Dass Menschen wegen der Corona-Krise ihre Haustiere abgeben oder vermehrt aussetzen, kann Amelie Bensch im Gespräch mit den Politikern bisher nicht bestätigen. „Allerdings bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt. Die Zahl der Vermittlungen ist durch die Corona-Krise deutlich zurückgegangen. Auch die finanziellen Auswirkungen sind zu spüren. Freemann beschrieb die finanzielle Situation des Vereins: „Die Geldspendenbereitschaft habe nachgelassen, weil viele Menschen sich mehr um ihre wirtschaftliche Zukunft sorgten. Aufgrund des eingeschränkten Besucherverkehrs findet die Tiervermittlung nur noch nach Terminvereinbarung statt. Dadurch sanken die aus Vermittlungen resultierenden Schutzgebühren. Spendenveranstaltungen, Tage der offenen Tür und alle weiteren Aktionen, die Geld für die Versorgung unserer Tiere einbringen, können ebenfalls nicht stattfinden. Das Dilemma: Einkünfte fehlen, aber die Ausgaben für Personal, Tierarzt, Medikamente und Futter laufen weiter. Wir hoffen, dass wir bald wieder in den Regelbetrieb übergehen können.
Schomaker machte noch einmal deutlich, wie angespannt die wirtschaftliche Lage – auch ohne die zusätzlichen Belastungen durch Corona – ist. Als Hauptgrund nannte er hierfür in erster Linie den nicht kostendeckenden Fundtiervertrag. „Wir haben über viele Jahre die finanziellen Lücken, die durch die mangelhafte Kostenerstattung der übertragenen Aufgaben für die öffentliche Hand entstanden sind, aus eigener Kraft ausgeglichen. Inzwischen sind aber die Rücklagen für den Tierheimneubau eingeplant und es können nur bedingt weitere gebildet werden.“
Im Fokus des Gesprächs, bei dem auch der Amtsleiter des Bürger- und Ordnungsamtes, Thomas Herbrig anwesend war, stand auch die wachsende Belastung durch Folgen der Gesetzgebung der Bremer Landesregierung (Rasseliste). Die durch die Bremer Landesregierung eingeführte „Rasseliste“ erschwert die Situation für das Tierheim. So werden Hunde aufgrund ihrer Rasse per se als gefährlich eingestuft und können, wenn sie durch Einziehung oder andere Gründe ins Tierheim kommen, schwerer, nur mit Auflagen oder zum Teil gar nicht vermittelt werden können. Hinzu kommen noch sogenannte gefährliche Hunde, die im Auftrag der Behörden beschlagnahmt und ins Tierheim eingewiesen werden. All dies bedeutet einen Anstieg der mittleren Verweildauer und der damit einhergehenden Kosten für die Unterbringung und Pflege. Um den stetig anwachsenden Bestand weiterhin artgerecht unterbringen zu können, musste eine zusätzliche Zwingeranlage auf dem Gelände am Vieländer Weg gebaut werden. Ein weiteres Problem stellt die Beschlagnahme von Tieren dar und die meist nicht kostendeckende oder völlig ausbleibende Kostenübernahme vonseiten der beschlagnahmenden Behörde (Lebensmittelüberwachungs-, Tierschutz- und Veterinärdienst des Landes Bremen (LMTVet))“, führt Freemann besorgt aus.
Die Sprecher zeigten sich beeindruckt von der guten fachlichen Arbeit des Tierheims und der guten Ausstattung für die Versorgung der Tiere. Raschen betont: „Der Tierschutzverein übernimmt für die Stadtgemeinde Bremerhaven die Fundtierverwaltung und unterstützt diese damit bei der Wahrnehmung ihrer Pflichtaufgaben. Wir müssen zumindest einen vernünftigen Rahmen festlegen, innerhalb dessen sich die Erstattung durch die Stadt bewegen muss. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in dieser Problemstellung zu einer einvernehmlichen Lösung kommen werden.
Diese Auffassung teilt auch Kirschstein-Klingner: „Es ist dringend geboten, dass wir hier tätig werden. Es kann nicht sein, dass der Tierschutz Bremerhaven die Aufgaben für die öffentliche Hand übernimmt, ohne dass damit eine kostendeckende Erstattung verbunden ist. Auch bin vorsichtig optimistisch, dass wir hier in absehbarer Zeit eine Lösung finden werden.“
Die zahlreichen haupt- und ehrenamtlichen Mitglieder des Tierschutzvereins Bremerhaven leisten eine unverzichtbare und wichtige Aufgabe, die unseren großen Dank und unsere volle Unterstützung finden, sind sich die Besucher einig.
Tierschutz Bremerhaven e.V. Tierheim
Vieländer Weg 137
27574 Bremerhaven
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