Von der turnusmäßigen Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft erwartet die Lebensmittelwirtschaft, dass die Bundesregierung den Vorsitz nutzt, um die Strategie "Vom Hof auf den Tisch" in enger Abstimmung mit Wissenschaft und Wirtschaft im Sinne der Verbraucher ausgewogen und maßvoll fortzuschreiben.
Bei Umsetzung der Strategie muss es gelingen, die Nachhaltigkeitsziele und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Lebensmittelwirtschaft in Einklang zu bringen. Dazu müssen alle nunmehr diskutierten Ansätze daraufhin überprüft werden, was sie für mehr Nachhaltigkeit bei Erzeugung und Konsum von Lebensmitteln wirklich leisten können und mit welchen Belastungen sie für Unternehmen und Konsumenten einhergehen.
"Die ökologische Umgestaltung Europas birgt große Chancen für unsere Branche, aber auch erhebliche Risiken", so der Präsident des Lebensmittelverbandes Philipp Hengstenberg. "Wir wollen unseren Beitrag für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit leisten, aber gerade jene Unternehmen, die von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie betroffen sind und noch immer mit den wirtschaftlichen Folgen kämpfen, dürfen nicht durch zu hoch gesteckte Klimaziele oder regulatorische Maßnahmen überfordert werden."
Die Lebensmittelwirtschaft hat in den vergangenen Monaten gezeigt, zu welchen Leistungen sie fähig ist; dass sie auch unter schwierigen und schwersten Bedingungen die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln sicherstellen kann. Diese positiven Erfahrungen sind auch das Ergebnis einer überwiegend sach- und kompromiss-orientierten Agrar- und Ernährungspolitik. Der kontinuierliche, professionelle und konstruktive Austausch zwischen Politik und Vertretern von Wissenschaft, Wirtschaft, Verbraucherverbänden und Gesundheitsorganisationen wie er in Deutschland übliche, gute Praxis ist, muss während der Ratspräsidentschaft auf europäischer Ebene fortgesetzt werden.
COVID-19 ist und bleibt der größte Risikofaktor unserer Zeit. Bei einer fortgesetzten Pandemie oder weiteren Ausbruchswellen droht eine globale Wirtschaftskrise. Deshalb sollte für alle Maßnahmen auf europäischer Ebene ein wirtschaftlicher Vorbehalt gelten. Denn der Erhalt von Produktionskapazitäten und Arbeitsplätzen und damit die Sicherung der Versorgung der Bürger Europas mit Lebensmitteln muss als höchstes Ziel über allen anderen stehen.
Die deutsche Lebensmittelwirtschaft ist bereit, im Kampf gegen COVID-19 und den Klimawandel aktiv mitzuwirken und ihren Beitrag für eine gelingende deutsche Ratspräsidentschaft und ein erfolgreiches Europa zu leisten.
Der Lebensmittelverband Deutschland e. V. ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Ihm gehören Verbände und Unternehmen der gesamten Lebensmittelkette "von Acker bis Teller", also aus Landwirtschaft, Handwerk, Industrie, Handel und Gastronomie an. Daneben gehören zu seinen Mitgliedern auch private Untersuchungslaboratorien, Anwaltskanzleien und Einzelpersonen.
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