Vom 23. März bis zum 24. Juni 2020 zeigt die Hochschulbibliothek unter dem Titel „Homestory Deutschland. Schwarze Biographien in Geschichte und Gegenwart“ eine Ausstellung mit Biographien von ausgewählten Persönlichkeiten verschiedenster Herkunft und Berufe. Etwas haben sie aber alle gemeinsam: Sie sind schwarz, deutsch und sind einen eigenen besonderen Weg gegangen.

Die Ausstellung kam nach Friedensau auf Initiative des Fachbereichs Christliches Sozialwesen an der Theologischen Hochschule. Urheber ist die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD-Bund e.V.). Anhand von 27 Biographien sind ganz individuelle Lebenswege nachzuvollziehen. Die Ausstellung berücksichtigt Biographien von schwarzen Menschen ab dem 18. Jahrhundert. Sie vermittelt, aus welchen Gründen sie nach Deutschland kamen, sich hier ihren Lebensmittelpunkt schufen, Familien gründeten, Communities bildeten, sich politisch engagierten und für ihre Rechte kämpften. Die Schau ist zweisprachig angelegt: Deutsch und Englisch.

Unter den Porträtierten befinden sich Theodor Wonja Michael: ein Regierungsdirektor a. D., der als junger Mann nicht studieren durfte und gezwungen war, in Völkerschauen aufzutreten; May Ayim: eine Dichterin und Aktivistin, die als Baby zu einer Pflegefamilie gegeben wurde und sich mit 36 Jahren das Leben nahm. Nach ihr ist im Jahr 2010 das May-Ayim-Ufer in Berlin benannt worden. Außerdem Anton Wilhelm Amo: ein Philosoph, der im Alter von vier Jahren als Geschenk für den Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel von Ghana nach Deutschland an den herzoglichen Hof kam. Ihm gelang später eine steile Karriere: Er lehrte Anfang des 18. Jahrhunderts als Dozent an der philosophischen Fakultät in Halle.

Gezeigt werden aber nicht nur Personen des öffentlichen Lebens, sondern auch Frauen und Männer mit alltäglichen Berufen, wie die Rechtsanwältin Ama-Pokua Pereira oder der Sonderschullehrer Jean-Pierre Felix-Eyoum.

Alle Personen, die in der Ausstellung vorgestellt werden, erlebten Rassismus in Deutschland, dessen Ursprung im nicht aufgearbeiteten Kolonialismus zu suchen ist. Dieser verdrängte Teil deutscher Geschichte wird durch Berichte und Zitate der Porträtierten präsent. Vor allem aber zeigt die Ausstellung Menschen, die sich nicht haben unterkriegen lassen, sondern ein selbstbewusstes Leben führen.

Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland sagt dazu: „‘Homestory Deutschland‘“ zeigt: Schwarze Geschichte hat ein Zuhause in Deutschland.“ Chigemezi Wogu, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Theologischen Hochschule Friedensau aus Nigeria, kommentiert: „Ich bin seit 2013 in Deutschland. Als ich durch die Ausstellung ging, war ich tief beeindruckt von der Geschichte des Kampfes der Schwarzen gegen Rassismus. Ich habe Ähnliches erlebt … Die Tatsache, dass Schwarze, auch Nigerianer, dem Rassismus unabhängig von den Umständen die Stirn boten, ist für mich eine Ermutigung …“

„Homestory Deutschland“ wurde 2006 von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung konzipiert und war bereits in zahlreichen Städten Deutschlands zu sehen: www.isdonline.de

Die Theologische Hochschule Friedensau ist eine staatlich anerkannte Hochschule in Trägerschaft der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Hier können acht B.A.- und M.A.-Studiengänge – zum Teil berufsbegleitend – in den Fachbereichen Christliches Sozialwesen und Theologie sowie ein Kurs ‚Deutsch als Fremdsprache‘ belegt werden. Mehr als 30 Nationen sind unter den Studierenden vertreten. Studieninteressierte können sich zu Schnuppertagen anmelden und das Leben im Hörsaal und auf dem Campus kennenlernen: https://www.thh-friedensau.de.

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