Die bundesweite Onlinebefragung „Mit Sicherheit“ beim Zugpersonal aller Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland 2019 brachte erschütternde Ergebnisse zutage. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat sie am 30. Juni 2020 in Berlin vorgestellt. Die Ergebnisse waren sogar noch schlechter als die ohnehin schon dramatischen Werte der ersten Umfrage im Jahr 2016. Im Schnitt werden Lokomotivführer und Zugbegleiter zweimal im Jahr körperlich angegriffen. Das ist eine Verdoppelung zu 2016. GDL-Bundesvorsitzender Claus Weselsky: „Das ist ein unhaltbarer Zustand, der mit allen Mitteln schnellstmöglich verbessert werden muss. Unsere Kolleginnen und Kollegen werden bisher nicht ausreichend geschützt.“ Ändern muss sich auch dringend etwas im Bereich der nur als mangelhaft zu bezeichnenden Vorsorge und der Betreuung durch die Arbeitgeber nach solchen Ereignissen.

Rücklauf von 2 500 Lokomotivführern und Zugbegleitern

Rund 2 500 Lokomotivführer und Zugbegleiter haben den 26-seitigen Fragebogen der Umfrage beantwortet. Ein Vergleich mit den offiziell verfügbaren Zahlen zeigt, dass die Dunkelziffer bei den tatsächlichen Belastungen noch weitaus höher liegt. Weselsky kann dies nachvollziehen: „Wer die Hoffnung auf Hilfe aufgegeben hat, wird kaum noch Veranlassung haben, jeden dieser schlimmen Vorfälle zu melden, so lange er noch halbwegs glimpflich davon gekommen ist.“ Diese Resignation korreliert mit den durchweg schlechten Noten bei der Vorsorge und der Betreuung der Arbeitgeber nach entsprechenden Ereignissen. Hohe Belastung, noch dazu bei mangelnder Betreuung, kann zu psychischen und körperlichen Schäden bis hin zur Berufsunfähigkeit führen.

Die GDL wird in Zukunft neue Wege einschlagen

Was bedeutet die wissenschaftlich fundierte Auswertung zur aktuellen Belastungssituation des Zugpersonals in Deutschland für die GDL? Weselsky: „Konsequenzen sind dringend erforderlich.“ Die GDL wird in Zukunft neue Wege einschlagen. Dazu braucht es engagierte inhaltliche Mitarbeit und letztendlich auch geistige wie finanzielle Ressourcen, die nur durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten und Institutionen gehoben werden können. „Wir werden unnachgiebig für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen unserer Mitglieder eintreten – und zwar so lange, bis auch der letzte Arbeitgeber verstanden hat, dass man nicht fahrlässig mit der wertvollen Ressource Mensch umgehen darf“, verspricht der GDL-Bundesvorsitzende und weiter: „Wir haben mit der vorliegenden Auswertung einen Meilenstein zum Schutz der Beschäftigten und zum Erhalt und zur Entwicklung der ehrenwerten Berufe des Zugpersonals gesetzt. Was wir mit dieser Umfrage herausgefunden haben, muss – und wird auch – Konsequenzen haben.“

P.S. Die GDL wird zu den Ergebnissen ihrer Umfrage am 6. August 2020 in Berlin eine Konferenz mit Podiumsdiskussion durchführen. Eine Einladung dazu erfolgt gesondert. Die vollständige Umfrageauswertung kann unter dem nachfolgenden Downloadlink bezogen werden:

https://www.gdl.de/Aktuell-2020/Telegramm-1593516150

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