Die Covid-19-Pandemie und die mit ihr verbundenen Ausgangsbeschränkungen für fast ein Drittel der Weltbevölkerung haben die Art und Weise, wie wir arbeiten, leben und konsumieren, ernsthaft in Frage gestellt.

Die gegenwärtige Krise wirft zudem wichtige soziale Fragen auf. In den letzten Jahren lag der Fokus hauptsächlich – und manchmal sogar ausschließlich – auf dem „E“ für Umwelt und Klima. Die Pandemie unterstreicht jedoch auch die Relevanz von „S“ und rückt damit soziale Fragen wieder in den Vordergrund. Dies wird durch wesentliche Ergebnisse aktueller Forschungsarbeiten über die Folgen der Covid-19-Krise für nachhaltige und verantwortungsbewusste Investitionen1 unterstrichen.

Das Virus hat mit Blick auf die Situation einzelner Sektoren zahlreiche Ungleichheiten, aber auch die Verwundbarkeit von Versorgungsketten offengelegt, die durch den Globalisierungswettlauf und insbesondere durch Standortverlegungen entstanden sind.

SEKTORSPEZIFISCHE AUSWIRKUNGEN

Zahlreiche Wirtschaftszweige wie etwa der Tourismus, die Luftfahrt oder die Automobilindustrie sind völlig zum Erliegen gekommen – mit erheblichen Auswirkungen auf die Beschäftigung. In anderen Bereichen mussten unterdessen ganze Unternehmen umstrukturiert werden, um dem explosionsartigen Nachfrageanstieg Herr zu werden. Der E-Commerce-Riese Amazon zum Beispiel hat seine Lagerkapazitäten so optimiert, dass Grundnahrungsmittel Vorrang haben. Sogenannte überflüssige Produkte wurden in die hinteren Teile der Lager zurückversetzt, um die Lagerhaltung zu maximieren und den Zugang zu den am meisten nachgefragten Produkten zu vereinfachen. Telearbeit ist in einigen Sektoren zur Norm geworden. Anderswo versuchen die Unternehmen, ihre Mitarbeiter so gut wie möglich zu schützen, um den Fortbestand ihrer Geschäftstätigkeit zu sichern.

Kurz: Die Kontraste könnten nicht größer sein. Amazon erwägt sogar, weitere 100.000 Mitarbeiter einzustellen, um der plötzlichen Nachfrage gerecht zu werden. Die Supermärkte überbieten sich gegenseitig, indem sie ihren Mitarbeitern zusätzliche Boni, außergewöhnliche Überstundenzuschläge oder eine Erhöhung der Stundenlöhne anbieten. Sie wollen sicherstellen, dass Beschäftigte trotz eines eklatanten Mangels an Schutzmaterial und -ausrüstung an ihren Arbeitsplätzen bleiben. Und tatsächlich: Trotz der Gesundheitsrisiken wurden diese finanziellen Anreize im Allgemeinen angenommen. Dies ist vor allem in den Vereinigten Staaten zu beobachten, wo der Sozialversicherungsschutz weniger entwickelt ist als in Europa.

KURZFRISTIGE MASSNAHMEN MIT MITTEL- UND LANGFRISTIGEN AUSWIRKUNGEN

Auch für jene Sektoren, die völlig zum Stillstand gekommen sind, steht viel auf dem Spiel. Viele Arbeitgeber mussten Belegschaften vorübergehend verkleinern, um das Überleben des Unternehmens zu sichern. Dennoch wird die Unterstützung eines Unternehmens durch die Mitarbeiter mittelfristig zu einem wichtigen Kriterium – mit gravierenden Auswirkungen auf die Unternehmenskultur. Denn sowohl die Unterstützung als auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter spielen eine immer wichtigere Rolle für die wirtschaftliche und finanzielle Leistungsfähigkeit von Unternehmen. Sie werden langfristig darüber entscheiden, wer sowohl Kunden als auch Talente anzieht.

Umfragen zeigen, dass eine wachsende Zahl von Verbrauchern bereit ist, einen Aufpreis für Produkte zu zahlen, solange das Unternehmen eine respektvolle Haltung gegenüber seinen Stakeholdern und der Umwelt an den Tag legt. Was das Humankapital anbelangt, betrachten die „Millennials“ die Unternehmenskultur als ein sehr wichtiges Kriterium. In einem Vorstellungsgespräch legen sie möglicherweise sogar mehr Wert auf die Kultur als auf die vorgeschlagene Vergütung2.

Mit proaktiven Maßnahmen zur Unterstützung der Mitarbeiter und einem flexiblen Profil können Unternehmen nicht nur mit den Einschränkungen im Rahmen der aktuellen Situation fertig werden, sondern auch ihre Attraktivität steigern. Die heute getroffenen Maßnahmen werden sich langfristig positiv auswirken. Denn Zufriedenheit und Loyalität der Mitarbeiter beeinflussen die Produktivität, die Börsenperformance und auch die Unternehmensrendite.

In den aktuellen Krisenzeiten mit ihren teils drastischen, vom Staat verordneten Eindämmungsmaßnahmen haben Unternehmen mehr denn je eine soziale und gesellschaftliche Verantwortung gegenüber ihren Bezugsgruppen. Dies ist sowohl eine Chance für diejenigen Unternehmen, die bereit sind, sich der Situation frontal zu stellen, als auch eine Bedrohung für all jene, die vor der Herausforderung kneifen.

LIEFERKETTEN SIND VERWUNDBAR, ÜBER DIE ACHTUNG VON MENSCHEN- UND ARBEITSRECHTEN HINAUS

Der beklagenswerte Mangel an medizinischen Masken für Mitarbeiter im Gesundheitswesen (und andere exponierte Arbeitskräfte) zeigt die Verwundbarkeit unserer Versorgungsketten und verdeutlicht insbesondere die Gefahren, die mit einem Produktionsprozess verbunden sind, der stark von einem einzigen Land abhängig ist. Schon vor einigen Jahren wurde ein ESG-Forschungsbericht veröffentlicht, der auf die Probleme auf Verkäuferseite aufmerksam machte – vor allem im Zusammenhang mit der groß angelegten Auslagerung der Arzneimittelherstellung nach China und Indien. Die Studie befasste sich hauptsächlich mit der fragwürdigen Produktsicherheit und -qualität in Ländern, in denen die Kontrollen weniger streng sind als in der EU. Sie brachte jedoch auch das potenzielle Knappheitsrisiko bestimmter Grundarzneimittel zur Sprache.

Tatsächlich ist China heute weltweit der Hauptproduzent von pharmazeutischen Wirkstoffen. Diese biologisch aktiven Komponenten bilden die Grundlage für viele Medikamente. Indien, der zweitgrößte Zulieferer der pharmazeutischen Industrie, ist selbst bei der Herstellung von Generika und Antibiotika zu über 70% von China abhängig. Grundsätzlich müssen die wichtigsten Pharmakonzerne eine potenzielle Arzneimittelknappheit zwar bei internationalen Behörden wie etwa der amerikanischen FDA melden. Die Vorschriften für medizinische Geräte sind jedoch weniger streng, was in der Folge zu dem derzeitigen Mangel an medizinischen Masken geführt hat.

Unter dem Gesichtspunkt nachhaltiger und verantwortungsbewusster Investitionen waren die Herausforderungen innerhalb der Lieferkette also schon immer ein zentrales Diskussionsthema. Der Fokus lag in diesem Zusammenhang jedoch ganz grundsätzlich auf einem anderen Aspekt der Versorgungskette, nämlich die Achtung der Menschen- und Arbeitsrechte in Sektoren wie der Textilindustrie oder bei Hightech-Ausrüstern. Allerdings muss auch die Verwundbarkeit der Versorgungskette selbst im Mittelpunkt der Debatte stehen, um alle zukünftigen Risiken richtig antizipieren zu können. Darüber hinaus muss auch die geografische Konzentration der Lieferketten angesprochen werden.

Das Beispiel von Apple, das seine Lieferkette schrittweise nach Indien verlagert, zeigt die Verwundbarkeit eines Geschäftsmodells, das auf der Vergabe von Zulieferverträgen im großen Stil beruht. Das gilt insbesondere für Technologiebereiche, in denen das Tempo der Einführung neuer Produkte nicht unterbrochen oder verlangsamt werden darf. Seien wir jedoch nicht naiv: Apple versucht vor allem, seine Abhängigkeit von China zu reduzieren. Darüber hinaus will man jedoch auch die vergleichsweise günstigeren Arbeitskräfte in Indien nutzen.

Der durch COVID-19 verursachte Umbruch hat die Bedeutung der sozialen Säule wieder in den Vordergrund gerückt. Der verantwortungsvolle Umgang mit Humankapital bleibt ein wesentliches Element der ESG-Analyse eines jeden Unternehmens. Die von Unternehmen ergriffenen Covid-19-Maßnahmen sind kurzfristige Entscheidungen, die sich langfristig auswirken können. Arbeitnehmer und Verbraucher werden gleichermaßen darauf achten, wie die Unternehmen auf die derzeitige Unterbrechung ihrer Aktivitäten und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Abschwung reagieren. Dies könnten mittel- und langfristig wichtige differenzierende Faktoren sein und sich erheblich auf die Zufriedenheit und Loyalität der Mitarbeiter und Verbraucher auswirken. Investoren werden diese verschiedenen Kriterien berücksichtigen müssen, um in Zukunft erfolgreich in nachhaltige Unternehmen investieren zu können.

1 Stay safe and think long term, JP Morgan, 30. März 2020
2: Eine von Optimy im Jahr 2017 durchgeführte Studie zeigt, dass 60% der Verbraucher bereit sind, für Unternehmensprodukte mit einem positiven Markenimage, einem guten Ruf und starken ethischen Werten eine Prämie zu zahlen. Unterdessen würden 71% der „Millenials“ es vorziehen, für ein Unternehmen zu arbeiten, das ein starkes Engagement für die Gemeinschaft und das gesellschaftliche Wohlergehen zeigt, wobei alle anderen Kriterien gleichgewertet sind.

 

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