Ja, so ist er, Dietmunt Gandelfinger, der Hauptmann der Esslinger Stadtwache: Immer liebenswürdig – falls aber nötig auch durchgreifend und resolut. Schließlich haben wir bei dieser Erlebnistour den Chef von weit über 200 Wachleuten und damit den wichtigsten Mann des mittelalterlichen Esslingens vor uns.

Aus den Bürgern der Stadt rekrutiert, sorgt seine Truppe rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, für Sicherheit: Sie bewacht die Stadttore, die abends verschlossen werden, schlägt sich die Nächte um die Ohren, hält nach Feuer oder Unruhen Ausschau. Oben auf der Stadtmauer, die komplett begehbar ist, behält sie stets das Geschehen im Auge, immer gewappnet Alarm zu schlagen, falls sich irgendetwas Verdächtiges rührt. „Hoffentlich!“, denkt der Hauptmann jeden Abend. Denn so ganz traut er seinen Leuten nicht über den Weg. Zu häufig hat er sie schon beim Faulenzen erwischt.

Brust raus – Bauch rein, in voller Rüstung um Eindruck zu schinden, inspiziert er deshalb auf seiner Tour die Wachleute und prüft, ob sie auch Dienst nach Vorschrift tun. Es geht rauf auf Stadtmauer und Türme. Sind die Wachen auf dem Posten, keiner angetrunken oder vertreibt sich die Zeit mit Würfelspielen? 

Unterwegs zwischen Schwörhof, Innerer Brücke und Stadtkirche – dem Hauptquartier der Stadtwache – begegnet er Händlern, Hausierern oder Scherenschleifern und macht hin und wieder auch Bekanntschaft mit Bottschamperln, die aus dem ersten Stock der Häuser entleert werden …. hat aber stets alles im Griff.

Die Teilnehmer dieser unterhaltsamen EST-Führung erfahren einiges darüber, wie eine Stadt im 13. Jahrhundert ihre Bürger schützte, wie weitläufig die Stadtmauer war und wo sie genau entlang lief. Noch heute findet man im Pflaster der Altstadt Überreste, an denen man sonst achtlos vorbeiläuft. Am Beispiel des Schelztores wird erklärt, weshalb Esslingen lange Zeit als uneinnehmbare Stadt galt. 28 Tore und 50 Türme führten rund herum. Auch der Feuerschutz spielte eine wichtige Rolle – mit Erfolg. Nur einmal  – im Jahr 1701 – gab es einen wirklich verheerenden Stadtbrand.

Bei dieser Führung geht es aber auch um das mittelalterliche Leben. Um das Treiben auf dem Markt und um die Zollstationen an den Brücken, über die viele Fremde in die Stadt kamen. Neben der Vielzahl an Torwachen und Torhütern waren daher in den Gassen immer auch die Scharwächter unterwegs. Diebstahl, Betrügereien und Gesetzesverstöße sollten so unterbunden werden. Auch diese Patrouille unterstand dem Hauptmann.

„Die Verantwortung, die der Hauptmann der Stadtwache trug, war also tatsächlich sehr groß,“ meint Michael Metzler, Geschäftsführer der EST. „Mit dieser neuen Führung machen wir mittelalterliches Leben in Esslingen noch einmal aus neuer Perspektive erlebbar. Eine echte Bereicherung für unser Gesamtangebot an erlebnisreichen Führungen, die gerade zu Beginn der Schulferien sicher auch für Familien zur rechten Zeit kommt.“

Wolfgang Gorazdza, der die des Rolle Hauptmanns einnimmt, kennt die Stadt in und auswendig. In der Figur des Nachtwächters ist er schon lange in Esslingen unterwegs. Sein Faible gilt dem Mittelalter. Daher nimmt er zusammen mit seiner Familie immer wieder an Mittelaltermärkten und Festen teil. Viele Fakten und Anekdoten hat er speziell für diese neue Führung im Archiv der Stadt recherchiert.

Die EST-Führung findet open Air statt. Ein Ticket kostet 11 € p.P. Buchbar online unter www.esslingen-marketing.de oder in der Stadtinformation. Öffnungszeiten ab 1. August: Mo-Fr 10-17 Uhr, Sa 10-15 Uhr.

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