Die Covid-19-Epidemie bringt für Unternehmen ungeahnte Herausforderungen mit sich. Sie eröffnet aber auch neue Möglichkeiten und kann so etwas wie ein Start in eine bessere Unternehmenswelt sein. Wie das klappt und wie man aus der Krise neue Kraft schöpft, zeigen sechs Denkanstösse von Terrence Schweizer, CDO bei BitHawk AG.

1. Krisen sind auch immer grosse Chancen

COVID-19 ist ein grosse Krise, keine Frage. Ich will hier nichts verharmlosen. Wenn wir vergangene Krisen analysieren, so stellen wir jedoch fest, dass überdurchschnittlich viele erfolgreiche Firmen und kreative Geschäftsmodelle während oder gleich nach einer Krisensituation entstanden sind. Nehmen wir zum Beispiel die Finanzkrise 2008. Hier zeigt sich, dass eine Krise ein Nährboden für die digital bedingte Verbesserung der Produktivität und für eine Kostenreduktion sein kann. So sind im Jahr 2008 unter anderem Zalando, Uber, Bitcoin und Groupon entstanden. Billiges Geld sorgte für «Nachbrenner», die die digitalen Wachstumschancen für sich nutzten und so wurde in diesem Jahr zudem Airbnb geboren. Perfekt den Sturm vorausgesehen hat 2008 auch der Optik-Spezialist Optotune und es setzten sich in der Krise sehr schnell die besten Lösungen durch wie 2007 mit Doodle, 2008 mit GetYourGuide oder 2009 mit dem Biotech-Unternehmen InSphero.

Auch das Krisenjahr 2020 bringt neue Chancen. Es kommt jetzt darauf an, diese richtig zu nutzen!

2. Gewinner und Verlierer

Jede Krise bringt Unternehmensbereiche mit Gewinnern und Verlierern hervor. Ich spreche lieber von einfacheren und schwierigen Branchen. Digital Health wird boomen gemeinsam mit Biotech- und Medtech-Firmen. Mittelfristig werden aber auch Logistik, Food, eCommerce, eLearning, Collaboration-Lösungen sowie SaaS-Geschäftsmodelle profitieren. In den Bereichen Travel, Mobility und Events wird es mittelfristig schwierig werden. Neue Ansätze und Geschäftsmodelle sind hier gefragt.

Zusammenfassend zeigt sich: Wenn bislang in einer Firma niemand die Digitalisierung vorangetrieben hat, dann wurde diese wichtige Aufgabe in den letzten Wochen definitiv von Covid-19 erledigt. In der Schweiz waren während des Lockdowns immerhin zwei Drittel der Wirtschaft noch aktiv. Wer zu diesen Glücklichen zählte und zudem bei der Digitalisierung schon einen gewissen Reifegrad erreicht hatte, stellte die Weichen einfach auf Heimarbeit um. Hatte man zudem auf SaaS gesetzt, konnte man sein Home-Office problemlos skalieren.

Die Daten-Vernetzung in der Schweiz sowie die Cloud-Dienste haben ihre Feuerprobe gut bestanden. Doch wie sieht es mit dem Reifegrad der Digitalisierung und Automatisierung in Deinem Unternehmen aus?

3. Glocalization

Wie wird sich die globale Weltwirtschaft im Kontext der Globalisierung weiterentwickeln? Die Ereignisse rund um Covid-19 haben uns gezeigt, wie verknüpft internationale Lieferketten sind und wie stark sich Abhängigkeiten in Krisen wie dieser manifestieren. Es gab schon immer Stimmen, die das Ende der Globalisierung voraussagten. Schon vor der Covid-19-Krise und bereits seit 2010 schwächte sich das Wachstum gemäss KOF Index ab. Die Globalisierung wird allerdings nicht verschwinden, da ihre treibenden Kräfte zu stark sind. Sie wird jedoch multipolarer und regionaler werden. Es wird Abkommen geben auch ohne die USA oder die EU und oft beschränkt auf Regionen. Der Ökonom und Bestsellerautor Jeremy Rifkin benutzt in diesem Zusammenhang den Begriff Glocalization. Man kann demnach die Welt als Markt begreifen, muss sich aber dennoch regional engagieren, um erfolgreich zu sein.

Wie sieht Dein künftiger Markt aus und wo wird sich Deine Firma in Zukunft engagieren?

4. Der Mensch im Zentrum

Die Technologie um uns hat sich exponentiell weiterentwickelt, während der Mensch der Gleiche geblieben ist. Seine grösste Schwäche ist nach wie vor die Unfähigkeit, exponentielle Vorgänge zu verstehen, COVID-19 lässt grüssen! Zudem funktionieren beim Menschen unter Angst die intrinsischen Verhaltensmuster am besten. Man kauft WC-Papier, weil es alle andere auch machen, man sucht einfache Erklärungen und einfache Schuldzuweisungen für sehr komplexe Vorgänge und Verschwörungstheorien haben Hochkonjunktur. Während im Mittelalter Hexen als Schuldige verbrannt wurden, sind es heute angeblich Covid-19 generierende 5G-Antennen, die angezündet werden.

Wir sollten aus diesen Verhaltensmustern lernen und uns im Klaren darüber sein, dass Fortschritt und neue Technologien im Unternehmen nur funktionieren, wenn wir die Mitarbeiter mitnehmen können. Es gilt, zuzuhören, transparent zu informieren und mit gutem Beispiel voranzugehen. Wir müssen Champions im Bereich von menschlichem Change Management werden.

Sind in Deinem Unternehmen die Mitarbeiter wirklich mit an Bord, wenn es um die Digitalisierung geht? Können sie die «Warum-Frage» beantworten? Wissen Deine Mitarbeiter also, warum sie tun, was sie tun?

5. Neuorganisation von Beruf und Familie

Covid-19 hat gezeigt, dass Home-Office für viele Unternehmen und Mitarbeiter funktioniert. Statt immer nur über Heimarbeit zu sprechen, wurden viele Firmen und die Mitarbeiter einfach ins kalte Wasser geworfen und es hat erstaunlich gut geklappt – mit positiven Folgen. So wird laut Nobelpreisträger Daniel Kahnemann das Pendeln als grösster Verhinderer von Glück empfunden. Zudem würden wir, wenn nur 20% aller berufstätigen Menschen in der Schweiz nur einen Tag pro Woche Home-Office machen könnten, pro Jahr 216 Millionen Autokilometer und 126 Millionen Bahnkilometer einsparen. Das ergibt ein stattliches Minus von 67.000 Tonnen CO2 pro Jahr und würde vielen Menschen wertvolle Zeit für Familie, Hobbys und Erholung schenken.

Hat sich Deine Firma schon einmal überlegt, ihren Mitarbeitern mehr Freizeit zu ermöglichen und gleichzeitig Miete zu sparen?

6. Cybersecurity als Kerndisziplin

Durch Covid-19 waren viele Unternehmen gezwungen, sehr schnell auf Home-Office umzustellen. Da der digitale Reifegrad nicht immer sehr hoch war, wurde das häufig mit Hauruck-Übungen ermöglicht. Dass die Sicherheit dabei oft zu kurz kam, ist naheliegend. Das haben auch Hacker erkannt, die auf breiter Front mit Cyberangriffen begannen, um über die neue Home-Office-Umgebung in Unternehmen einzudringen.

Cybersecurity wird daher weiterhin eine wichtige Kerndisziplin in allen Firmen bleiben. Es geht hier um Risiko Management, das von der Geschäftsleitung nicht delegiert werden kann und den gleichen Stellenwert einnehmen muss wie Controlling-Prozesse bei den Finanzen.

Wie reif ist Dein Unternehmen im Bereich Cybersecurity? Wird die IT-Sicherheit aktiv gemanagt, so wie das auch bei den Finanzen der Fall ist?

Autor: Terrence Schweizer, CDO, BitHawk AG

Nützliche Quellen:

HSG Insights: Webinar Prof. W. Ruigrok – Is COVID-19 a Crisis of globalisation?

HSG Insights: Webinar Prof. D. Grichnik – Erfolgreich aus der Krise starten: von Startups lernen.

HSG Insights: Webinar Prof. Oliver Gassmann -Geschäftsmodelle anpassen: Fit für Post-Corona?

Reclaim Your Commute

Daniel Kahnemann Wikipedia

Ängste? Erläuterungen zu einem aktuellen Gefühl

Steven Pinker zur Corona-Pandemie: «Wir fahren Verluste ein, aber wir werden siegen».

Steven Pinker zu Menschenleben

Steven Pinker Wikipedia

Handelszeitung: Nach der Krise den Planeten nachhaltig gestalten 

Jeremy Rifkin Wikipedia

Über die BitHawk AG

Die BitHawk AG beschäftigt rund 200 Mitarbeitende. Der Hauptsitz von BitHawk ist in Sursee, weitere Standorte befinden sich in Basel, Bern und Winterthur.

Die Kernkompetenzen der BitHawk liegen in den Bereichen Consulting, Engineering und Operations von IT-Infrastrukturen sowie in IT- und Enterprise Service Management Lösungen. Das Lösungsportfolio umfasst die Themen Netzwerk, Unified Communications und Collaboration, Unified Computing, Workplace und Public- Hybrid und Privat Clouds . Speziallösungen wie IT- Security, Retail und Digital Signage Solution runden das Portfolio ab. Qualifizierte Spezialisten beraten Kunden im Hinblick auf eine langfristig sinnvolle und anpassungsfähige IT-Umgebung. Ein umfassender Service Desk, ein eigenes Rechenzentrum und Repair Center garantieren höchste Verfügbarkeit und schnelle Reaktionszeiten.

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