Die Präsentation der größten europäische Privatsammlung des Jugendstils, Art Nouveau und Symbolismus‘, wurde im Museum Wiesbaden ganz im Sinne des Geistes der damaligen Künstler als Gesamtkunstwerk inszeniert. Als gelebte Einheit werden Gläser, Keramiken, Möbel, Lampen und Gemälde als untrennbare Verbindung von Kunst und Leben gemeinsam gezeigt. Die Innovationskraft dieser Kunstrichtung zeigt sich auch in der künstlerischen Nutzung der modernen Elektrizität, indem Skulpturen illuminiert und funktional nutzbar gemacht und Lampen zu gläserneren leuchtenden Kunstwerken wurden. Einen besonderen Kern bildet in der Präsentation die permanente Beleuchtung der Lampen sowie der Lichtinstallationen der Räume, um die für den Jugendstil besondere Bedeutung der Lichtatmosphäre hervorzuheben.
"Die herausragende Qualität der Objekte, die vielfach ikonische Werke dieser Zeit wie Alfons Muchas Skulptur ‚La Nature‘ enthält, trägt ihren Teil zu einem einzigartigen Kunsterlebnis bei. Dank der Schenkung konnte das Museum seinen bisherigen Sammlungsschwerpunkt zur Kunst des 19. Jahrhunderts fulminant erweitern und den Übergang vom 19. Jahrhundert zur Kunst der klassischen Moderne im 20. Jahrhundert präzisieren", resümiert Museumsdirektor Dr. Andreas Henning und begrüßt zudem den Zuwachs an Internationalität: "Einem Museum der Landeshauptstadt Hessens würdig, trägt die Sammlung zur Schärfung seines internationalen Profils bei. Besonders die Objekte des Art Nouveau in der Sammlung verdeutlichen, welche bedeutende Rolle Frankreich für diese Bewegung innehatte. Kein anderes Museum außerhalb Frankreichs weist eine solche Fülle an Kunstwerken aus dieser Zeit auf. Die Sammlung macht das Museum Wiesbaden zu einem Zentrum des Art Nouveau in Deutschland."
Durchdrungen vom Geist der Weltausstellung 1900 in Paris, der Wiener Sezessionsbewegung als auch der deutschen Reformbewegung stellt die Präsentation mit ihren mehr als 500 Objekten qualitativ als auch quantitativ einen zentralen Querschnitt des weltweiten Jugendstils dar. Der Jugendstil gilt als letzte gemeinsame internationale Kunstsprache.
Kustos und Ausstellungsmacher Dr. Peter Forster bedauert, dass die erste Jubiläumsfeier nur still und ohne den Stifter und Sammler begangen werden kann: "Am Jahrestag wäre der Sammler Ferdinand Wolfgang Neess 91 Jahre geworden und liebend gerne hätte das Museum seinen Geburtstag mit ihm feierlich begangen. Zu unser großen Trauer ist dies durch seinen Tod am 26. Januar 2020 nicht möglich. In seiner Sammlung lebt er jedoch weiter und auch die Sammlung selbst lebt weiter. Seine Ehefrau Danielle Neess fühlt sich der Sammlung weiterhin sehr verpflichtet und unterstützt das Museum in großzügiger und tatkräftiger Weise."
So gelangten nach der Eröffnung ein Originalplakat von Alfons Mucha Österreich auf der Weltausstellung in Paris und ein großformatiges Gemälde von Friedrich König ‚Der Tod und das Mädchen‘ als Dauerleihgabe in das Museum. Einen weiteren Höhepunkt bilden eine Tischleuchte ‚Danseuse à l’écharpe‘ und eine Skulptur ‚Danseuse aux Cothurnes‘ von Agathon Léonard. Beide Tanz-Figuren wurden für einen fünfzehnteiligen Tafelaufsatz aus Porzellan entworfen, der auf der Pariser Weltausstellung 1900 mit einer Goldmedaille prämiert wurde. Die beiden beeindruckenden Fassungen in vergoldeter Bronze, eine Hommage an die um die Jahrhundertwende gefeierten neuen Ausdruckstanzbewegungen, werden in Wiesbaden erstmals zum 91. Geburtstag des Mäzens präsentiert. Neben der Sammlungspräsentation jährt sich auch das Jugendstiljahr in Wiesbaden, an dem sich zahlreiche Institutionen in Wiesbaden beteiligt und die maßgeblich dazu beigetragen haben, den Blick auf den Jugendstil in Wiesbaden zu öffnen.
Auch in den Besucherzahlen spiegelt sich die Neugier der Gäste und das Interesse an der vielseitigen Kunstströmung wieder. Am Eröffnungstag der Sammlung durfte das Museum über 1000 Besucherinnen und Besucher in seiner neuen Jugendstil-Sammlung willkommen heißen. Seitdem zieht es – nun auch als Mitglied der European Art Nouveau Route und Dank der engen Zusammenarbeit mit dem Wiesbadener Stadtmarketing – zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland in die Sammlung.
"Die Bilanz ein Jahr lang Jugendstil im Museum Wiesbaden gestaltet sich auf allen Ebenen als hoch erfreulich und wird begleitetet von Zustiftungen. Dem Beispiel Neess folgend haben sich Sammler angeschlossen und werden als Vermächtnisse geschlossene Keramik- und Glaskonvolute von Royal Dux und Joh. Loetz-Witwe dem Museum zukommen lassen. Als Fazit kann festgehalten werden: Der Jugendstil hat sich in Wiesbaden etabliert, Dank Ferdinand Wolfgang Neess," dankt Forster dem Engagement des verstorbenen Sammlers sowie den Bürgerinnen und Bürger.
Weitere Informationen:
Museum Wiesbaden
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden
Telefon: +49 (611) 33522-50
Telefax: +49 (611) 33521-92
http://museum-wiesbaden.de
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: +49 (611) 335-2189
Fax: +49 (611) 335-2192
E-Mail: susanne.loeffler@museum-wiesbaden.de