Nach langwierigen Verhandlungen hat sich die Bundesregierung heute auf eine Nationale Wasserstoffstrategie geeinigt. Für die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch ist die Strategie eine gute Basis für Fortschritte bei Deutschlands Ausstieg aus Öl und Erdgas – allerdings mit noch unerledigten Hausaufgaben. "Gut ist, dass die Wasserstoffstrategie einem klaren Klimaschutzauftrag folgt und sich Klimaneutralität bis 2050 als Oberziel setzt", sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch. "Doch so wie sie heute beschlossen ist, ist sie fast schon wieder veraltet. Die Strategie orientiert sich noch nicht an der inzwischen auch von Deutschland unterstützten Verbesserung des EU-Klimaziels für 2030 von minus 40 auf mindestens minus 50 bis 55 Prozent. Das schafft nicht die auch von der Bundesregierung erwünschte Investitionssicherheit. Mit der geplanten Verabschiedung der EU-Zielanpassung Ende des Jahres muss die Regierung ihre Wasserstoffstrategie schon wieder überarbeiten."

Besonders positiv bewertet Germanwatch die klare Priorisierung von grünem Wasserstoff. Bals: „Es kann internationale Signalwirkung entfalten, wenn die Bundesregierung nun zu Hause, in Europa und in internationalen Foren den Elektrolyseweg vorantreibt." Während heute verwendeter Wasserstoff vor allem auf Erdgas basiert, wird grüner Wasserstoff mithilfe von erneuerbarem Strom und dem Elektrolyseverfahren aus Wasser gewonnen und stellt damit die klimafreundlichste Wasserstoffoption dar. Im künftigen Energiesystem spielen Wasserstoff und seine Folgeprodukte vor allem dort eine Rolle, wo die direkte Elektrifizierung von Prozessen und Aktivitäten schwierig ist. Das gilt insbesondere für Teile der Industrie, den Luft- und See- sowie eventuell auch den Lkw-Verkehr.

Öl- und Gas-Handelsbeziehungen zu Partnerschaften für klimaneutralen Wasserstoff und Strom weiterentwickeln
Mit der neuen Strategie bekennt sich die Bundesregierung auch dazu, den Aufbau eines internationalen Wasserstoffmarktes voranzutreiben. Christoph Bals: "Deutschland und die EU sollten nun ihre Öl- und Gasimporte möglichst gemeinsam mit den Lieferländern schnell auf klimaneutralen Wasserstoff und erneuerbare Energien umstellen. Das ist eine große Chance für schnellere Fortschritte beim Klimaschutz in den Energieexportländern und schafft Zukunftsperspektiven für Öl- und Gasexportländer, deren Abnahmemärkte wegzubrechen drohen.“ Bals weiter: „Die Chance, die globale Energiewende partnerschaftlich mit den herkömmlichen und neuen Energielieferländern voranzutreiben, darf nicht vergeben werden. Das ist auch aus friedenspolitischer Sicht elementar und trägt zur Stabilisierung von fragilen Regionen im Umfeld der EU bei, beispielsweise in Nordafrika und Osteuropa."

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