Seit einigen Tagen wird in Westfalen-Lippe der erste Spargel geerntet. Die Bedingungen für das Wachstum des Kaisergemüses waren in den vergangenen Wochen gut: Nachdem die Spargelbauern aufgrund des vielen Niederschlags zwar spät mit den Vorbereitungen (Anhäufen der Spargeldämme, Auslegen der Folien) begonnen haben, begünstigten die milden Temperaturen und der Regen zuletzt das Wachstum der Pflanzen. Alles andere als günstig waren jedoch die Bedingungen für die Anreise der Saisonarbeitskräfte. Durch die zeitweise Grenzschließung fehlten zwischenzeitlich 85 Prozent der insgesamt 25.000 Saisonarbeitskräfte, die regulär während der Ernte von Obst und Gemüse auf den Betrieben arbeiten. Zuletzt war das Organisationstalent der Betriebe besonders gefragt, um unter veränderten Bedingungen die Abläufe derart zu koordinieren, dass die Spargelernte gesichert wird.

„Für unsere Spargelbauern sind die kommenden Wochen ganz entscheidend. Es muss nun gelingen, möglichst viel Spargel zu ernten und diesen trotz des Kontaktverbots an die Kunden zu verkaufen. Bei den Verbrauchern nehmen regionale Produkte einen hohen Stellenwert ein, und der Spargel in Westfalen-Lippe könnte regionaler kaum sein“, sagt WLV-Präsident Hubertus Beringmeier. „Die ausgezeichnete Qualität und Frische des heimischen Spargels überzeugt. Jetzt kann jeder einzelne dazu beitragen, unsere Spargelbauern in dieser schweren Krise zu unterstützen, wenn er vor Ort in den Hofläden einkauft. Ich appelliere dafür, dies, wo möglich, zu tun. Gerade zu den Feiertagen sind die regionalen Produkte ein Genuss“, macht Hubertus Beringmeier, selbst Landwirt in Hövelhof-Espeln (Kreis Paderborn), deutlich.

„Unsere Sonderkulturbetriebe haben enormen Zuspruch aus der Gesellschaft bekommen. Viele inländische Arbeitskräfte haben sich als Erntehelfer angeboten und sind in diesen Tagen schon im Einsatz auf den Feldern. Darüber haben sich die betroffenen Höfe riesig gefreut und dafür bedanken wir uns sehr“, so der Bauernpräsident. „Dennoch ist ohne die langjährigen Arbeitskräfte aus Osteuropa eine reibungslose Ernte nicht zu gewährleisten. Umso mehr sorgt die Grenzöffnung für große Erleichterung bei den Betrieben“, weiß Hubertus Beringmeier. Am heutigen Tag nehmen etwa 15 Sonderkulturbetriebe die ersten Saisonarbeitskräfte am Flughafen in Düsseldorf in Empfang. In der vergangenen Woche hatten das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) und das Bundesinnenministerium (BMI) gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut entschieden, dass im April und Mai jeweils bis zu 40.000 ausländischen Saisonarbeitskräften die Einreise ermöglicht wird. Diese werden in den kommenden Tagen auch auf den Höfen in Westfalen-Lippe erwartet.

Hubertus Beringmeier informiert, dass die Situation auch bei den Rindermästern derzeit angespannt ist. Durch den Wegfall des Gastronomiebetriebs wird deutlich weniger Rindfleisch vermarktet: „Ich appelliere dringend an den Lebensmitteleinzelhandel, auf den Import von Rindfleisch zu verzichten und auch hier auf regionale Fleischprodukte zurückzugreifen.“

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