Wo wir in der Krise stehen?
Covid-19 dürfte in den kommenden Monaten wohl Spuren der Zerstörung in der europäischen Wirtschaft hinterlassen. Die Europäische Zentralbank hat entschlossen reagiert, einerseits mit längerfristigen Refinanzierungsoperationen (TLTRO) und andererseits mit einem zeitlich begrenzten Pandemie-Notkaufprogramm in Höhe von 750 Milliarden Euro. Die Euro-Länder haben zusätzliche Konjunkturpakete auf den Weg gebracht.
Institutionell steht die EU jetzt an einem Scheideweg; in den kommenden zwei Wochen sollte sich zeigen, ob in der Krise der politische Wille zur Stärkung der Union die Oberhand gewinnt und was durchsetzbar ist in solchen Ländern, die die Vergemeinschaftung von Schulden ablehnen, und denen, die bedingungslose Notfallkredite fordern. Jenseits der politischen Debatte rechnen wir selbst bei einer Einigung nicht mit der schnellen Ausgabe von Corona-Anleihen, denn der Teufel steckt in den technischen Details der Umsetzung. Für Notfälle verfügt die Eurozone jedoch über andere geldpolitische und fiskalische Instrumente.
Die bisherigen Maßnahmen konnten die Märkte etwas beruhigen. Die Nachfrage nach Anleihen in Euro steigt spürbar: Staatsanleihen bieten großzügige Prämien, am Markt für Unternehmensanleihen sorgt eine Flut von Neuemissionen für Auswahl. Möglich gemacht hat dies die Europäische Zentralbank (EZB). Wir erwarten eine weitere Stabilisierung, dennoch sollten Anleger aus unserer Sicht einige Punkte beachten.
Zwar steigt die Liquidität, wir haben jedoch noch nicht das Niveau vom Ende des vergangenen Jahres erreicht. Der Markt ist nach wie vor stark fragmentiert; große Unterschiede bestehen weiterhin zwischen einzelnen Sektoren (von denen einige stärker von Covid-19 betroffen sind als andere), aber auch Rating-Kategorien. Investment Grade-Anleihen (Anleihen guter Bonität) profitieren direkt von den Wertpapierkäufen der EZB. BBB-Anleihen machen einen Großteil des Investment Grade-Marktes aus. Wir erwarten jedoch Rating-Verschiebungen, wodurch bestimmte Anleihen aus dem Kaufprogramm der EZB fallen würden. Daher kann es zu Abweichungen in der Wertentwicklung zwischen einzelnen Anleihen kommen.
Kreditanalysten sollten aus unserer Sicht jetzt in erster Linie die Unternehmen identifizieren, die die Krise überstehen können. Wir achten besonders auf Liquidität in der Bilanz und operative Geschäftsfähigkeit. Außerdem wollen wir das Potenzial abschöpfen, das sich aus den Fragmentierungen ergibt. An den Kreditmärkten im Euroraum sehen wir attraktive Anlagemöglichkeiten bei Unternehmen mit soliden Bilanzen und Geschäftsmodellen.
Die Reaktion der Märkte differenziert unserer Meinung nach nicht deutlich genug zwischen den robusten Emittenten und solchen Unternehmen, die vor größeren Problemen stehen. Wir investieren vor allem Anleihen mit kurzer Laufzeit und hoher Kreditqualität, die unter den Preisverwerfungen besonders gelitten haben. Dabei achten wir in erster Linie auf Liquidität; wir halten hohe Barreserven vor und beschränken uns auf risikoarme Emittenten. Hohe Qualität ist wichtig, denn sie schafft Flexibilität in einer ungewissen und hochgradig volatilen Marktphase. Bis zur Normalität ist es noch ein weiter Weg, aber die ersten Schritte sind getan.
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