Das ITI vergibt die Ausrichtung und Intendanz des Festivals jeweils an ein oder mehrere Theater in der ausgewählten Stadt oder Region, und hat in einer Festivalsatzung die Grundsätze für Aufgabe und Arbeitsweise des Festivals festgelegt. Die Grundfinanzierung des Festivals soll demnach vom Bund, von der ausrichtenden Stadt und vom Bundesland, in dem diese Stadt oder Region liegt, jeweils zu etwa einem Drittel getragen werden. Die zweite Ausgabe von THEATER DER WELT fand 1985 in Frankfurt am Main statt, weitere ausrichtende Städte waren bislang Köln (1981), Stuttgart (1987 & 2005), Hamburg (1989 & 2017), Essen (1991), München (1993), Dresden (1996), Berlin (1999), Halle/Saale (2008), Mannheim (2014).
2002 fand das Festival gleichzeitig in Köln, Bonn, Düsseldorf und Duisburg statt, 2010 in Essen und Mülheim an der Ruhr. Die für 2020 in Düsseldorf vorgesehene Ausgabe wurde aufgrund der Corona-Pandemie auf 2021 verschoben. Die Ausrichtung der für 2023 vorgesehenen Festivalausgabe wurde erstmals öffentlich ausgeschrieben. Das ITI wählte aus vier Bewerbern schließlich Frankfurt-Offenbach am Main als nächste Station von THEATER DER WELT aus.
Theater der Welt 2023 in Offenbach-Frankfurt
Für die Festivalausgabe im Jahr 2023 hatten sich das Künstlerhaus Mousonturm, das Museum Angewandte Kunst und das Schauspiel Frankfurt als gleichberechtigte Partner beworben; ihre jeweiligen Leiter Matthias Pees, Matthias Wagner K und Anselm Weber übernehmen auch gemeinsam die Festivalintendanz. THEATER DER WELT 2023 wird voraussichtlich vom 29. Juni bis 16. Juli 2023 im Stadtraum Frankfurt-Offenbach stattfinden.
Dabei sollen nicht nur die Städtischen Bühnen mitsamt dem Bockenheimer Depot, der Mousonturm, das Frankfurt LAB und andere Theater der freien Szene in Frankfurt bespielt werden, sondern etwa auch das Capitol -Theater und die Alte Schlosserei der Energieversorgung Offenbach AG und die urbanen Räume in beiden Städten. Die Ausrichter wollen im Zuge des Festivals auch neue Orte performativ erschließen. Das Museum Angewandte Kunst am Frankfurter Museumsufer im Metzlerpark wird für die gesamte Festivaldauer auf allen Etagen zum Performing Arts Center.
Der urbane Raum, den Frankfurt und Offenbach bilden, dient THEATER DER WELT als Brennglas, das im Lokalen globale Entwicklungen aufgreift und spiegelt und so zum idealen Resonanzkörper für die Artikulationen internationaler Künstler*innen im Rahmen des Festivals wird. Offenbach und Frankfurt werden dabei nicht als zwei nebeneinander liegende Festivalstädte mit aufgeteiltem Programm funktionieren. Die Städte bilden eine n Raum, der soziologisch, ökonomisch, kulturell und alltäglich zusammengehört und deshalb auch künstlerisch zusammen gedacht, analysiert und reflektiert, bespielt und aktiviert werden muss. Ein urbaner Raum, der über einen der bundesweit höchsten Migrationsanteile in der Bevölkerung verfügt und viel über die ökonomischen Verhält-nisse in Deutschland und der Welt erzählt, insbesondere über die zunehmende Segregation, die sich als eine Auswirkung der Corona-Krise derzeit noch zu verschärfen droht.
"Gerade aufgrund des Struktur- und Finanzgefälles, aufgrund der Ambivalenz zwischen Gemeinsamkeiten und trennenden Faktoren bilden Offenbach und Frankfurt genau die Internationalität ab, die wir ins Zentrum von THEATER DER WELT 2023 stellen wollen", so die Festivalausrichter. "Wir wollen die Verfasstheit und Zukunft dieser Internationalität untersuchen und ihren Geist verteidigen. Weil hier wie vielleicht nirgendwo sonst in Deutschland ethnische Bezüge und ökonomische Situiertheit auf komplexe, heterogene und eben nicht zu vereinfachende Weise ineinandergreifen und der Begriff der Internationalität immer wieder neu ausgehandelt wird bzw. verhandelt werden muss von und in den diversen, heterogenen Communities, die hier miteinander leben. Und für die sich immer wieder die Frage stellt, wie sie hier leben wollen und können."
Die Zukunft von Internationalität und Diversität zu befragen, zu verteidigen und zu gestalten, soll zentrales Leitmotiv von THEATER DER WELT 2023 in Frankfurt-Offenbach sein. Das Festival soll zugleich wichtige Impulse gegen Vereinfachungen setzen. Diese Aspekte sollen sich auch in der Auswahl der noch zu besetzenden Programmdirektion widerspiegeln, die die künstlerische Leitung des Festivals übernimmt. Sie soll noch im Herbst über eine weltweite Ausschreibung gefunden werden.
Die Ausrichter werden dabei nach Kurator*innen suchen, die aufgrund ihrer Lebens- und Arbeitspraxis neue Perspektiven auf den Begriff der Internationalität werfen und bereit sind, ihn im Austausch mit Offenbach-Frankfurt zu füllen. Sie wollen dabei zu Bewerbungen von Zweierteams, auch aus anderen Kontinenten als dem europäischen, explizit ermutigen.
Die Programmdirektion wird mit einem eigenen Festivalteam inhaltlich wie budgetär autonom arbeiten können. Sie wird dabei in einem kontinuierlichen Dialog von der Festivalintendanz und den Teams der ausrichtenden Häuser begleitet. Diese bringen ihr Wissen über die Region und ihre entsprechenden Kontakte in die Festivalvorbereitung ein, ebenso wie sie sich um neue Partnerschaften und Impulse bemühen. Für THEATER DER WELT wollen die drei das Festival ausrichtenden Kulturinstitutionen der Stadt Frankfurt dauerhaft mit Partner*innen und Initiativen aus der blühenden Kunst- und Kreativszene Offenbachs zusammenarbeiten, mit denen sie teilweise bereits über viele Jahre gelebte Projekterfahrungen verbindet. Weil es wenig Institutionelle Kultureinrichtungen in Offenbach gibt und die Kulturszene nicht über ausreichend schlagkräftige finanzielle Mittel verfügt, wird sich die Zusammenarbeit zeitgemäß dezentral und horizontal gestalten.
Das Künstlerhaus Mousonturm, das Museum Angewandte Kunst und das Schauspiel Frankfurt verbinden langjährige positive Kooperationserfahrungen, die sie miteinander durch das gemeinsame (Ko-)Produzieren internationaler Theater- und Kunstprojekte in Frankfurt gesammelt haben und mit THEATER DER WELT auf eine neue Stufe stellen wollen. Aus den Kooperationen eines Stadttheaters, eines internationalen Produktions-hauses und eines innovativen Museums haben sich Blickerweiterungen und Perspektiv-wechsel ergeben, die für THEATER DER WELT nutzbar gemacht und zugleich mit einem solchen internationalen, multiperspektivischen Großereignis auch auf die Probe gestellt und gespiegelt werden sollen.
Zugleich teilen die drei Ausrichter die Überzeugung, dass ein zeitgemäßes Welt-Theater-Festival durch eine langfristige lokale Verankerung auf der Basis bereits bestehender Kontakte und Erfahrungen eine besondere Qualität gewinnen kann. Auf diese Weise sollen herausragende internationale Theaterarbeiten sowohl mit diversen Stadtgesellschaften vor Ort als auch mit den "glokalen" Communities, die lokal und international vernetzt sind, und ihren Künstlerschaften in einen Dialog gebracht werden.
Die drei Häuser wollen deshalb, möglichst gemeinsam mit ihren Partnern in Frankfurt-Offenbach, das Festival nachhaltig in ihren Programmen, Spielplänen und Aktivitäten vorbereiten und einbetten, damit die Möglichkeit zur Teilhabe der diversen Stadt-gesellschaften, unabhängig vom Alter der Menschen, ihrer ethnischen Herkunft und ihrer Einkommensverhältnisse, nicht nur schiere Hoffnung und Behauptung bleibt, sondern sich tatsächlich erfüllen kann.
Kritische, inklusions- und diversitätsfördernde Vermittlungs- und Outreachpogramme von Künstlerhaus Mousonturm, Museum Angewandte Kunst und Schauspiel Frankfurt befördern schon jetzt eine Vergrößerung und Durchdringung unterschiedlicher Publikums-gruppen (z.B. "All our Futures" am Schauspiel Frankfurt, die intergene-rationelle Vermittlungsinitiative "ALL IN" am Mousonturms, das "Create"-Programm am Museum Angewandte Kunst). Sie sollen für THEATER DER WELT 2023 genutzt und ausgebaut werden, um über eine kurzfristige Adressierung von unterschiedlichen Zielgruppen hinauszugehen und die Impulse und Fragen des Festivals längerfristig zu verwurzeln. So sollen diverse Communitys, ein hochkarätiges Stadttheaterensemble, die freie Theaterszene und auch die vielen interdisziplinär arbeitenden unabhängigen Künstler*innen und Gruppen in Frankfurt und Offenbach möglichst langfristig in ein Projekt namens THEATER DER WELT einbezogen werden.
Gemeinsam mit dem in Frankfurt-Offenbach ansässigem Kinder- und Jugend-theaterzentrum der Bundesrepublik Deutschland soll dabei auch das neue ITI-Konzept "Junges Theater der Welt" weiterentwickelt und ausgebaut werden, und mit langfristig in die Festivalplanung einbezogenen Expert*innen Konzepte für mehr Accessibilty und die Verringerung von Barrieren sowie für klimaeffizientes und ökologisch nachhaltiges Handeln ("Theater der Umwelt") erarbeitet werden.
Direktor
Prof. Matthias Wagner K
Ort
Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt am Main
Information
T +49 69 212 31286
F +49 69 212 30703
info.angewandte-kunst@stadt-frankfurt.de
www.museumangewandtekunst.de
Öffnungszeiten
Di, Do-So 10-18 Uhr, Mi 10-20 Uhr
Eintritt
12 Euro, ermäßigt 6 Euro
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Studierende der Goethe-Universität Frankfurt, der Städelschule und der HfG Offenbach frei
Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt
Telefon: +49 (69) 212-34037
Telefax: +49 (69) 212-30703
http://www.museumangewandtekunst.de
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