahrzehnten die Weichen für das Deutsche Klimarechenzentrum in Hamburg gestellte hatte, welches zusammen mit weiteren Institutionen zu den führenden Einrichtungen der Klimaforschung weltweit zählt. Fegebank versprach noch stärker darauf hinzuwirken, dass sowohl Forschung als auch Klimaschutz an der aus ihrer Sicht notwendigen höheren Bedeutung gewinnen. Fegebank: „Der ExtremWetterKongress bringt Wissenschaftler*innen, Bürger*innen und die Öffentlichkeit zusammen und sensibilisiert alle für das große Menschheitsthema Klimawandel. Es gilt jetzt entschlossen zu handeln: Wir haben gleichermaßen das Ziel, Hamburg zu einer führenden Stadt in der Klimaforschung weltweit zu machen, dafür gibt es herausragende Einrichtungen bei uns in der Stadt.  Doch wir wollen als Stadtgesellschaft auch zu einem Vorbild in Sachen Klimaschutz werden: Die großen Städte sind einer der Hauptverursacher des menschengemachten Klimawandels, jetzt stehen sie auch in der besonderen Verantwortung bei der Lösung vorangehen. Dafür haben wir uns in Hamburg einen ehrgeizigen Klimaplan gegeben. Das Hamburgische Klimaschutzgesetz ist im bundesweiten Vergleich extrem ehrgeizig: Der Senat hat sich deshalb vorgenommen, bis 2030 den CO2-Ausstoß um 55 Prozent zu senken und dafür zu sorgen, dass Hamburg sogar möglichst bereits vor 2050 zur klimaneutralen Stadt wird. Dazu gehören unter anderem Maßnahmen, wie der Kohleausstieg, die Verkehrswende, die Förderung .“

WMO Präsident appelliert auf ExtremWetterKongress zu mehr Klimaschutz

Der Präsident der WMO, Prof. Gerhard Adrian, richtete einen eindringlichen Appell an die Teilnehmer*innen: „Wir Fachleute müssen noch aktiver auf die Öffentlichkeit zu gehen. Weltweit sind immer mehr Menschen unmittelbar vom Klimawandel betroffen. Aus Sicht der WMO muss ich leider ein drastisches Fazit ziehen: Alle wichtigen Stellschrauben drehen sich unverändert in die falsche Richtung. Die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre nimmt immer noch zu. Corona wird sich da kaum auswirken. Alle Beobachtungen zeigen: Unser Wetter und unser Klima werden extremer: Weltweit, in Europa und hierzulande. Wir sind alle aufgerufen, uns im eigenen Interesse für Klimaschutz einzusetzen und noch viel mehr miteinander ins Gespräch zu kommen. Dabei sind wissenschaftliche Erkenntnisse und die Vermittlung dieser Fakten eine wichtige Basis.“

Klimaforscher Differenzieren bei den zu erwarteten Risiken extremer Wetterereignisse

Im Rahmen der Pressekonferenz stellt der Deutscher Wetterdienst die wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Extremwetter in Deutschland vor. Das Faktenpapier belegt, dass die gegenwärtige globale Erwärmung in Deutschland viel stärker wirkt, als im globalen Mittel. Während die globalen Temperaturen in der aktuellen Dekade um etwa 1,1 Grad über der Zeit von 1881-1910 liegen, so sind es in Deutschland fast 2 Grad. Der Klimawandel richtet auch in Deutschland bereits große Schäden. Prof. Dr. Mojib Latif, Vorsitzender des Deutschen Klimakonsortiums: „Wir wissen seit Jahrzehnten über das Klimaproblem Bescheid. Die Menschheit muss ihre Trägheit aufgeben und schnell und entschieden handeln, wenn sie das Klimasystem in weniger gefährlichen Bahnen lenken will. In Kalifornien sehen wir gerade, dass es auch Grenzen der Anpassung gibt. Wichtig dabei ist zu verstehen, dass nicht alle extremen Wetterereignisse häufiger auftreten. Wir sehen beispielweise eine Abnahme der starken Fröste und keine Zunahme von Stürmen in Norddeutschland. Aber wir sehen eben auch eine Reihe von extremen Wettereignissen, die sich häufen und intensivieren. So hat sich die Zahl schwerer Tropenstürme im Vergleich zur Gesamtzahl erhöht. Und bei den Temperaturen führt der Trend in eine sehr klare Richtung hin zu mehr Hitzewellen, global und auch in Deuschland.“

Arved Fuchs, Polarforscher: „Um das Maß der globalen Erwärmung für die Menschheit erträglich zu halten – für viele auch existentiell -, spielt die Geschwindigkeit der Maßnahmen eine entscheidende Rolle. Ich sehe auf meinen Reisen in die Arktis, wie rapide sich unser Planet in dieser Region verändert. Permafrostböden weichen und lassen Dörfer versinken. In diesem Sommer gab es lange Phasen in den 30 Prozent der Fläche Grönland in einen Schmelzprozess eingetreten sind. Sie können da mit eigenen Augen sehen, wie das System kippt. Das Eis schmilzt! Die Arktis erwärmt sich mehr als doppelt so schnell wie der Rest der Welt . Die Auswirkungen der Erderwärmung sind mittlerweile auch an der deutschen Küste zu spüren. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren und müssen die Klimaschutzziele von Paris einhalten.“

Wissenschaftler warnen vor den Folgen der Erwärmung in Deutschland

In Deutschland sind die Veränderungen in Folge der globalen Erwärmung vor allen Dingen im Bereich der Hitze und Dürre zu sehen. Tobias Fuchs, Vorstandsmitglied und Leiter des Geschäftsbereichs Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes: „Das Thema Wetterextreme steht weit oben auf der wissenschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Tagesordnung. Zu Recht, denn die zum Teil katastrophalen Folgen von Stürmen, Hitzewellen oder Starkregen können heute fast jeden von uns treffen. Hinzu kommt: Mit dem fortschreitenden Klimawandel müssen wir künftig mit noch intensiveren und oft mehr Wetterextremen rechnen – auch in Deutschland. Darauf müssen wir alle uns frühzeitig vorbereiten."

Veranstalter sieht Bedeutung von Rationalität und Dialog gestiegen

Frank Böttcher, Sprecher der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft, sieht den Dialog mit der Gesellschaft als eine wesentliche Aufgabe: „Wir stehen der globalen Erwärmung nicht hilflos gegenüber. Wir können heute sicher sagen, unter welchen Rahmenbedingungen wir die Lebensbedingungen für die nächsten Generationen erhalten können. Das darf uns den Mut geben, diese Bedingungen zu schaffen. Viele Menschen haben noch immer starke Zukunftsängste. Es wird nicht helfen, wenn wir uns für die kommenden 100 Jahre in einen permanenten Alarmzustand in Sachen globale Erwärmung versetzen. Da Ängste auf der emotionalen Ebene bearbeitet werden, wird mit zunehmender Angst die Fähigkeit geringer, sich mit sachlichen Argumenten auseinandersetzen zu können. Daher ist es aus meiner Sicht wichtig, die Ergebnisse der Wissenschaft stets mit der gebotenen Ruhe und Sachlichkeit zu diskutieren. Auf Basis der vorgestellten Erkenntnisse kann dann jede/jeder frei entscheiden, ob er/sie die kritischen Betrachtung der Wissenschaft zur globalen Erwärmung für seine Bewertung heranzieht und ich welchem Maße. Die Klimagemeinschaft bietet für den Bereich Extremwetter in Deutschland eine verlässliche Faktengrundlage an und die Erkenntnisse zeigen, dass wir bei entschiedenem und schnellem Handeln das Klimasystem in für uns Menschen erträglichen Bahnen halten können.“

Wirtschaftsvertreter fordern bessere Rahmenbedingungen für Transformation

Für Beobachter wurde auf der Eröffnung deutlich: Die Wissenschaft hat das Klimasystem und die zu erwarteten Folgen in Abhängigkeit von menschlichen Handeln im wesentlichen verstanden. Um den Folgen einer weiterhin ungebremsten Erwärmung entgegen zu wirken, sehen die Wissenschaftler*innen auf dem Kongress weiterhin Chancen. Prof. Maximilian Gege, Vorsitzender von B.A.U.M. e.V. drückt aufs Tempo und fordert das politische Berlin auf, noch stärker an den notwendigen Rahmenbedingungen zu arbeiten: „Wir haben bereits viel zu viel Zeit verloren für die zwingend notwendige Transformation der Wirtschaft/Gesellschaft. Die drei fundamentalen Ziel-Kategorien für eine sehr schnelle Umsetzung lauten: De-Karbonisierung, De-Materialisierug und Re-Naturierung. Eine drastische Reduzierung der CO-2 Emissionen und des gesamten Ressourcen-Verbrauchs führen auch zu massiven Kosteneinsparungen, neuen Arbeitsplätzen, zusätzlichen Steuereinnahmen für Bund, Länder und Kommunen und zu einer besseren Lebensqualität. Durch intensiven Einsatz der Erneuerbaren Energien, Steigerung der Energie-Effizienz durch z.B. Kühlung, Beleuchtung, Abwärmenutzung, skalierbare Energie-Management-Systeme, Energie-Speicherung, Kreislaufwirtschaft, Mehrfachnutzung und Abfallvermeidungskonzepte, Mess-Steuerungs-Regelungstechnik und digitalisierte Prozesse lässt sich das Ziel einer engerieautarken und CO-2-neutralen Industrieproduktion erreichen. Kosteneinsparungen bis zu 70/80% sind dabei absolut realistisch und finanzierbar. Dafür braucht es aber viel bessere politische Unterstützung. Um aus der Coronakrise eine Chance für die Transformation zu machen, wollen wir von B.A.U.M. den geplante Europäische Green Deal, ein erster und wichtiger Schritt, mit einem 800 Milliarden Zukunfts-Klimaplan, basierend auf Milliarden Privatkapital, flankieren und unterstützen. Ich nenne das Green-Doing!“

Über den ExtremWetterKongress

Der ExtremWetterKongress fand erstmals am 16./17. Februar 2006 im Hamburger Geomatikum statt. Er ist damit der erste regelmäßige Kongress, der Spitzenforschung in den Bereichen Wetter und Klima sowie den interdisziplinär angrenzenden Fachbereichen erlebbar macht und in die Gesellschaft trägt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Expertinnen und Experten diskutieren mit Vertretern aus Gesellschaft, Medien, Kultur, Wirtschaft und Politik die neuesten Erkenntnisse zu Fragen der globalen Erwärmung und die sich in besonderer Weise durch diese verändernden Extremwetterereignisse und deren Folgen in allen betroffenen Bereichen."

Das Programm des Kongresses finden Sie unter www.ewk2020.de. Ein PDF-Dokument des ersten Faktenpapiers und sämtliche Grafiken finden Sie unter: www.ewk2020.de/ewk_presse

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