Gestern, am späten Nachmittag des 19. August, besuchte die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, den Rebforschungsstandort des Julius Kühn-Instituts (JKI) auf dem Geilweilerhof in Siebeldingen in der Pfalz. Im Mittelpunkt des Besuchs standen die Züchtung neuer Rebsorten sowie die Digitalisierung im Weinberg. Dazu wurden verschiedene Forschungsarbeiten und Projekte vorgestellt. So wurde u.a. der Phenoliner demonstriert. Dieses Fahrzeug zur zerstörungsfreien, bildbasierten Erfassung von Rebenmerkmalen im Weinberg ist Herzstück des vom BMEL geförderten DigiVine-Projektes und hilft die langen Züchtungszeiten für neue Rebsorten zu verkürzen. Im Rahmen des Besuchs wurden auch Weine der neuen am JKI gezüchteten Rebsorten verkostet und dabei die speziellen Anforderungen an die Weinqualität, Aroma in Verbindung mit Widerstandsfähigkeit gegen biotischen und abiotischen Stress erörtert. Mit der 2020 klassifizierten Rebsorte Calardis Blanc offerieren die Rebenzüchter des JKI dem Deutschen Weinbau eine vielseitige, robuste neue Sorte mit dezenten Fruchtnoten tropischer Früchte. Pflanzenschützer und -züchter sind sich einig darüber, dass die Problemlösungen multidimensional sind: eine Säule sind neue Sorten. 

„Auf dem Gebiet des nachhaltigen Weinbaus ist Deutschland weltweit führend – auch dank unserer Ressortforschung am JKI. Dabei helfen digitale Anwendungen und neue Züchtungen. Etwa die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, die hier in Siebeldingen entwickelt werden. Sie kommen teilweise mit bis zu 80 Prozent weniger Pflanzenschutzmitteln aus und helfen so, Ressourcen zu schonen. Das ist ein toller Erfolg. Denn die Bedeutung resistenter Sorten wird aufgrund des Klimawandels weiter zunehmen. Unseren Vorsprung in diesem Bereich wollen wir ausbauen“, sagte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner.

„Züchtung ist die Basis der Anpassung unserer Kulturpflanzen an veränderte Umwelt- und Produktionsbedingungen und damit Grundlage für eine leistungsfähige Pflanzenproduktion , sagte JKI-Präsident Prof. Dr. Frank Ordon. Dies sowie die Entwicklung umweltschonender, nachhaltiger Produktionsverfahren sind die gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen, zu denen am JKI geforscht wird, so der Leiter des Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen weiter.

Dass im Zuge des Klimawandels und aufgrund des globalen Handels immer wieder neue Schadorganismen eingeschleppt werden, verdeutlichten die Rebenschützer des JKI. Sie stellten u.a. neue Krankheitsbilder vor, wie die Goldgelbe Vergilbung (französisch flavescence dorée), die auf eine Infektion mit zellwandlosen Bakterien, so genannte Phytoplasmen, zurückzuführen ist. Diese Phytoplasmen werden von der Amerikanischen Rebzikade (Scaphoideus titanus) übertragen. Das nach Europa eingeschleppte wärmeliebende Insekt, das in Deutschland bisher noch nicht aufgetreten ist, ist der einzig bekannte Vektor. Um die Verbreitung und Ausbreitung dieses und anderer Vektorinsekten zu überwachen, arbeitet das JKI an Monitoringstrategien, sowie daran Internet-Plattformen für die Verwaltung, Analyse und Kommunikation von Monitoringdaten zu entwickeln, die der Forschungscommunity zur Verfügung gestellt werden. Ähnlich wie bei der erwähnten Feldphänotypsierungsplattform Phenoliner, mit der im Weinberg Daten zu Reife und Gesundheitszustand generiert werden, ist die Digitalisierung auch im Bereich der Rebkrankheiten und Pflanzenschutzstrategien ein wichtiges Werkzeug, um schneller aussagekräftige Daten zu generieren und zu teilen. Größte Herausforderung ist die Integration von Sensordaten und die Etablierung anwenderfreundlicher Benutzeroberflächen. In „DigiVine“ wird etwa die Prozesskette von der Pflanzung bis zur Traubenannahme exemplarisch abgebildet, und es werden Vernetzungsstrukturen aufgebaut.

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