• • Tief- und Rohrleitungsbauer gehen in freiwillige Quarantäne, um Störungsbereitschaft zu garantieren.
    • „Es gibt keine Blaupause für eine Havarie bei gleichzeitigem Mitarbeiterengpass.“

Ob Rohrleitungsbruch oder Trafobrand, ob Kurzschluss oder Sturmschaden – bei Störungen der Infrastrukturnetze müssen Unternehmen aus dem Tief- und Leitungsbau schnell zur Stelle sein. Im Fall einer Havarie stehen Notfallteams parat, um Schäden zu beheben und die Versorgung der Bevölkerung zügig wiederherzustellen. Elektrizität, Gas, Wasser, Fernwärme und Leitungen für Telekommunikation stehen hier im Fokus. „Kommt es zu personellen Ausfällen bei den beteiligten Unternehmen – etwa durch Krankheit, Anordnung von Quarantäne oder extreme Kurzarbeit–, so kann dies schwerwiegende Folgen haben“, betont Ernst Schaffarzyk, Vorsitzender der Landesfachabteilung Leitungsbau im Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen und Geschäftsführer der Firma Ernst Petershagen in Delmenhorst. Auf solche Notfälle seien die Fachbetriebe vorbereitet, damit weiter gearbeitet werden könne. Der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands, Jörn P. Makko, ergänzt: „Unsere Leitungsbauer erbringen Höchstleistung, um die Versorgungssicherheit von Mensch und Wirtschaft zu gewährleisten.“

In häuslicher Isolation bereit für den Störfall

„Unsere Zugriffszeiten während der Bereitschaft liegen bei eineinhalb bis zwei Stunden. Bei jeder Tages- und Nachtzeit, bei fast jeder Witterung“, sagt Carsten Weiß, Geschäftsführer der Firma Kuhlmann Leitungsbau in Lüneburg. Um die Störungsbereitschaft während der Coronakrise zu garantieren, hat er mit seinem Auftraggeber Avacon, einem der größten regionalen Energieversorger Deutschlands, ein bisher einmaliges Konzept umgesetzt: Sollte die übliche Bereitschaft in einem Worst-Case-Szenario der Pandemie nicht möglich sein, wird Ersatz aus der häuslichen Isolationen mobilisiert: „Dafür haben wir neben unserer turnusgemäßen Besetzung zwei Dreier-Teams aus Tiefbaufacharbeitern und Rohrleitungsbauern für Gas/Wasser sowie Elektromonteuren in eine häusliche Isolation versetzt. Mit dieser Lösung decken wir den Bereich Lüneburg, Salzwedel und Gardelegen sowie das südwestliche Hannover ab. Unsere Mitarbeiter haben sich für insgesamt vier Wochen dazu bereiterklärt.

„Meinen Freunden war gar nicht klar, wie wichtig unser Job für sie ist.“

Auch Lukas Jarraß, bei Kuhlmann als Tiefbaufacharbeiter tätig, hat sich zu der freiwilligen Quarantäne verpflichtet. „Internet, Wasser und Gas ist für viele selbstverständlich. Vielen ist gar nicht klar, wie wichtig unser Job für sie ist.“ Nach vier Wochen war für Jarraß der ungewohnte Einsatz beendet. Jetzt freut er sich über seinen gewohnten Alltag: „Mir fehlten der geregelte Arbeitstag und die natürlichen privaten Abläufe. Das war schon gewöhnungsbedürftig.“

Doch auch der übliche Ablauf am Bau hat sich durch den Virus verändert: „In vielen Bereichen kommt es zu erhöhtem Zeit- und Kostenaufwand“, sagt Schaffarzyk. Als Bauunternehmer und Vorsitzender der Landesfachabteilung Leitungsbau im Bauindustrieverband kennt er die vielfältigen Widrigkeiten, mit denen die Branche in Corona-Zeiten kämpft. So sind zum Beispiel die Fahrzeuge für die Baustellenanfahrt nur noch mit zwei Mitarbeitern besetzt, wodurch mehr Fahrzeuge und teilweise auch private Pkw eingesetzt werden müssen. Weniger planbar ist die Abstimmung mit den Kunden. „Zum Teil werden Arbeiten vorgezogen, die keinen Personenkontakt erfordern. Andererseits übernehmen wir aber auch Koordinierungsaufgaben, die unsere Auftraggeber nicht mehr selbst übernehmen können.“ Zudem komme es immer wieder zu Verzögerungen, weil zum Beispiel Straßensperrungen – bedingt durch Homeoffice bei den Behörden – mehr Vorlauf benötigen.

„Beispiel für unbekannte Alltagshelden“

Für Makko repräsentiert das Engagement der Bauunternehmen „die unbekannten Alltagshelden der Coronakrise.“ Rund um die sogenannte vorgelagerte Infrastruktur bestehe ein erheblicher systemrelevanter Aufwand. Die Bauindustrie leiste Beachtliches, um die Versorgung der Kommunen sowie der Wirtschaft und Industrie in Schuss zu halten. Makko: „Für eine Havarie bei gleichzeitigem Mitarbeiterengpass gibt es keine Blaupause. Gemeinsam mit dem Versorger muss dafür ein besonderes Leistungsportfolio entwickelt werden, das den Fall der Fälle vorwegnimmt.“

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