Dreißig Millionen Kinder sind infolge der COVID-19-Pandemie von Krankheit und Tod bedroht, wenn eine schnelle Ausbreitung des Virus nicht verhindert wird. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht, den die internationale Kinderhilfsorganisation heute veröffentlicht hat. Durch sekundäre Auswirkungen der Pandemie erleiden vor allem Kinder in Konfliktgebieten und Kinder aus den ärmsten Ländern der Welt mehr Hunger und extremere Armut und erhalten weniger Schutz gegen Krankheiten. Bei einem Verlust ihrer Eltern oder Betreuerinnen und Betreuer entstehen viele weitere Gefahren für das Leben der Kinder.

"Es wäre völlig falsch, COVID-19 als ungefährlich für Kinder anzusehen", betont Christoph Waffenschmidt, Vorstandsvorsitzender von World Vision Deutschland. "Wir wissen, dass Epidemien, die die Gesundheitssysteme überfordern, verheerende Folgen für Kinder haben. Wir müssen umgehend handeln. World Vision hat dafür einen internationalen Plan und starke Partner, aber wir brauchen auch finanzielle und politische Unterstützung für die Umsetzung flexibler Hilfen."

Der Bericht "Aftershocks" thematisiert insbesondere kritische Trends bei Gesundheits- und Ernährungsproblemen in 24 Ländern Afrikas, Asiens, Südamerikas und dem Nahen Osten, auf die der UN-Hilfsaufruf für die Bekämpfung von COVID-19 fokussiert. Die Analyse legt als Modell die Ebola-Epidemie 2014-2016 in Westafrika zugrunde. Trotz Unterschieden zur aktuellen Pandemie lassen sich aus den Erfahrungen mit den weitreichenden Einschnitten während der Ebola-Epidemie Schlüsse für erwartbare Szenarien in kriegszerstörten und sehr armen Ländern ziehen.

Die wichtigsten Ergebnisse der Analyse:

– Sekundäre Auswirkungen werden das Leben von viel mehr Kindern bedrohen als COVID-19 selbst. Die derzeitige Zahl der Todesfälle bei Kindern ist gering, da schwere Verläufe der Krankheit bei Kindern selten sind.

– Mindestens 26 Millionen Kinder sind aufgrund fehlender Impfungen einem größeren Risiko ausgesetzt, auch mit anderen gefährlichen Krankheiten infiziert zu werden.

– Mindestens 5 Millionen Kinder könnten in den 24 Ländern an akuter Unterernährung leiden, was einen Anstieg von fast 40% gegenüber dem derzeitigen Niveau bedeutet.

– An Malaria könnten 100.000 Kinder mehr als bisher sterben, weil sie keinen Zugang mehr zu lebensrettenden Behandlungen bekommen.

Schon vor der Pandemie waren allein in den 24 untersuchten Ländern mehr als 76 Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen. "Ihre Lage kann sich sehr schnell verschlechtern, denn derzeit werden Lebensmittel an vielen Orten bereits teurer, Märkte werden geschlossen und Verteilungen sowie Zugänge zu Gesundheitsvorsorge erschwert", warnt Caroline Klein, Leiterin der Katastrophenhilfe bei World Vision Deutschland. Der Bericht "Aftershocks" empfiehlt Regierungen und Gebern unter anderem, auf allen Ebenen strategisch mit Hilfsorganisationen, Gesundheitsdiensten und wichtigen Kommunikatoren zusammen zu arbeiten, um gegen zu steuern. Außerdem müssten Zugänge und Lieferketten zu notleidenden Menschen abgesichert werden.

World Vision hat seine COVID-19-Nothilfe jetzt auf 28 besonders gefährdete Länder ausgeweitet und will in den kommenden Monaten rund 22,5 Millionen Menschen mit Hilfen im Umfang von 80 Millionen US-Dollar erreichen. "Wir passen unsere Maßnahmen einer dynamischen Entwicklung an und nutzen sowohl bewährte Netzwerke als auch neue Techniken, um einen effektiven Beitrag zur Eindämmung der Pandemie zu leisten, der die Bedürfnisse von Kindern nicht außeracht lässt", so Caroline Klein. "Wir sind zuversichtlich, dass auch Kinder und Jugendliche in vielen unserer Entwicklungsprojekte einen wichtigen Beitrag leisten werden, weil sie bereits gut in Hygiene geschult wurden und schnell bereit sind sich für die Gemeinschaft zu engagieren."

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