Verherrlichung und Verleugnung von Rassismus
Das Drama in den USA um George Floyd hat die Diskussion wieder ausgelöst und uns allen hoffentlich deutlich gemacht, dass das Thema nicht einfach nur „ein Thema“ ist, sondern hier ein Change schon sehr, sehr lange überfällig ist und bisher immer wieder scheiterte.
Rassismus beginnt bei uns selbst – Ein Change ist notwendig
Im Radio hörte ich die Geschichte eines jungen Mannes (20 Jahre alt), der in Bayern geboren und zur Schule gegangen ist. Die Familie sah sich durch das Mobbing des Jungen in der Schule genötigt, den Wohnort zu wechseln und kam zu uns nach Rheinland-Pfalz. Warum? Weil der Junge eine schwarze Hautfarbe hat. Hier angekommen ist es ja nicht so, dass das Mobbing aufhörte. Er erzählte eine Geschichte, die er in einem vollbesetzten Bus erlebt hat. Eine Frau um die 40 saß ihm gegenüber und nachdem sie ihn erst mit bösen Blicken betrachtet hat, begann sie ihn zu beschimpfen, dass sie ja solche Leute wie ihn kenne. Diese seien geflohen und würden nun hier Frauen vergewaltigen…
Diese Geschichte löste bei mir den Gedanken des Zusammenhanges zu Change-Projekten aus.
Diese Frau werden wir wahrscheinlich nicht von ihrer Sicht der Welt abbringen können. Jedoch stellt sich die Frage, was die anderen Fahrgäste daran gehindert hat, aufzustehen und für unsere Mission und Vision eines freien Landes einzustehen?
Ist eigentlich jedem in unserem Lande, der die deutsche Staatsangehörigkeit hat, diese bekannt und bewusst?
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland – Artikel 1 – unsere Mission?
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.
Mission und Vision sind die Leitsätze eines jeden Change
Jeder Change startet mit der Frage nach der Zielsetzung. Und diese Zielsetzung wird über den gesamten Change hinweg als Leitsatz genutzt, damit auch wirklich jeder in der Organisation diesen Leitsatz verinnerlicht. Dafür ist es natürlich notwendig, dass er oft genug wiederholt wird.
Jedoch reicht das eben nicht, um auch eine Veränderung zu bewirken und das ist auch bei Rassismus so.
- Es reicht nicht, dass wir sagen: Wir sind gegen Rassismus.
- Es reicht nicht, dass wir auf die Straße gehen.
- Es reicht nicht, dass wir uns selbst und unserem Umfeld klar machen: Wir sind gegen Rassismus!
Wir müssen auch permanent danach handeln und für unsere Mission und unsere Vision einstehen.
Nach dem Wissen kommt das Können, jedoch erst wenn wir es auch wollen – agieren wir
Damit wir in Change-Projekten ein aktives verändertes Agieren erzeugen, gilt es im ersten Schritt ein Bewusstsein zu schaffen, dass es mit diesem Change ernst gemeint ist. Wir begleiten die Menschen durch die Change-Kurve und somit durch die Phasen der Verleugnung und des Widerstandes und motivieren Sie zur Akzeptanz, dass es um jeden Einzelnen geht und jeder einzelne an der Transformation beteiligt ist. Jeder Change bedeutet eine Veränderung für jeden Einzelnen. Der erste Widerstand ist immer: "Das hat mir mir ja nichts zu tun, denn bei mir läuft ja alles". Ein zweiter klassischer Satz: "Das lief schon immer so….". Den kennen Sie bestimmt alle.
Nun geht es darum, eine bestimmte Quote an Mitstreitern zu aktivieren, die in einer neuen Welt leben wollen. Diesen gilt es beizubringen, wie sie zu agieren haben in der neuen Welt. Darüber, dass wir sie eng eingebunden haben, wollen diese dann auch in der neuen Welt endlich agieren und arbeiten oder eben auch leben. Damit haben wir die vier Stufen des Aktivwerdens fast gemeistert, jedoch eben nur fast. Denn die letzte Stufe, das TUN braucht Freiraum und auch manchmal einen Schubs. Wir "erzwingen" dann geänderte Verhaltensweisen in Alltagssituationen.
Lasst uns agieren wollen!
Lasst uns Rassismus mit Change-Kompetenz begegnen!
Was haben Rassismus und Change miteinander zu tun? Ganz viel sage ich!
Es geht darum, dass wir uns in jeder Situation bewusst sind, dass wir in unserer Wertigkeit alle gleich sind und die Würde des Menschen unantastbar ist. Und das es unsere Pflicht ist, uns dazu zu bekennen.
Lasst uns den Wunsch erzeugen, dass wir etwas tun wollen. Lasst uns aufstehen, wenn wir so etwas im Bus erleben und etwas sagen. Und wenn es nur das Aufsagen unseres Grundgesetzes ist. Diese Sätze sollten uns leiten und erinnern. Und vielleicht erinnern wir dann auch die Menschen, die neben uns stehen, sitzen, gehen, arbeiten, dass sie dasselbe tun, nämlich sich erinnern.
Bitte erinnert auch mich, falls ich es mal vergessen sollte und ich erinnere Euch.
Jennifer Reckow ist Geschäftsführerin und Gründerin der processline GmbH, einer auf komplexe Veränderungsprojekte spezialisierten Organisationsberatung mit Sitz in Speyer. Außerdem ist sie eine anerkannte Change-Expertin, die häufig von Medien zu wirtschaftlichen und politischen Themen angefragt wird. Mehr Informationen finden Sie unter www.jennifer-reckow.de.
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