Mit den Folgen der Covid-19-Pandemie für den Welthandel ging das Luftfrachtvolumen an den deutschen Standorten gegenüber dem Vorjahr merklich zurück: im März um 12 Prozent, im April um 14 Prozent und im Mai um 10 Prozent. Dabei wurde die Luftfracht von dem Zusammenbruch des weltweiten Passagierverkehrs in Mitleidenschaft gezogen: Größter Treiber des Rückgangs waren die weggefallenen Frachtkapazitäten in den Passagierflugzeugen. Normalerweise werden rund 50 Prozent der Luftfracht nicht in reinen Frachtmaschinen transportiert, sondern als Beiladefracht („Bellyfracht“) in Passagiermaschinen. Durch die coronabedingte Einstellung vieler Verbindungen stehen diese Kapazitäten auch für die Luftfracht nicht mehr zur Verfügung. Dies hat entsprechende Auswirkungen auf die Konnektivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland und stellt die Unternehmen und ihre Kunden vor enorme operative Herausforderungen.

Der reduzierten Kapazität im Luftfrachtmarkt steht eine steigende Nachfrage in bestimmten Produktgruppen gegenüber, in denen es einen Mehrbedarf für schnelle Auslieferungen gibt. Hierzu gehören etwa Medikamente und Schutzausrüstung. Während die Zahl der Gesamtimporte in den letzten Monaten rückläufig war, ist der Import von medizinischen und pharmazeutischen Erzeugnissen nach Deutschland in den Monaten März und April um 19 Prozent gestiegen. Hierbei kommt der Luftfracht eine herausragende Rolle zu, denn in einer sich weiter beschleunigenden Weltwirtschaft ist der Transport eilbedürftiger Güter mit dem Flugzeug unerlässlich.  

Die aktuelle Lage der Luftfracht und die Rolle von wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen für den Luftfrachtstandort diskutiert die Air Cargo- und Logistikcommunity bei der heutigen virtuellen Branchenkonferenz von BDL, BDI und DSLV. Dabei werden auch aktuelle Trends der Corona-Krise diskutiert, denn die Luftfrachtbranche erlebt in diesen Wochen einen zukunftsweisenden Wandel.

BDL-Präsident Peter Gerber zur Entwicklung der Fracht: „In der Krise zeigt sich die große Bedeutung der Luftfracht für den Wirtschaftsstandort Deutschland und auch für medizinische Versorgungsketten. Die Luftfracht ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Lebensader unserer Gesellschaft. Dabei ist die Luftfracht nicht im gleichen Maße wie der Passagierverkehr eingebrochen, bleibt aber deutlich hinter dem Volumen aus den Vorjahren zurück. Aufgrund der fehlenden Kapazitäten in den Passagiermaschinen und der weltweiten Rezession wird das Frachtgeschäft einige Zeit brauchen, bis es wieder auf einen Wachstumspfad zurückkehrt.“

Gerber appellierte an die Politik, die Krise als Chance für Innovationen in der Logistikpolitik zu nutzen. „Damit unsere Unternehmen die Krise erfolgreich bestehen können, müssen nun vorhandene Digitalisierungs- und Innovationspotenziale auch gehoben werden. Dazu gehört, dass wir zügig Fortschritte machen bei der Umstellung auf digitale Frachtdokumente und dem Datenaustausch mit den zuständigen Behörden sowie dass wir Fördervorhaben aus dem ‚Innovationsprogramm Logistik 2030‘ nun umsetzen. Gleichzeitig müssen wir aufpassen, dass eine Erholung des Luftfrachtstandorts Deutschland nicht durch neue Hindernisse abgewürgt wird – etwa durch eine weitere Beschränkung von Nachtflugoptionen oder durch uneinheitliche Security-, Zoll- und Steuerverfahren, die den Standort unattraktiv und teurer machen gegenüber unseren europäischen Nachbarn.“  

Über den Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft e.V.

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) wurde 2010 als gemeinsame Interessenvertretung der deutschen Luftverkehrswirtschaft gegründet. Mitglieder des Verbandes sind Fluggesellschaften, Flughäfen, die DFS Deutsche Flugsicherung und weitere Leistungsanbieter im deutschen Luftverkehr. Die Mitgliedsunternehmen beschäftigen mehr als 180.000 Mitarbeiter. Die deutsche Luftverkehrswirtschaft ermöglicht Mobilität für jährlich über 200 Millionen Fluggäste und trägt mit dem Transport von Außenhandelswaren im Wert von über 200 Milliarden Euro zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland bei.

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