FondsSuperMarkt: Herr Dr. Schüßler, blicken wir ein gutes halbes Jahr zurück. Wie waren damals die Aussichten für die Aktienmärkte?
Den Schwung des Börsenjahres 2019 haben wir über den Jahreswechsel mitgenommen. Zu dem Zeitpunkt waren die wirtschaftlichen Rahmendaten stabil – mit einem Gewinnwachstum der Unternehmen weltweit im mittleren einstelligen Prozentbereich. Dies sowie die fehlende Anlagealternative auf der Zinsseite sollten, so unsere damalige Einschätzung, für Aktienmarktrenditen in 2020 im prozentual mittlerern einstelligen Bereich sorgen.
FondsSuperMarkt: Zurück in die Gegenwart. Wegen Corona scheinen die Perspektiven nunmehr nicht allzu rosig…
Insgesamt wird das Jahr 2020 von einer schweren Rezession gekennzeichnet sein. Wir schätzen, dass die Weltwirtschaft um knapp 3 Prozent schrumpfen wird. Bei Unternehmen sehen wir Gewinneinbrüche von bis zu 30 Prozent. Selbstverständlich muss man klar zwischen einzelnen Branchen unterscheiden. Während zyklische Branchen wie Tourismus, Luftfahrt, Automobil, Industrie und dauerhafter Konsum stark von der Rezession betroffen sind, kommen andere Branchen wie IT, Gesundheit, regulierte Versorger und Nahrungsmittelhersteller ordentlich durch die aktuelle Situation. Vereinzelt können Unternehmen sogar bei Umsatz und Gewinn leicht zulegen.
FondsSuperMarkt: Gegebenenfalls gibt es eine zweite Pandemie-Welle. Glauben Sie, dass die Aktienmärkte – nun dürfte das Überraschungsmoment fehlen – in dem Fall erneut abtauchen würden?
Wie die Aktieninvestoren auf eine zweite Welle reagieren würden, hängt gleich von mehreren Faktoren ab. Welche möglichen Lockdown-Maßnahmen müssten ergriffen werden? Gibt es dann bereits einen neuen Wirkstoff bzw. Medikamente? Wie stark würden der wirtschaftliche Einbruch sowie die Umsatz- und Gewinneinbußen bei den Unternehmen ausfallen? Gibt es weitere Konjunkturprogramme und Unterstützung durch die Notenbanken? Naturgemäß kann niemand diese Fragen heute beantworten. Generell ist davon auszugehen, dass die Aktienmärkte bei weiteren Gewinneinbrüchen der Unternehmen auf den aktuellen Bewertungsniveaus anfällig bleiben.
FondsSuperMarkt: Das Risiko dürfte also auf absehbare Zeit sozusagen Beifahrer sein. Wie viel Risiko können oder sollten insbesondere private Fondsanleger momentan bei Aktien auf sich nehmen, damit sie künftig an ihren Investments Freude haben?
Naturgemäß hängt dies stark von der jeweiligen Risikoneigung des Anlegers ab. Grundsätzlich: Wer sein Kapital – insbesondere real – langfristig erhalten und aufbauen möchte, wird auf der traditionellen Zinsseite in den kommenden Jahren voraussichtlich nicht fündig werden. Die langfristige Anlage in Aktien ist somit, zumindest für einen Teil des Vermögens, eine der wenigen Alternativen. Wer gerade sein Kapital aufbaut, ist mit einem Sparplan in Aktien oder Aktienfonds und einem mehrjährigen Horizont nach unserer Meinung gut positioniert. Gleichwohl werden wir als Investoren uns daran gewöhnen müssen, künftig kleinere Brötchen zu backen. Wir müssen also mit niedrigeren Renditen als in den vergangenen Jahren zufrieden sein.
FondsSuperMarkt: Traditionell lautet die Frage aller Frage: kaufen, halten oder verkaufen. Ihre Position momentan?
Wir waren in den vergangenen Monaten selektiv auf der Käuferseite und sind es immer noch. Trotzdem halten wir einen Teil des Fondsvermögens als Kasseposition, da der Aktienmarkt generell, aber auch speziell einige Bereiche – vor allem im Wachstumssegment – aktuell sehr hoch bewertet ist. Da wir langfristige Investoren sind, haben wir Zeit und werden auch in dieser Hinsicht nichts überstürzen.
FondsSuperMarkt: Profis spielen in der Regel unterschiedliche Szenarien durch. Wie lautet Ihr Worst-Case-Szenario, wie Ihr Best-Case-Szenario?
Das Best-Case-Szenario für die Aktienmärkte ist definitiv, dass es keine zweite Corona-Welle geben wird und sobald als möglich ein Impfstoff zur Verfügung steht. Zudem ist es wichtig, dass die Konjunkturprogramme und die ultralockere Geldpolitik die gewünschte Wirkung entfalten und sich die Weltwirtschaft ab dem dritten Quartal 2020 merklich erholt. Das sollte sich dann auch positiv auf die Entwicklung an den Aktienmärkten auswirken. In diesem Fall lohnt sicherlich ein Blick auf Aktien aus eher zyklischen Sektoren, die durch die Krise stark abgestraft wurden.
Der Worst-Case wären immer weitere Wellen, ohne baldige Aussicht auf einen Impfstoff, verschärfte Lockdown-Maßnahmen und die Wirkungslosigkeit der Konjunkturpakete und der Geldpolitik. Durch die damit einhergehenden weiteren Gewinneinbrüche der Unternehmen würde der Aktienmarkt voraussichtlich ebenfalls stark korrigieren. In diesen Zeiten wäre es wichtig, in Aktien von Unternehmen zu investieren, die davon weniger stark beeinflusst werden.
FondsSuperMarkt: Wie korrelieren vergleichsweise hohe Dividendenrenditen erfahrungsgemäß mit der Kursentwicklung?
Die absolute Höhe der Dividendenrendite sagt grundsätzlich erst einmal nichts über die Attraktivität des Unternehmens respektive über die potenzielle Kursentwicklung aus. So kann eine hohe ausgewiesene Dividendenrendite sogar auf ein erhöhtes Risiko einer Dividendenkürzung hindeuten, falls die Dividende aus der Substanz gezahlt wird. Dementsprechend investieren wir in unserer Dividendenstrategie nur in Aktien, deren Dividendenrendite in einem angemessenen Verhältnis zur Gewinn- bzw. Geschäftsentwicklung des Unternehmens steht. Außerdem sollte Potenzial vorhanden sein, langfristig die Dividende regelmäßig zu steigern.
FondsSuperMarkt: Wie ist derzeit das Fondsportfolio strukturiert – eher defensiv oder wieder offensiver?
Generell sind wir mit unserer Dividendenstrategie eher defensiv ausgerichtet. Auch aktuell (Anmerkung: Anfang Juli 2020) ist das Portfolio noch recht konservativ positioniert. Dies sollte sich aber ein Stück weit ändern, sobald sich die wirtschaftlichen Aussichten verbessern werden.
FondsSuperMarkt: Wie schwierig oder wie einfach ist es, passende Werte für´s Portfolio zu finden?
In dieser Hinsicht hat sich die Welt verändert. Vor allem in Europa haben einige Unternehmen die Dividende gekürzt oder gar vollständig ausgesetzt. In den USA hat es das bis dato weniger stark gegeben. Auch auf sektoraler Ebene gibt es teils massive Unterschiede. Während bei Banken, beim zyklischen Konsum wie Automobil oder Tourismus sowie Industrie die Dividenden massiv unter Druck gerieten, sind Sektoren wie Gesundheit, IT, nicht-zyklischer Konsum sowie Versicherungen kaum betroffen. Das Entscheidende für die Stabilität von Dividendenzahlungen wird aber nicht dieses, sondern das nächste Jahr sein. In unserem Portfolio waren wir weniger stark von Dividendenkürzungen betroffen mit unter 5 Prozent der Unternehmen. Auch sollten die Dividenden in unserem Portfolio auf Sicht der kommenden 12 Monate recht stabil sein. Somit erwarten wir eine Ausschüttung im November auf Vorjahresniveau, und dies wäre angesichts der größten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg ein absoluter Erfolg.
Kurzprofil des Fonds:
ISIN
DE0009848119
WKN
984811
Kategorie
Aktienfonds
Ausgabeaufschlag
5,00 %
Ertragsverwendung
ausschüttend
Managementvergütung p.a.
1,45 %
Laufende Kosten (aktueller Stand)
1,45 %
Auflegung
28.04.2003
Fondsvolumen (aktueller Stand)
18.071,00 Mio €
Performance seit Auflage (%),
Stand:
295,96% (kumuliert) und 8,32% (jährlich)
Stand: 10.7.2020
Über DWS
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DWS International GmbH Stand: 10.07.2020
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