Bis Ende 2021 wird die Zahl der Insolvenzen in den USA um voraussichtlich 43 Prozent steigen. Das prognostiziert der Kreditversicherer Coface. Für das BIP der Vereinigten Staaten erwartet Coface einen Rückgang im laufenden Jahr um 5,6 Prozent. 2021 dürfte es wieder um 3,3 Prozent zulegen.

Derzeit täuschen die offiziellen Zahlen über die angespannte Insolvenzlage etwas hinweg. So ist die Anzahl der Anmeldungen seit Februar insgesamt tatsächlich zurückgegangen. Das liegt am Insolvenzrecht. Der Rückgang der Konkursanmeldungen ist auf Kapitel 7 des US-Konkursrechts zurückzuführen, das letztlich die Liquidation des Unternehmens vorsieht. Dieses gerichtlich überwachte Verfahren, das fast 64 Prozent der Unternehmenskonkurse im Jahr 2019 ausmachte, umfasst den Verkauf von Vermögenswerten und die Auszahlung des Verkaufserlöses an die Gläubiger durch einen gerichtlichen Vertreter gemäß den durch das Konkursgesetz festgelegten Prioritäten.

Das versuchen die Unternehmen offensichtlich zu vermeiden. Denn gleichzeitig ist die Zahl der Unternehmen, die den Schutz nach Kapitel 11 beantragten, stark angestiegen: um 48 Prozent im Mai gegenüber dem Vorjahr. Chapter 11, das mehr als 25 Prozent der Verfahren im Jahr 2019 ausmachte, ermöglicht es einem Unternehmen, seine Tätigkeit fortzusetzen und gleichzeitig eine Reorganisation durchzuführen.

„Diese zwei Geschwindigkeiten bei der Insolvenzentwicklung deuten darauf hin, dass sich bereits viel mehr Konkurse im Zusammenhang mit COVID-19 anbahnen“, erklärt Ruben Nizard, Volkswirt bei Coface für Nordamerika. „Die sinkenden Insolvenzzahlen in den letzten Monaten geben eine Scheinsituation wieder.“ In einem „Focus“ zur Situation in den USA prognostiziert Coface daher, dass die Zahl der Insolvenzen in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 wieder zunehmen wird. Zwischen Ende 2019 und Ende 2021 wird der Anstieg voraussichtlich 43 Prozent betragen. Aggregierte Unternehmensbilanzen zeigen, dass die Luft- und Raumfahrt, der Einzelhandel, die Automobilindustrie und der Energiesektor am anfälligsten sind. Auch „Zombie"-Firmen, die trotz prekärer Solvenz und Rentabilität weiter operieren und 2019 mehr als 6 Prozent der Unternehmen ausmachten, könnten in den kommenden Monaten in die Insolvenz getrieben werden.

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