Zum Erfolg des Ausbildungsjahres 2019 haben Handwerksbetriebe einmal mehr wesentlich beigetragen. Rund 143.000 jungen Menschen haben sie einen soliden und erfolgsversprechenden Start in das Berufsleben geboten und ihnen damit eine nachhaltige Perspektive auf dem Arbeitsmarkt eröffnet. Das ist umso beachtlicher, als weder der demografische Gegenwind noch der Akademisierungssog nachgelassen haben.
Die im internationalen Vergleich beispielhalft geringe Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland ist vor allem auf das außerordentlich leistungsfähige duale Berufsbildungssystem zurückzuführen, bei dem der Lernort Betrieb eine so wesentliche Rolle spielt. Dabei wird die betriebliche Ausbildung in Deutschland maßgeblich von Klein- und Kleinstbetrieben getragen. Die Mehrheit dieser Betriebe hat weniger als fünf Beschäftigte und ist bereit, Zeit und für jeden Auszubildenden über den Verlauf seiner Ausbildung im Schnitt rund 16.500 Euro zu investieren. Von dieser Ausbildungsleistung des Handwerks profitieren viele – Verwaltung, Feuer- und Bundeswehr, Industrie und viele mehr. Das Handwerk ist der stärkste Ausbilder. 28 Prozent aller Auszubildenden in Deutschland werden im Handwerk zu Fachkräften qualifiziert. Dieses hohe Ausbildungsengagement des Handwerks verdient eine höhere Anerkennung und Wertschätzung von der Gesellschaft und Politik – durch Entlastungen, auch finanziell.
Das gilt umso mehr vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Pandemie, die die ausbildenden Handwerksbetriebe und die Bildungs- und Kompetenzzentren des Handwerks vor noch nie dagewesene Herausforderungen stellt und die Aussichten für das kommende Ausbildungsjahr trübt. Nach einer aktuellen ZDH-Umfrage planen zwar fast 45 Prozent der befragten Handwerksbetriebe, für das kommende Ausbildungsjahr genauso viele oder sogar mehr Auszubildende einzustellen wie im Vorjahr. Sorgenvoll muss uns alle jedoch stimmen, dass jeder vierte der befragten Betriebe (25 Prozent) beabsichtigt, sich aus der Ausbildung zurückzuziehen.
Alle Akteure der Berufsbildung – vom Handwerksbetrieb, über die Kammer- und Wirtschaftsorganisationen, die Gewerkschaften und Ministerien – sind daher aufgefordert, die negativen wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise so umfassend wie möglich abzumildern und Ausbildungsbetriebe am Markt zu halten. Denn nur weiter bestehende Betriebe können auch weiter ausbilden. Dabei sind insbesondere Klein- und Kleinstbetriebe finanziell zu unterstützen, denn 83 Prozent der Ausbildungsbetriebe in Deutschland zählen zu dieser Betriebsgröße.
Im Fokus muss dabei die Stärkung der betrieblichen Ausbildung stehen, diese darf nicht wegbrechen. Daher sind in der jetzigen Situation Vorschläge, wie die außerbetriebliche oder die vollzeitschulische Ausbildung auszubauen, wenig hilfreich. Das würde das duale betriebliche Ausbildungssystem schädigen, und es würde die nachweislichen Erfolge bei der Integration junger Menschen als Fachkraft in den ersten Arbeitsmarkt konterkarieren, die vor allem auf die betriebliche Betreuung und Ausbildung zurückzuführen sind.
Im Interesse der Gesamtwirtschaft muss für die Fachkräftesicherung jetzt ein zielgerichtetes Handeln aller bildungspolitischen Akteure erfolgen. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, rasch den Ausbildungsmarkt zu stabilisieren. Die Allianz für Aus- und Weiterbildung hat bereits im Rahmen früherer Herausforderungen – wie beispielsweise der Finanzkrise 2008 und der Integration von Geflüchteten 2015 – bewiesen, dass sie politisch handlungsfähig ist und gemeinsam Lösungen findet, die alle bildungspolitisch relevanten Akteuren auch gemeinsam tragen. Das Handwerk wird hier seinen Beitrag leisten.
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