Die Allende-Brücke über die Müggelspree ist eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen im Südosten der Stadt. Beim Neubau der Brücke sind die Planer*innen aber gewaltig übers Ziel hinausgeschossen: So werden dem Kfz-Verkehr auf dem kompletten Teilstück zwei Fahrspuren in jede Richtung zugesprochen – obwohl es vor und hinter der Brücke jeweils nur eine Spur je Fahrtrichtung gibt. Dafür sollen sich zu Fuß Gehende und Radfahrende zukünftig auf der Brücke den Weg teilen. Hinzu kommt, dass die Radwege auf den Rampen weit schmaler sind, als das Mobilitätsgesetz vorschreibt.
„Der Vorrang des Umweltverbundes, also des Fuß-, Rad- und öffentlichen Personenverkehrs, gilt seit zwei Jahren in Berlin. Der Senat muss deshalb festlegen, wie er mit Altplanungen umgeht: Wo sind Kompromisse einzugehen, weil eine Neuplanung zu teuer oder zu aufwändig wäre? Die Salvador-Allende-Brücke würden wir so drehen: Bei Fertigstellung Ende 2021 bekommt der Radverkehr eine der zwei Kfz-Fahrspuren je Richtung, die zu Fuß Gehenden erhalten die volle Breite des jetzt mit dem Radverkehr geteilten Weges. So kann man ohne viel Aufwand aus einer Altplanung eine mobilitätsgesetzkonforme Brücke gestalten“, schlägt Sophie Lattke vom Netzwerk Fahrradfreundliches Treptow-Köpenick, einem Projekt von Changing Cities, vor.
Es ist bekannt, dass Berlin ein Brücken-Problem hat; unzählige Brücken sind marode und die Art der Sanierungen oder Neubauten legen heute fest, wie die Mobilität der Zukunft aussehen wird.
„Brücken leben lange! Deswegen ist es so entscheidend, dass Brücken nicht singulär, sondern zukunftsorientiert und kontextbezogen geplant werden. Auch bei der Elsenbrücke in Berlin-Friedrichshain stellt sich die Frage, warum der Autoverkehr zu Lasten des Umweltverbunds dreistreifig geführt wird. Ähnliches gilt für die Mühlendammbrücke in Mitte. Wenn wir von Brücken reden, reden wir von 50 und mehr Jahren. Glaubt die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz allen Ernstes, dass wir in 20 Jahren immer noch 1,2 Mio. Pkw in Berlin haben? Das entspricht in keinster Weise den Zielen der Verkehrswende!“, stellt Ragnhild Sørensen von Changing Cities fest.
Über die Initiative Volksentscheid Fahrrad, ein Projekt von Changing Cities: Hinter dem Volksentscheid stehen Engagierte, Mobilitätsexpert*innen, Demokratie-Retter*innen und Fahrrad-Enthusiast*innen. Ein 10-Punkte-Plan des geplanten Gesetzes benannte konkrete Maßnahmen, jährliche Zielsetzungen und eine Umsetzungsverpflichtung innerhalb von acht Jahren. Der Volksentscheid Fahrrad wurde Berlins schnellster Volksentscheid: Der Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens wurde innerhalb von nur dreieinhalb Wochen von 105.425 Berliner*innen unterschrieben – 7 Prozent der Wähler*innenstimmen. Die neue Koalition sagte darauf zu, alle Ziele und Forderungen zu übernehmen. Am 28. Juni 2018 verabschiedete der Berliner Senat Deutschlands erstes Mobilitätsgesetz. Jährlich werden nun mehr als 50 Mio. Euro in die Radwege investiert.
Informationen zum Netzwerk Fahrradfreundliches Treptow-Köpenick:
www.fahrradtk.de
Informationen zum Volksentscheid Fahrrad: https://volksentscheid-fahrrad.de
Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.
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