Zöliakie ist eine erblich bedingte Unverträglichkeit des Darmes gegen ein Eiweiß aus der Kleberschicht (Gluten) des Getreides. Verzehren betroffene Kinder Nahrungsmittel, die Weizen, Dinkel, Roggen oder Gerste enthalten, bekommen sie Durchfall und Blähungen. Manchmal zeigt sich auch ein „Blähbauch“. Doch oft sind die Krankheitszeichen unspezifisch, sodass Zöliakie zu den 10 am häufigsten übersehen Krankheiten gehört. „Neben oft auftretenden Durchfällen und Blähungen können eine mangelnde Gewichtszunahme, wiederholte Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie eine chronische Verstopfung Folgen einer Zöliakie sein. Blässe kann auch aufgrund eines Eisenmangels durch eine gestörte Nahrungsverwertung auftreten. Meist zeigen sich die ersten Beschwerden im Kleinkindealter, aber sie können sich manchmal erst im Grundschulalter oder sogar im Erwachsenenalter entwickeln“, beschreibt Prof. Dr. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), die unterschiedlichen Krankheitszeichen. Gluten verursacht bei Betroffenen im Darm Entzündungen und schädigt längerfristig die Darmzotten.

Bei einem Verdacht untersucht der Kinder- und Jugendarzt zunächst, ob das Kind Antiköper im Blut hat. Lassen sich diese nachweisen, erfolgt eine Überweisung zum Kindergastroenterologen. „Bevor eine Zöliakie nicht bestätigt ist, sollten Kinder aber keine glutenfreie Nahrung erhalten. Denn dies könnte ungewollt u.a. zu weniger Ballaststoffen in der Ernährung führen. Bei Vorliegen einer Zöliakie ist allerdings die einzige wirksame Therapie das Vermeiden von Gluten in der Ernährung. Erlaubt sind als Getreide(-Ersatz) Mais, Reis, Hirse, Amaranth, Buchweizen, Quinoa und Hafer. Bei verarbeiteten Lebensmitteln müssen Eltern bzw. Kinder genau auf die Zutatenliste achten. Gluten kann u.a. in Stabilisatoren, Emulgatoren, Geschmacksverstärkern, Gewürzen und Trennmitteln enthalten sein. Da die Ernährungsumstellung einige Fallstricke beherbergt, sollten Eltern und Kinder eine Beratung durch eine erfahrene Ernährungsfachkraft in Anspruch nehmen“, rät Professor Nentwich. Die Deutsche Zöliakiegesellschaft bietet auf ihrer Seite viele praktische Tipps für Eltern und Kinder: https://www.dzg-online.de/. Bei der Gesellschaft können Betroffene auch einen kostenlosen Zöliakiepass erhalten, in dem der Arzt die Diagnose und den Verlauf der Erkrankung dokumentiert. Unter www.zoliakie-verstehen.de können sich Heranwachsende und Eltern mithilfe von interaktiven Onlinekursen über die Krankheit informieren.

Weitere aktuelle Informationen rund um das Thema "Kindergesundheit" finden Sie auf der Internetseite des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) unter www.kinderaerzte-im-netz.de

Quelle:

Werkstetten K, Koletzko S. Diagnose und Therapie der Zoliakie im Kindesalter. Aktualisierung anlässlich der neuen ESPGHAN-Leitlinien 2020. Monatsschr Kinderheilkd 2020;168:457–470. (Online publiziert: 20. April 2020)
https://doi.org/…

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