„Mitleid ist wie eine nicht-wirkende Medizin“ steht über dem Schwarzweißbild des 14jährigen Sebastian. Er meint es so. Mit Mitleid kennt er sich aus – Sebastian hat SMA, also Muskelschwund. Ja, er sitzt im Rollstuhl, und ja, er kann ein paar Dinge nicht so machen wie er gerne würde – Mitleid will er trotzdem nicht. Wie Sebastian geht es auch den anderen Jugendlichen, die bei der Fotokampagne der „Grünen Bande“ mitmachen.

Das Jugendprojekt des Bundesverbands Kinderhospiz ist ein Club für schwersterkrankte Jugendliche, für ihre Geschwister und Freunde oder Jugendliche, deren Eltern schwerstkrank sind. Weil sie alle einfach „normal“ behandelt werden wollen, ist Mitleid so ziemlich die unerwünschteste Reaktion überhaupt. „Ich brauch‘ kein Mitleid“ ist deshalb auch der Titel eines Songs, den die Mitglieder der Grünen Bande selbst komponiert und vertont haben. Die Produktion des Musikvideos dazu musste wegen Corona zwar verschoben werden – doch die Grüne Bande ist in Zeiten der Pandemie aktiver denn je.

„Bewegungseinschränkung ist für uns ja nichts Neues“, sagt die 15jährige Nina trocken. Als gewählte Chefin der Grünen Bande ist sie diejenige, die regelmäßig zu virtuellen Bandentreffen per Videochat einlädt, die Themen vorschlägt und die Umsetzung von Kampagnen – so wie die Fotostrecke, in der jedes Bandenmitglied mit einem starken Satz darauf aufmerksam macht, dass kranke oder behinderte Jugendliche nicht anders sind und nicht anders behandelt werden wollen als gesunde Gleichaltrige. Zum Weltkindertag veröffentlicht Nina mit ihrer Bande diese Bilder über die sozialen Netzwerke; die Jugendlichen möchten damit Denkanstöße geben. „Es ist total nervig, wenn man nur über seine Krankheit definiert wird“, weiß die junge Bandenchefin aus Erfahrung. Nina selbst ist gesund, doch ihr älterer Bruder Felix hat einen Hirntumor, und seine Krankheit hat Auswirkungen auf jeden in der Familie. „Da braucht man dann nicht auch noch Beschränkungen von außen“, sagt Nina selbstbewusst.

Bald darf die 15-Jährige die Belange der Grüne Bande auf einer ganz großen Bühne vertreten: Nina ist dieses Jahr eine der Preisträgerinnen der „Goldenen Bild der Frau“ – und wild entschlossen, die Öffentlichkeit auf das Mitleids-Thema hinzuweisen. „Zum Weltkindertag möchten wir von der Grünen Bande der Gesellschaft einen Gedanken mitgeben“, sagt Nina. „Wir möchten unser Recht auf KEIN Mitleid einfordern! Hört bitte auf, uns zu bedauern. Unterstützt uns lieber, damit wir alles machen können was auch Ihr gerne macht. Wir sind nicht anders!“

„Die Grüne Bande und ihre Chefin haben seit ihrer Gründung vor drei Jahren Außerordentliches geleistet“, sagt Sabine Kraft stolz. Die Geschäftsführerin des Bundesverbands Kinderhospiz hatte das Projekt gemeinsam mit der damals 16jährigen, schwerstkranken Sina Wolf ins Leben gerufen, weil es kein deutschlandweites Vernetzungsangebot für diese Altersgruppe gab – inzwischen hat die Grüne Bande über 50 aktive Mitglieder, die vor Ideen nur so strotzen. Mit dem Thema Mitleid aufzuräumen ist nur der Anfang…

Weitere Informationen und auch das Anmeldeformular (für Jugendliche ab 14 Jahren) finden sich auf der Webseite des Jugendclubs: www.gruene-bande.de.

Über den Bundesverband Kinderhospiz e.V.

Der Bundesverband Kinderhospiz ist als Dachverband der ambulanten und stationären Kinderhospizeinrichtungen in Deutschland auch Ansprechpartner für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kostenträger und Spender.

In Deutschland gibt es rund 50.000 Familien, die ein lebensverkürzend erkranktes Kind haben. Für diese Familien setzt sich der Bundesverband Kinderhospiz ein, um sie aus dem sozialen Abseits zurück in die Mitte der Gesellschaft zu holen.

BVKH Geschäftsführerin Sabine Kraft wurde für ihre Verdienste für schwerstkranke Kinder und Jugendliche 2019 von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

www.bundesverband-kinderhospiz.de

2015 richtete der Bundesverband Kinderhospiz das „OSKAR Sorgentelefon“ ein. 365 Tage im Jahr rund um die Uhr, kostenlos und anonym sind dort professionell geschulte Mitarbeiter zu erreichen, die alle Fragen zu lebensverkürzenden Erkrankungen bei Kindern beantworten. OSKAR ist auch für Familien in Trauer da und kann sowohl von Betroffenen und ihren Angehörigen als auch von Fachleuten genutzt werden. 2020 erweiterte der BVKH sein Angebot auf der Hilfs-Plattform Frag-Oskar.de um Chats für betroffene Familien und speziell für Jugendliche und um eine Fragestunde zu sozialrechtlichen Themen. OSKAR wird derzeit weiter ausgebaut und ist auch bald als „Sorgenmail“ jederzeit erreichbar. www.frag-oskar.de

Mit der „Grünen Bande“ hat der BVKH ein deutschlandweit einzigartiges Jugendprojekt für schwersterkrankte Jugendliche, ihre Geschwister und Freunde ins Leben gerufen. Die Bandenmitglieder sind über die sozialen Medien miteinander vernetzt und treffen sich einmal im Jahr bei einem Bandentreffen auch persönlich.

www.gruene-bande.de

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