Die Gesellschaft für Kunst und Gestaltung wird ab dem 20. September 2020 aus Anlass der Preisverleihung eine Einzelausstellung mit Denise Winter zeigen. Die Preisübergabe findet am 21. September im Max Ernst Museum Brühl des LVR statt.
Die Jury des Preises – Dr. Gabriele Uelsberg, Direktorin des LVR-LandesMuseums Bonn, Dirk Ufermann, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung, Rita Rohlfing, Künstlerin und Leo Breuer-Preisträgerin 2018, sowie Dr. Alexandra Käss, LVR-LandesMuseum Bonn – hat aus 75 Bewerbungen aus ganz Deutschland und mehreren europäischen Ländern die diesjährige Preisträgerin ermittelt.
Der Leo Breuer-Förderpreis wird 2020 zum elften Mal vergeben. Er erinnert an den Bonner Künstler Leo Breuer (1893–1975) als einem der wichtigsten rheinischen Künstler des 20. Jahrhunderts mit internationaler Ausstrahlung. Leo Breuer war ein großer Netzwerker, dessen Meinung gerade von jungen Künstlerkollegen hoch geschätzt wurde. Er war jahrelang im Vorstand einer der wichtigsten französischen Künstlergruppen, der Réalités Nouvelles, und hatte immer ein offenes Ohr für junge Künstler und deren Suche nach einem eigenen Weg und nach neuen Formen des Ausdrucks. Der Preis wird an Künstlerinnen und Künstler verliehen, die – wie Leo Breuer selbst – auf der Basis von konstruktiven gestalterischen Grundsätzen neue Formate entwickeln und in ihrer künstlerischen Präzision kontinuierlich ihren Weg verfolgen.
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre am Geburtstag Leo Breuers, dem 21. September, verliehen. Die Jury zeichnet in diesem Jahr die Kölner Künstlerin Denise Winter aus, die konsequent konzeptuell, zugleich aber auch poetisch den Blick auf Landschaft, Stadt und Architektur richtet und diese in ihrer ganz eigenen künstlerischen Sprache in Geometrie transformiert. Es resultieren Wandarbeiten, Fotoarbeiten, Objekte und skulpturale Interventionen sowie Rauminstallationen, bei denen oft auch Licht, Projektionen, Video und Klang eine Rolle spielen.
Denise Winters Arbeitsprozess beginnt in der Regel mit dem Fotografieren. Aus den entstandenen Bildern pflückt sie gleichsam Ausschnitte von Welt, extrahiert einmal den Schatten eines Gebäudes, ein anderes Mal das Stück Himmel, das zwischen zwei Häuserzeilen sichtbar bleibt oder die Kantenlinie eines Gebäudes. Aus diesen Extrakten werden Formen und Strukturen, die Winter sich im Prozess der Werkentstehung aneignet, sie wandelt und in neue visuelle Anordnungen überführt.
Eine andere Ausgangsbasis bilden Schreibmaschinentexte: Denise Winter wählt zunächst Worte, Anordnung und Papier, dann bricht sie das herkömmliche Textgefüge auf dem Blatt durch Veränderung der Struktur – Knicken, Falten, Drehen. So schiebt sich der Text aus der zweiten in die dritte Dimension, erhält Brüche, Leerstellen, neue Bedeutungen, andere „Leserichtungen“ und insbesondere auch neue visuelle Reize. Aus Text wird Objekt, Zeichnung, Gefüge, Prozess.
Winters Arbeiten gemein ist, dass sie mühelos zwischen der zweiten, dritten und vierten, zeitlichen, Dimension changieren. Die Jury zeigte sich beeindruckt von der daraus resultierenden ebenso präzisen wie spielerischen Auseinandersetzung mit der visuellen Erfahrung von Welt, ihren Formen und Strukturen. Sie zeichnet eine künstlerische Position aus, die es auf außerordentliche Weise schafft, die Fragen nach Ort und Zeit, nach Form und Struktur, nach Gesehenem, Gesprochenem und Gehörtem und nach den Transformationsprozessen von Wahrnehmung und Erleben konzeptuell neu zu stellen.
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