Der Radentscheid Rostock hatte zu der Fahrradtour speziell für Kinder eingeladen, um für eine kinderfreundliche Fahrradstadt zu demonstrieren. Marie Heidenreich vom Radentscheid Rostock freut sich, dass am Weltkindertag so viele junge Teilnehmer mitfuhren: „Die Demo hat uns vor Augen geführt, dass Kinder viel mehr Platz in der Stadt brauchen“, so die Sprecherin der Initiative. „Jede autofreie Straße wäre ein großer Gewinn für die Sicherheit und Lebensqualität in Rostock.“
Die Kidical Mass ist eine Demo in Anlehnung an die „Critical Mass“. Bei dieser Aktionsform treffen sich Radfahrer weltweit an jedem letzten Freitag im Monat, um bei einer Fahrradtour bessere Radfahrbedingungen einzufordern. Da die Kidical Mass – anders als die Critical Mass für Erwachsene – als Demonstration angemeldet war, begleiteten mehrere Polizeiautos und -motorräder die Tour. So konnten auch Kinder unter acht Jahren teilnehmen, die sonst nicht auf der Fahrbahn, sondern auf dem Gehweg fahren dürfen. Viele Kinder waren auf dem eigenen Fahrrad unterwegs, die Kleinsten saßen bei ihren Eltern auf dem Kindersitz oder im Fahrradanhänger. Einige Kinder und ein Hund ließen sich gemütlich in Lastenrädern von den Erwachsenen kutschieren.
Startpunkt der Demo war der Neue Markt, wo die Kinder gutgelaunt ihre Forderungen an die Politik richteten: „Rostock – Fahrradstadt!“ und „Wir haben’s satt – Autos aus der Stadt!“ riefen die Kinder lauthals in Richtung Rathaus. Dann starteten die Radfahrer und verließen den Neuen Markt in Richtung Steintor. Über die August-Bebel-Straße ging es geradeaus bis zum Lindenpark, wo die Tour nach links auf die Hundertmännerbrücke einbog. Am Kreisverkehr vor der Feuerwehr erwartete die Kinder ein besonderes Highlight: Sie durften diesen dreimal klingelnd und singend umkreisen, bevor es weiter in Richtung Südring ging. Von dort machte sich die Demo auf den Rückweg an der Stadthalle vorbei und über die August-Bebel-Straße bis zum Neuen Markt.
Trotz des ernsten Hintergrunds der Demo – unsichere Radwege in Rostock – machte die Fahrt Kindern und Eltern viel Spaß. Besonders die Kinder an der Spitze der Demo hatten großen Spaß dabei, das vorausfahrende Polizeiauto anzufeuern, schneller zu fahren. Damit auch die kleineren Kinder mithalten konnten, wurde aber auf der ganzen Tour ein langsames Tempo um die zehn Stundenkilometer gefahren.
“Wir fordern bessere Radwege, auf denen auch 10-jährige Kinder sicher Fahrrad fahren können”, so Heidenreich. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Radentscheid Rostock zehn Forderungen formuliert, die das Radfahren in Rostock sicherer machen sollen. Nachdem im vergangenen Jahr 8366 Rostocker dem Radentscheid ihre Unterschrift gaben, übernahm die Bürgerschaft im November 2019 die zehn Ziele des Radentscheids. Nun sei es höchste Zeit, dass die Stadt die Ziele umsetze, so Heidenreich. „Rostock braucht dringend mehr vom Autoverkehr getrennte Radwege und muss Gefahrenstellen wie die Hundertmännerbrücke endlich sicher gestalten“, fordert die Sprecherin des Radentscheids. „Radfahrstreifen führen oft zu nah an parkenden Autos vorbei, sind zu schmal oder zugeparkt“, so Heidenreich. Der Radentscheid appelliert mit der Kidical Mass außerdem an die Stadt Rostock, dringend getrennte Grünphasen für Fuß- und Radverkehr sowie Abbieger einzuführen, um Abbiege-Unfälle zu vermeiden.
Die zehn Ziele des Radentscheid Rostock:
Ziel #1 – Planungen nach dem Stand der Technik
Ziel #2 – 10 km sichere Radwege an Hauptstraßen pro Jahr
Ziel #3 – 10 km für den Radverkehr attraktive Nebenstraßen pro Jahr
Ziel #4 – Vier sichere Kreuzungen pro Jahr
Ziel #5 – Hindernisfreie Rad- und Gehwege
Ziel #6 – Mehr Radabstellanlagen
Ziel #7 – 50 Bordsteinabsenkungen pro Jahr
Ziel #8 – Aktive Unfallursachenbeseitigung
Ziel #9 – Förderung von Lastenrädern
Ziel #10 – Bewusstsein schaffen
Der Radentscheid Rostock setzt sich für sicheren Radverkehr in Rostock ein. Der Radentscheid hat sich im Sommer 2018 gegründet. Das übergeordnete Ziel der Initiative ist eine Stadt, in der alle Menschen – auch Kinder und Senior*innen – sicher und entspannt Radfahren können. Radfahren ist gesund, schont das Klima, braucht wenig Platz und verursacht weder Lärm noch Abgase. Außerdem lassen sich die meisten Ziele innerhalb Rostocks schneller mit dem Fahrrad erreichen. Fahrradfahren macht einfach Spaß, wenn die Radwege breit genug, hindernisfrei und sicher sind. Deshalb fordert der Radentscheid die Politik dazu auf, kinder- und seniorengerechte Radinfrastruktur zu schaffen.
Die Initiator*innen des Radentscheids haben zehn Ziele für eine fahrradfreundliche Stadt erarbeitet. Diese umfassen den Bau von sicheren Radwegen und Kreuzungen nach niederländischem Vorbild. Auch zusätzliche Fahrradabstellanlagen und ein Verleihsystem für elektrisch betriebene Lastenräder. Außerdem fordert die Initiative, dass Rad- und Gehwege konsequent von Hindernissen und Falschparkern befreit werden.
Die Initiative sammelte von April bis Oktober 2019 Unterschriften von 8366 Rostockern, die diese Forderungen unterstützen. Das benötigte Quorum von 4000 Unterschriften hatte das Bürgerbegehren bereits wenige Monate nach Start der Unterschriftensammlung erreicht. Am 6. November beschloss die Rostocker Bürgerschaft, dass die Stadt Rostock die Ziele des Radentscheids übernimmt. Seitdem verhandelt der Radentscheid mit der Stadtverwaltung über die konkreten Schritte zur Fahrradstadt Rostock.
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