In mehr als 30 Ländern werden Kinder auf ihrem Schulweg oder in der Schule zur Zielscheibe. Scharfschützen, Bomben, Vergewaltiger, Entführer und Rekrutierer von Kindersoldaten nehmen Millionen Mädchen und Jungen die Möglichkeit zu lernen und sich eine  Zukunft in einer zivilen Gesellschaft aufzubauen.

Jeden Tag kommt es im statistischen Durchschnitt der letzten 5 Jahre zu sechs Angriffen auf das Bildungswesen. Es geschehe zu wenig um diese Angriffe zu verhindern oder zu ahnden, kritisiert die  Kinderhilfsorganisation World Vision anlässlich des  ersten internationalen Tages für den Schutz der Bildung vor Angriffen. Am 9. September wird dieser Gedenktag auf Beschluss der Vereinten Nationen dieses Jahr zum ersten Mal begangen.

Einer der jüngsten Angriffe auf eine Schule liegt erst eine Woche zurück: Eine bewaffnete Miliz überfiel und vergewaltigte (laut BBC) 35 Schülerinnen in der Stadt Itiro im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo. Sie waren für die Abschlussexamen zusammen gekommen. Ein weiterer Angriff in Masisi in der Kivu-Region trieb nach World Vision-Informationen Grundschüler zur Flucht.

„Diese Gewalt erzeugt ein Trauma, das weit über die einzelnen betroffenen Kinder und Jugendlichen hinausreicht“, betont Ekkehard Forberg, Friedensexperte bei World Vision Deutschland.

Die Demokratische Republik Kongo zählt ebenso wie Jemen zu den Ländern mit bewaffneten Konflikten, in denen zwischen 2015 und 2019 jeweils mehr als 1.000 Angriffe auf Bildung pro Jahr gemeldet wurden. Laut dem Bericht „Education under Attack 2020“ nahm die Gesamtzahl der Angriffe auf Bildung weltweit zwar ab, aber im Jemen sowie in Afghanistan, West-und Zentralafrika gab es auch eine starke Zunahme der Angriffe. Die militärische Nutzung von Schulen und Universitäten, etwa als Stützpunkt oder Waffenlager, war eine häufige Ursache für gezielte Angriffe, etwa Luftangriffe im Jemen.

Mit einer politischen Erklärung (Safe Schools Declaration) haben sich bisher 104 Staaten, darunter auch die Bundesregierung dazu verpflichtet, konkrete Schritte zum Schutz eines sicheren Zugangs zu Bildung in Krisen-und Konfliktgebieten zu leisten. „Eine konsequente Umsetzung dieser Verpflichtung können wir aber leider nicht erkennen“, sagt Ekkehard Forberg. „Deutschland entsendet zum Beispiel Soldatinnen und Soldaten in Konfliktgebiete, ohne sie gemäß den Richtlinien für den besonderen Schutz von Schulen auszubilden. Sie hat auch noch kein System entwickelt, um Verstößen nachzugehen. Auch könnte sie sich stärker dafür einsetzen, dass noch mehr Länder sich der Aufgabe stellen Schulen zu einem sicheren Zufluchts-und Lernort zu machen bzw. den Schutz der Kinder in Konflikten auf ihre Agenda nehmen.“

Forberg verweist auf einige Fortschritte, die etwa in Jemen seit einigen Monaten nach Unterzeichnung der politischen Erklärung erzielt wurden. Dort sei ein Gremium für den Schutz von Bildung geschaffen worden und das Militär habe zuvor besetzte Schulen evakuiert. „Dies zeigt, dass internationales Engagement wirkungsvoll sein kann.“

 

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