„Die Buchseite stammt zweifelsohne aus einem katholischen Katechismus des 18. Jahrhunderts“, bestätigt der Augsburger Historiker Dr. Helmut Zäh. „Um aber bei der unübersehbaren Flut an verschiedenen Ausgaben, die damals erschienen sind, die richtige zu finden, bedarf es schon einer gehörigen Portion an Finderglück“. Dieses ist der Bezirkseinrichtung bislang leider versagt geblieben.
Und was hat es mit den Knochen auf sich? „Die Ansammlung ist als Küchen- oder Speiseabfall zu deuten“, meint Prof. Dr. Joris Peters, Paläoanatom an der Tierärztlichen Fakultät der LMU und Direktor der Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie in München. „Auf dem Bild sind Schaf, Rind (Kalb) und Hase oder Kaninchen zu erkennen. Menschenknochen sind nicht dabei. Interessant wäre nun zu wissen, wie das Fundgut datiert und was die zeitgleichen Aufzeichnungen zum damaligen Speiseplan im Kloster überliefern.“ Leider haben sich aus dem 18. Jahrhundert aber keine Speisepläne aus Kloster Irsee erhalten, so dass auch diese Spur nicht weiterverfolgt werden kann.
Dabei ist der jetzige Fund beileibe nicht der erste in der historischen Treppenanlage des Schwäbischen Bildungszentrums. Bereits vor drei Jahren fiel in einer Treppenstufe ein Hohlraum auf, in dem sich ein kleiner Schatz versteckte: Ein winziger roter Stoffpartikel, ein fingerlanges Doppelbalken-Kreuz, ein nur daumennagelgroßes Medaillon und zwei bedruckte Zettelchen mit deutschem und lateinischem Text. Alles zusammen ergab ein sogenanntes „Breverl“ – bestehend aus einem sogenannten Caravaca-Kreuz, einem Benedictuspfennig und einem Segenstext. Diese baute man wohl als eine Art Talisman ein, denn auch das aufgeklärte Benediktinerkloster Irsee war nicht frei von zeitgenössischem Aberglauben.
Bleibt abzuwarten, was die bis August andauernde Treppenhaussanierung, die vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, der Bayerischen Landesstiftung, dem Landkreis Ostallgäu und der Marktgemeinde Irsee bezuschusst wird, noch weiter zu Tage fördert.
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