Auch das Telefon kam zum Einsatz
Der Ablauf von „Homeschooling“ verlief unterschiedlich: 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler bekamen zu Beginn der Schulschließung Aufgaben und hatten anschließend kaum Kontakt zu ihren Lehrkräften. Gut die Hälfte der Schülerinnen und Schüler beziehungsweise deren Eltern (56 Prozent) erhielten regelmäßig Aufgaben per E-Mail, jeder Zehnte bekam Arbeitsaufträge via WhatsApp. In manchen Klassen wurde auch digital gearbeitet: Jeder Vierte (26 Prozent) nutzte einen Klassenchat, etwa jeder Fünfte (22 Prozent) konnte auf eine Schul-Cloud zugreifen, 16 Prozent trafen sich in Videokonferenzen. Auch das Telefon fand bei zehn Prozent Verwendung im Kontakt mit Lehrkräften, jeder Vierte telefonierte mit seinen Klassenkameraden zu Schulthemen.
Kaum Probleme mit der Technik
Was die technische Seite betrifft, kamen bei den Jugendlichen für die Schule zuhause überwiegend das Handy (82 Prozent) und ein PC oder Laptop (80 Prozent) zum Einsatz. Allerdings musste sich jeder Vierte (26 Prozent) den Computer mit jemandem teilen. Mit den Geräten und der genutzten Software kamen die Schülerinnen und Schüler nach eigenen Angaben gut zurecht (Durchschnittsnote 1,9). Überwiegend haben die Schülerinnen und Schüler es einfach selbst ausprobiert (63 Prozent), 35 Prozent erfuhren Unterstützung durch die Eltern und jeder Fünfte erhielt eine Anleitung von der Schule (21 Prozent). Weiter spielten bei der technischen Unterstützung die Hilfe von Freunden (14 Prozent) und Geschwistern (11 Prozent) sowie Tutorials im Internet (14 Prozent) eine Rolle.
12- bis 13-Jährige lernten mit Hilfe der Eltern
Beim Lernen generell unterstützten die Schülerinnen und Schüler sich meist gegenseitig via Chat (50 Prozent), 45 Prozent nutzten Tutorials im Internet, 43 Prozent wurde von den Eltern geholfen, jeder Dritte erhielt Anleitungen von der Schule (32 Prozent), 35 Prozent probierten es einfach aus. Allerdings bedurften die jüngeren Schülerinnen und Schüler deutlich mehr Unterstützung. Die 12- bis 13-Jährigen gaben zu 90 Prozent an, dass ihnen beim Lernen von den Eltern geholfen wurde.
Als mediale Lernangebote wurde vorwiegend YouTube (83 Prozent) genutzt, gefolgt von Wikipedia (58 Prozent), Dokus und Wissenssendungen im Fernsehen (27 Prozent) sowie explizite Schulsendungen im Fernsehen oder Internet (21 Prozent).
Durch Kontaktsperre mehr Mediennutzung
Die Sondersituation mit Kontaktsperre und Schulschließung hatte auch deutliche Auswirkungen auf den Alltag und die Mediennutzung. So verbrachten die Jugendlichen nach eigenen Angaben mehr Zeit als vorher mit YouTube Videos (82 Prozent), Musikhören (78 Prozent), Streaming-Diensten (71 Prozent), Fernsehen (54 Prozent), Spazieren gehen und Lernen (je 52 Prozent). Das zeigt sich auch in den Nutzungszeiten: Im Schnitt verbrachten Jugendliche pro Tag etwa zwei Stunden (121 Minuten) mit Lernen und Streaming-Diensten (114 Minuten). Musikhören (100 Minuten), YouTube Videos (92 Minuten) und Fernsehen (70 Minuten) wurden ebenfalls intensiv genutzt. Jungen und Mädchen zeigten hier deutliche Unterschiede, insbesondere beim Aufwand für die Schule. Bei Mädchen wurde mit 141 Minuten die meiste Zeit mit Lernen verbracht, gefolgt von Streaming-Diensten (128 Minuten) und Musikhören (106 Minuten). Jungen hingegen verbrachten nach eigenen Angaben die meiste Zeit mit YouTube Videos (105 Minuten), Computerspielen mit Freunden (104 Minuten) sowie Streaming-Diensten und Lernen (je 100 Minuten).
Kontakt zu Freunden via Messenger, mit Großeltern per Telefon
Der Kontakt zu Freunden erfolgte bei fast allen Jugendlichen via Messenger, etwa WhatsApp (90 Prozent). Immerhin fast jede Zweite nutzte das Telefon (48 Prozent), jeder Dritte tauschte sich über Computerspiele/Teamspeak (36 Prozent) oder Videochats (34 Prozent) aus, jeder Vierte nutzte spezielle Apps wie Houseparty, um in Kontakt zu bleiben. Mit den Großeltern oder älteren Verwandten wurde überwiegend telefoniert (69 Prozent), knapp die Hälfte nutzte Messenger (46 Prozent). Videochats waren für 15 Prozent eine Option und 18 Prozent machten Besuche, ohne hierbei direkten Kontakt zu haben.
Nachholbedarf bei digitalen Bildungsanwendungen
Insgesamt zeige sich, so die Studie, dass die Jugendlichen mit der aktuellen Situation auf ihre „privaten“ Erfahrungen mit digitaler Kommunikation zurückgreifen könnten und zumindest nach eigenen Angaben mit der aktuellen Schulsituation meist gut zurechtkämen. Dass bei nur etwa einem Fünftel der Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen eine digitale Lernplattform etwa eine Schul-Cloud zum Einsatz komme, dokumentiere den Nachholbedarf bei digitalen Bildungsanwendungen.
JIM-Studienreihe
Die Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien) wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest seit 1998 jährlich in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt. Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Jugendlichen in Deutschland ab. Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest ist eine Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt rlp (LMK). Die Durchführung der Studie erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR).
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