Nur beim Bundesamt für Justiz können Verbraucherinnen und Verbraucher online Führungszeugnisse beantragen. Das hindert private Anbieter jedoch nicht daran, mit der Aussicht auf Führungszeugnisse abzukassieren. Geliefert werden nach Vorkasse wertlose PDF-Ratgeber.

Weil Katharina C. beruflich schnell ein Führungszeugnis benötigte, rief sie die Seite des Bundesjustizamtes auf. Bei der Beantragung erhielt sie jedoch immer wieder eine Fehlermeldung. Nach kurzer Recherche entdeckte die Hessin eine Seite namens führungszeugnis-beantragen.de. Hier lief alles reibungslos. Bis Frau C. überwiesen hatte und über den PDF-Ratgeber in ihrem E-Mail-Postfach staunte. Sie wollte keinen Ratgeber, sie wollte ihr Führungszeugnis.

Geschäft mit Missverständnissen

„Seiten wie diese formulieren geschickt und immer am Rande der Irreführung“, sagt Kai-Oliver Kruske, Jurist bei der Verbraucherzentrale. Nur bei genauem Hinsehen offenbart sich, dass ein Ratgeber geliefert wird, der zufällig das Gleiche kostet wie ein Führungszeugnis. „Unseres Erachtens basiert das Geschäftsmodell darauf, an Missverständnissen zu verdienen“, so Kruske weiter. Da die Zeit bei der Beantragung oft drängt, erhält die Verbraucherzentrale Hessen ständig Beschwerden zu ähnlichen Anbietern. In jüngster Zeit nahm das noch zu. Wegen der Pandemie wollten viele ihren Behördengang online erledigen. Auf unseriöse Anbieter stoßen Suchende im Netz, wenn sie Führungszeugnisse, aber auch Geburtsurkunden, Schufa-Auskünfte oder Visa für Auslandsreisen beantragen möchten.

Die Anbieter investieren viel in eine professionelle Aufmachung und prominente Platzierung bei Suchergebnissen. „Eine Suchmaschine weiß aber nicht, wie seriös ein Anbieter ist“, so Kruske. „Auf Platz 5 der Suchergebnisse zu stehen, ist also kein Indiz für Seriösität. Eine professionelle Website lässt sich schon mit Baukästen herstellen und auch eine .de-Domain kann jeder kaufen.“ Das Führungszeugnis selbst ist online nur auf der Seite des Bundesamtes für Justiz erhältlich.

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