Die aktuelle Auseinandersetzung zwischen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und den Kassenärztlichen Vereinigungen um bisher erreichte Erfolge in der Pandemiebewältigung ist unangemessen und wird der Tragweite dieser weltweiten medizinischen Krise nicht gerecht.

Prof. Dr. Dr. Hans-Joachim Meyer, Präsident des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen: „Der Streit darum, ob die niedergelassenen Ärzte, die nach eigenen Aussagen sechs von sieben Covid-19-Patienten erfolgreich behandelt haben oder ob die Ärzte in den Notfallambulanzen und auf den Intensivstationen der Krankenhäuser den Ausbruch des Sars-CoV-2 maßgeblich haben bewältigen können, ist wenig nachvollziehbar und schadet dem Ansehen unseres Gesundheitssystems insgesamt. Die niedergelassenen Kollegen konnten einen hohen Anteil der Patienten behandeln, weil Patienten mit vergleichsweise milden Verläufen vor allem in die Praxen gekommen sind; so ist es gelungen, Kapazitäten in Krankenhäusern primär für Patienten mit schweren Symptomen vorzuhalten.

Darüber hinaus konnte im Gegensatz zu anderen Ländern ein Großteil der Abstrichdiagnostik und damit eine potenzielle Infektionsquelle von den Kliniken ferngehalten werden. Dies zeigt einmal mehr, wie leistungsstark das deutsche Gesundheitswesen insgesamt im Zusammenspiel der Sektoren ist.

Auch der weitere medizinische Erfolg im Umgang mit der weiterhin bestehenden Bedrohung durch das Virus bei erneut ansteigenden Infektionszahlen wird entscheidend  davon abhängen, wie gut die verschiedenen Sektoren in der medizinischen Versorgung der Covid-19-Patienten kooperieren.

Diese ernste Thematik zu instrumentalisieren, um etwa Gesetzesentwürfe, wie die Reform der Notfallversorgung oder anstehende Strukturdiskussionen im Gesundheitswesen generell, in die eine oder andere Richtung beeinflussen zu wollen, lehne ich entschieden ab und halte eine solche Diskussion für wenig zielführend.“

 

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