Besonders deutlich wird die Relevanz der bayerischen Lokalprogramme vor dem Hintergrund, dass mit 84,4 Prozent der Bevölkerung in Bayern insgesamt etwas weniger Personen als im Vorjahr (85,5 Prozent) täglich Radio hören und parallel dazu die Nutzung von Musikstreaming-Diensten steigt. Doch selbst in diesem stärker werdenden Wettbewerb können die lokalen Sender die Hördauer von 42 Minuten in 2019 auf 45 Minuten in 2020 steigern und ihren Marktanteil mit 18,5 Prozent (2019: 17,6 Prozent) mehr als bestätigen – vor allem, wenn sie auf ihre inhaltlichen Kernkompetenzen auch abseits des Musikprogramms setzen.
Das terrestrische Digitalradio DAB+ ist ebenfalls weiter auf Erfolgskurs: Mehr als jeder Dritte ab 14 Jahren hat ein DAB+-Gerät in der Wohnung oder im Auto (34,2 Prozent), jeder Fünfte schaltet es an einem durchschnittlichen Tag unter der Woche auch ein (20,5 Prozent).
Das sind einige zentrale Ergebnisse der Funkanalyse Bayern 2020 Hörfunk, die Kantar im Auftrag der bayerischen Anbieter durchgeführt hat. Dafür wurden im Freistaat rund 24.500 Personen ab 14 Jahren befragt. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) investiert 2020 insgesamt rund 450.000 Euro in dieses wichtige Forschungsprojekt – – um die wegen der Corona-Krise unter Druck stehenden Anbieter zu entlasten, verdoppelte sie die Förderung in diesem Jahr.
Der Blick auf die Reichweiten der erfolgreichsten Lokalprogramme zeigt: Radio wird dann eingeschaltet, wenn es Mut zur lokalen Marke hat, also auf Services und Informationen setzt, die die Streaming-Konkurrenz nicht bedient. Auch die Auswahl und die Qualität der Inhalte machen den Unterschied.
An den Einfrequenzstandorten bestätigt Radio Oberland mit einer Tagesreichweite von 19,8 Prozent an einem durchschnittlichen Werktag seinen ersten Platz vor BAYERNWELLE SÜDOST mit 16 Prozent. An den Zweifrequenzstandorten bleibt RADIO GONG in Würzburg mit 20,7 Prozent an der Spitze – vor HITRADIO RT1 in Augsburg mit 19,5 Prozent. Im Ballungsraum Nürnberg liegt Hit Radio N1 mit 11 Prozent knapp vor Radio F mit 10,8 Prozent. Im Großraum München positioniert sich wie im Vorjahr Radio Gong 96.3 mit 12,9 Prozent vor Radio Arabella mit 11,2 auf Platz 1. An den Standorten mit einer Radio Galaxy-Zweitfrequenz schiebt sich Radio Mainwelle in Bayreuth mit 29,9 Prozent dieses Mal vor Radio Plassenburg in Kulmbach mit 25,2 Prozent. Radio Mainwelle hat damit die höchste Tagesreichweite aller bayerischen Lokalradioprogramme.
Landesweit hören werktags 277.000 Menschen ab 14 Jahren den Jugendsender Radio Galaxy. 207.000 14- bis 39-Jährige schalten täglich ein. Das Programm des Senders egoFM, der in München, Nürnberg, Augsburg, Regensburg und Würzburg auch über UKW verbreitet wird, verfolgen 105.000 Menschen pro Tag. Mit einer Reichweite von 30,9 Prozent bei den 14- bis 39-Jährigen erreichen die bayerischen Lokalradios insgesamt ähnlich viele aus den jüngeren Zielgruppen wie Musikstreaming-Dienste (35,1 Prozent).
Die ROCK ANTENNE, die neben ihrer landesweit terrestrischen DAB+-Verbreitung auch über zwei UKW-Stützfrequenzen in München und Augsburg sendet, legt weiter zu. Die Tagesreichweite steigt auf fünf Prozent bzw. 554.000 Hörerinnen und Hörer an einem Durchschnittstag unter der Woche.
BLM-Präsident Siegfried Schneider zu den Ergebnissen der Funkanalyse: „Lokalradio im Freistaat ist und bleibt Vertrauensmedium – das macht die Funkanalyse Bayern 2020 deutlich. Wie wichtig die Informationen aus der Region für die Menschen vor Ort sind, zeigt sich besonders in Zeiten von Corona: Unsere privaten Sender haben in den letzten Wochen und Monaten einen unverzichtbaren Beitrag zum Nachrichtenangebot sowie zum Krisenmanagement geleistet. Vor allem auch im kulturellen Bereich sind viele kreative neue Programminhalte entstanden. So haben lokale Sender ein Stück weit gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht und Zusammenhalt gestaltet. Die neuen Zahlen bestätigen: Heimat und Anker zu sein, die Hörerinnen und Hörer auf Augenhöhe durch den Tag zu begleiten, ist der unverwechselbare USP unserer lokalen Radios, auf den es auch in Zukunft zu setzen gilt. Hier zeigt sich ihre Relevanz – gerade auch in Abgrenzung zu den Streaming-Diensten.“
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