Der Regen der vergangenen zwei Wochen war für Landwirte Fluch und Segen zugleich: „Die Ernte musste deshalb immer wieder unterbrochen werden“, erläutert der Getreidemarktexperte des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV), Guido Seedler. Gleichzeitig sind die Niederschläge gut für die erwartete Erntemenge. Der Raiffeisenverband hat seine Prognose deshalb leicht auf 44,6 Millionen Tonnen nach oben angepasst. Davon entfallen 22,5 Millionen Tonnen auf Weizen. Im Vormonat lag die Prognose für diese Kultur bei 22,2 Millionen Tonnen. Die Getreide- und Rapsbestände reifen zügig ab. „Um die diesjährige Ernte sicher einfahren zu können, brauchen wir nun eine stabile Schönwetterlage“, ergänzt Seedler. Die ist derzeit allerdings nicht in Sicht. Bereits zum Ende der Woche werden deutschlandweit weitere zum Teil ergiebige Niederschläge erwartet.

Rapsanbau steht unter Druck

Gutes Wetter wird insbesondere für den Raps gebraucht, dessen Drusch in Einzelfällen begonnen hat. Wenn Regen auf reife Schoten fällt können sie platzen und die Rapskörner vor der Ernte herausfallen. „Dadurch drohen Verluste. Das wäre eine weitere Belastung für den Rapsanbau, der ohnehin schon seit mehreren Jahren vor besonderen Herausforderungen steht“, stellt Seedler fest. So haben unter anderem die Wetterunbilden sowie Einschränkungen im Pflanzenschutz dazu geführt, dass die Anbaufläche drastisch zurückgegangen ist. Lag sie von 2014 bis 2018 im Mittel der Jahre bei 1,3 Millionen Hektar, fiel sie zur Ernte 2019 auf unter 900.000 Hektar mit einer Erntemenge von 2,8 Millionen Tonnen. Das war das schlechteste Ergebnis seit 25 Jahren. Für die diesjährige Ernte wird eine Druschfläche von gut 950.000 Hektar und eine Erntemenge von 3,2 Millionen Tonnen erwartet.

Raps ist ein Multitalent

Dabei hat der Raps einiges zu bieten. „Er ist ein Multitalent. Rund ein Drittel des aus der deutschen Ernte gewonnenen Öls wird als Speiseöl oder im technischen Bereich eingesetzt. Der überwiegende Teil wird als Rohstoff für die Biodieselproduktion verwendet. Der nach dem Pressen übrigbleibende Rapskuchen stellt eine hochwertige Futterkomponente für Rinder dar“, erläutert Seedler. Deshalb setzt sich der DRV gemeinsam mit anderen Spitzenverbänden der Agrarwirtschaft dafür ein, dass der Raps eine bedeutsame Stellung in der Fruchtfolge beibehält.

Heimischer Biodiesel leistet Beitrag zum Klimaschutz

Der Einsatz von Biodiesel leistet einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz. Umso mehr bedauert der DRV, dass in den bisherigen Beschlüssen der Bundesregierung zum Klimaschutz keine Signale für eine Stärkung des Biodieseleinsatzes wie auch der Biokraftstoffe insgesamt zu erkennen sind. In der Debatte wird zumeist auf die Flächenkonkurrenz und ökologische Auswirkungen hingewiesen. Dies ist für den Raiffeisenverband nicht nachvollziehbar. Am Markt stehen Rohstoffmengen für die energetische Verwendung zur Verfügung. Seedler: „Außerdem wird die nachhaltige Herstellung von Biodiesel einschließlich der Erzeugung der dafür notwendigen Rohstoffe durch eine gesetzlich vorgeschriebene Zertifizierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette sichergestellt. Deshalb wäre eine verstärkte Förderung der Nutzung richtig und wichtig.“

Details zur Schätzung: siehe Tabellen

Über den Deutscher Raiffeisenverband e.V.

Der DRV vertritt die Interessen der genossenschaftlich orientierten Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Als wichtiges Glied der Wertschöpfungskette Lebensmittel erzielen die 1.984 DRV-Mitgliedsunternehmen in der Erzeugung, im Handel und in der Verarbeitung von pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen mit rund 92.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 64,9 Mrd. Euro. Landwirte, Gärtner und Winzer sind die Mitglieder und damit Eigentümer der Genossenschaften.

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