Mitten im Probenprozess musste die Arbeit an der Inszenierung der Oper Der Mordfall Halit Yozgat ausgesetzt werden. Nun bringt der Komponist und Regisseur Ben Frost gemeinsam mit Richard Mosse und Trevor Tweeten einen Film über das Projekt und die wiederaufgenommene Probenarbeit unter Corona-Bedingungen heraus. Entstanden ist ein einmaliges filmisches Porträt an der Grenze von Dokumentation und Fiktion.

Über die letzten 10 Jahre verbindet Ben Frost eine intensive Zusammenarbeit mit dem irischen Visual Artist Richard Mosse sowie dem Kamermann Trevor Tweeten. Gemeinsam realisierten sie zahlreiche preisgekrönte Multi-Channel Video- und Soundinstallationen. Unter anderem The Enclave, das auf der 55. Biennale Venedig (2013) zu sehen war und Incoming (2017), welches im San Francisco Museum of Modern Art ausgestellt wurde. Ihr neustes Werk, der Kunstfilm Der Mordfall Halit Yozgat – Eine Oper unter Quarantäne, wird von den Staatstheatern Hannover sowie ihrem Koproduktionspartner Holland Festival am Samstag, 13. Juni und am Montag, 15. Juni, jeweils um 20:30 Uhr als Stream gezeigt wird.

Sa 13.06. & Mo 15.06.2020, jeweils ab 20:30 Uhr auf staatstheater-hannover.de

Über die Oper

Der Mordfall Halit Yozgat ist ein Auftragswerk der Staatsoper Hannover in Koproduktion mit dem Schauspiel Hannover und Holland Festival und sollte eigentlich am 17.04.2020 Premiere haben.Der australische Komponist Ben Frost nimmt den NSU-Mord an dem 21-jährigen Halit Yozgat am 6. April 2006 in einem Internet-Café in Kassel und unseren gesellschaftlichen Umgang mit seinen Folgen zum Anlass für seine Oper. Basierend auf der hochgelobten Installation 77sqm_9:26min des Forschungsteams Forensic Architecture entwarf Ben Frost mit Mitgliedern des Opern- und Schauspielensembles einen Abend über unseren Umgang mit und die Verantwortung gegenüber der Geschichte. Dazu brachte er nicht nur das Opern- und Schauspielensemble zusammen, sondern holte auch Mitglieder des Niedersächsischen Staatsorchesters auf die Bühne und band sie so unmittelbar ins Geschehen ein.

Musik Ben Frost mit Petter Ekman Musikalische Leitung Florian Groß Inszenierung Ben Frost Bühne Lisa Däßler, Mirella Weingarten Kostüme Kerstin Krüger Sounddesign Carlos Boix Larrey Assistentin von Ben Frost Olga Komarova Choreografie Sasha Milavic Davies Dramaturgie Yvonne Gebauer, Friederike Schubert Filmregie Richard Mosse Kamera und Schnitt Trevor Tweeten Ausführende Produzent*innen für Ben Frost Nathalie Blue, Toby DonnellyMit Sabrina Ceesay, Mathias Max Herrmann, Nicolas Matthews, Tahnee Niboro, Gudrun Pelker, Yannick Spanier, Hubert ZapiórWeitere Infos zur Oper finden Sie hier.

Biografien

Ben Frost

Ben Frost ist Komponist, Produzent, Sound Artist und Regisseur. Er wurde 1980 in Melbourne, Australien geboren und wohnt seit den frühen 2000er Jahren in Reykjavik auf Island. Sein Mentor an der Rolex Arts Initiative war Brian Eno. Seine Arbeiten umfassen die Studioalben Theory of Machienes (2007), By The Throat (2009), A U R O R A (2014) und The Centre Cannot Hold (2017) und umspannt eine Vielzahl von weiteren künstlerischen Formen wie z.B. Installationen, Konzerte, Musiken für Tanz und Theater und eine Vielzahl von Studiokollaborationen. Er hat mehrere Filmmusiken komponiert unter anderem für den für die Palme d’Or nominierten Film Sleeping Beauty und die Serien Fortitude und Dark. Die neueste von ihm verantwortete Filmmusik entstand für Raised By Wolves des Regisseurs Ridley Scott.
Ben Frosts Regiedebut The Wasp Factory (2013) lief erfolgreich im Londoner Royal Opera House. 2020 komponierte und inszenierte er Der Mordfall Halit Yozgat, eine neue Oper basierend auf der Gegenrecherche von Forensic Architecture zum Mord an Halit Yozgat durch die rechte Terrorgruppe NSU in Kassel. Diese Arbeit entsteht als Auftragswerk für die Staatsoper Hannover in Koproduktion mit dem Schauspiel Hannover und dem Amsterdam Festival. Frost ist außerdem Teil des Tour-Lineup der Band SWAN mit der ihn eine vorausgegangene Studiokollaboration verbindet.

Richard Mosse

Richard Mosse wurde 1980 in Irland geboren und lebt in New York. Er ist ein Fotograf und Filmemacher, der vor allem für seinen dokumentarischen Journalismus und seine zeitgenössische Kunstpraxis bekannt ist. Sein Werk fängt die Schönheit und Tragödie von Krieg und Zerstörung ein. Große Aufmerksamkeit erregte Mosse fmit Infra, seinen Fotografien vom Krieg im Osten der Demokratischen Republik Kongo, bei denen er Farb-Infrarot-Filme verwendete, um eine neue Perspektive auf den Konflikt zu schaffen. Mosses jüngste Arbeit ist eine immersive Mehrkanal-Videoinstallation mit dem Titel Incoming, für die er eine Kamera aus dem Militärbereich verwendete, die eine Sicht von über 30 Kilometern ermöglicht und die Wärmesignatur der Temperaturdifferenz registriert und schuf ein Kunstwerk über die Flüchtlingskrise, die sich in der Ägäis, vor der Küste Libyens, in Syrien, der Sahara, am Persischen Golf und an anderen Orten abspielt. Im Jahr 2017 wurde es im Barbican Centre in London erstmals gezeigt und tourt derzeit weltweit. Richard Mosse ist Preisträger des renommierten Prix Pictet, des Deutsche Börse Photography Prize, eines Guggenheim-Stipendiums, eines Stipendiums der Shifting Foundation, des Yale Poynter Fellowship in Journalism, des B3-Preises der Frankfurter Biennale, eines Stipendiums des Pulitzer Center on Crisis Reporting und hat ein Leonore Annenberg-Stipendium erhalten.

Trevor Tweeten

Trevor Tweeten ist ein in New York lebender Künstler und Kameramann. Er hat einen BA in Film und Videokunst und arbeitet an der Schnittstelle zwischen Video, Skulptur und Installation. Als Kameramann hat er eine Reihe von Spielfilmen und Videokunstprojekten realisiert, die von narrativ über dokumentarisch bis hin zu experimentell reichen. Sein Werk ist für seine starke Bildsprache und seinen lyrischen visuellen Stil bekannt. Zu seinen Arbeit gehört unter anderem Bounce: How the ball taught the world to play, das 2015 auf dem SXSW-Filmfestival uraufgeführt wurde oder der Dokumentarfilm Frank Serpico über die Polizeikorruption in New York City. Für seine Arbeit hat er zahlreiche Reisen unternommen, unter anderem in den Nahen Osten, nach Südamerika, Afrika und Südasien.

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