Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) beendet in diesen Tagen seine diesjährige Suche nach Nachweisen der Europäischen Wildkatze in Deutschland. Auch in Nordrhein-Westfalen wurden „weiße Flecken“ auf der Verbreitungskarte überprüft – der Königsforst zwischen Köln und Bergisch-Gladbach wie auch Regionen auf der Haard bei Haltern am See. NRW beheimatet geschätzte 600 Wildkatzen, etwa ein Zehntel des Gesamtbestands. Aktuell gibt es größere Wildkatzenpopulationen in der Eifel, im Eggegebirge und dem östlich angrenzenden Bereich zur Weser, dem Arnsberger und Briloner Wald, dem Rothaargebirge und im  Kottenforst/Ville ganz im Süden. Darüber hinaus gibt es teils vermehrte Einzelnachweise aus dem Sauerland und dem Siebengebirge.

Deutschlandweit lag ein besonderer Fokus der Untersuchungen auf den Rändern der bisher bekannten Verbreitungsgebiete im Nordosten und Süden Deutschlands. „Wir hoffen, dass sich die positive Entwicklung der vergangenen Jahre fortsetzt und die Wildkatze sich weiter ausbreitet“, so Dr. Christine Thiel-Bender, Wildkatzenexpertin des BUND in NRW.

In den Untersuchungsgebieten setzte der BUND auf die „Frühlingsgefühle“ der Wildkatzen. „Wir nutzen sogenannte Lockstöcke, die wir mit Baldrian besprühen“, erklärt Friederike Scholz, Wildtierexpertin des BUND. „Dieser Geruch ist den Sexuallockstoffen der Wildkatze sehr ähnlich, so dass er die Tiere magisch anzieht. Sie reiben sich am Holz und hinterlassen dabei einzelne Haare, die wir vorsichtig absammeln und anschließend genetisch untersuchen lassen können.“ Partner des BUND für die Genanalysen ist die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Mehr als 500 Haarproben sind so in den letzten Wochen zusammengekommen. Möglich ist so eine aufwändige Untersuchung nur mit Hilfe von Ehrenamtlichen. „Über 300 Wildkatzenfreundinnen und -freunde haben uns in diesem Jahr wieder unterstützt und regelmäßig Lockstöcke kontrolliert“, freut sich Scholz. „Die Ergebnisse, wie viele Wildkatzen dabei waren und wo wir vielleicht neue Nachweise verzeichnen können, erwarten wir Ende des Jahres.“

Auch in Nordrhein-Westfalen haben Freiwillige die Wildkatzenhaare eingesammelt. Erste Ergebnisse: Auf der Haard konnte die Wildkatze noch nicht nachgewiesen werden. Im Königsforst allerdings wurden Haaarproben an den Lockstöcken eingesammelt, die jetzt näher untersucht werden.

Hintergrund

Der BUND setzt sich seit mehr als 15 Jahren mit seinem Projekt "Rettungsnetz Wildkatze" für den Schutz der gefährdeten Europäischen Wildkatze in Deutschland ein. Bundesweit untersuchen Naturschützerinnen und Naturschützer die Entwicklung der Bestände und engagieren sich für die Vernetzung der Lebensräume der Wildkatze. Da die Tiere auf Deckung angewiesen sind, brauchen sie "grüne Korridore" aus Büschen und Bäumen, um neue Lebensräume zu erobern. Gleichzeitig fordert der BUND die Politik auf, sich stärker für den Schutz der Biologischen Vielfalt in Deutschland einzusetzen. Dazu gehört auch der Bau von Grünbrücken oder Unterführungen an Unfallschwerpunkten und ein Verzicht auf weiteren Straßenbau.

Die Europäische Wildkatze ist, anders als unsere Hauskatzen, eine echte Ureinwohnerin Europas. Sie lebt bevorzugt in naturnahen Wäldern und steht damit wie kaum ein anderes Tier für eine intakte, strukturreiche Waldlandschaft in Deutschland. Zu Beginn der 20. Jahrhunderts fast ausgerottet, gibt es heute schätzungsweise 6.000 bis 8.000 Exemplare.

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