Aktionstage in der betrieblichen Gesundheitsförderung, beispielsweise zu Bewegungsthemen, Rückengesundheit oder zur Ergonomie am Arbeitsplatz, kommen bei den Mitarbeitenden gut an. Doch auch wenn die Ratschläge sinnvoll erscheinen, sind sie im Berufsalltag schnell vergessen. „Ohne regelmäßige Sensibilisierung merken Beschäftigte während der Arbeit häufig gar nicht, dass sie sich wider besseres Wissen nicht gesundheitsbewusst verhalten: Sie sitzen lange Zeit krumm auf dem Bürostuhl oder heben schwere Lasten ruckartig an. Die Kollegin oder dem Kollegen am Platz gegenüber hingegen fällt dies auf. Die passenden Kenntnisse ermöglichen dann nicht nur Hinweise auf unergonomische Sitz- und Stehhaltungen, sondern auch Vorschläge zu präventiven Übungen. Diesen gesundheitsförderlichen Rat unter Kollegen nutzen wir, wenn wir in der betrieblichen Gesundheitsförderung mit Multiplikatoren arbeiten“, erklärt Dominique Bialasinski, die als Expertin für betriebliche Gesundheitsförderung bei TÜV Rheinland Unternehmen und Organisationen verschiedener Branchen berät.

Experten aus den eigenen Reihen

Multiplikatoren können Beschäftigte aus dem Unternehmen sein. Gut geeignet für diese Vorbildfunktion sind Mitarbeitende, die gesundheitsbewusst leben oder neben dem Beruf Kurse im Fitness- und Gesundheitsbereich geben. Ebenso hilfreich ist es, wenn sie nicht nur in der eigenen Abteilung, sondern auch darüber hinaus im Betrieb akzeptiert und gut vernetzt sind. Für den Erfolg der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ist es wichtig, dass ihnen der Arbeitgeber offiziell einen Auftrag erteilt und dies im Unternehmen bekannt gibt. Ihre Aufgabe: Sie unterstützen gesundheitsförderndes Verhalten, indem sie im Kollegenkreis am Arbeitsplatz auf Fehlbelastungen hinweisen und Tipps zur Verbesserung geben. Das bedeutet gegebenenfalls auch, Führungskräfte auf belastende Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen.

Die Beratenden aus der Belegschaft benötigen für ihre Aufgabe theoretisches, praktisches und didaktisches Wissen. Dieses umfasst verschiedene Themen, zum Beispiel Rückengesundheit, ergonomische Arbeitsplatzgestaltung und die Zusammenhänge zwischen Rückenschmerzen und Stress. „Wenn ein Arbeitgeber ein Multiplikatorenmodell etablieren möchte, unterstützen unsere Beraterinnen und Berater aus der betrieblichen Gesundheitsförderung bei der Initiierung, Durchführung und Evaluation. Zudem bilden sie ausgewählte Mitarbeitende zu kollegialen Experten aus. Die Schulungsinhalte richten sich nach dem Unternehmen und vermitteln Kenntnisse, die zu den Arbeitsbedingungen passen. Dazu gehören unter anderem Entlastungshaltungen und Ausgleichsübungen. Regelmäßige Refresher halten das Wissen der Multiplikatoren aktuell. Zudem sind sie in den laufenden Erfahrungsaustausch eingebunden, sodass Fragen und Beobachtungen in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess bearbeitet werden können“, so Bialasinski.

Gesundheitswissen im Arbeitsalltag verankern

Die Multiplikatoren sind Bewegungsvorbilder, aber auch Gesundheitscoaches und vertrauensvolle Ansprechpartner als Unterstützung für die Führungskräfte. Neben der Anleitung zu mehr Bewegung werden sie von ihren Kolleginnen und Kollegen auch zu weiteren Gesundheitsthemen wie ausgewogener Ernährung oder erholsamem Schlaf angesprochen. Hier können sie kompetente Ansprechpartner empfehlen, beispielsweise den Betriebsarzt. So helfen sie, Gesundheitswissen in den Arbeitsalltag zu integrieren. „Wir haben bei der betrieblichen Gesundheitsförderung gute Erfahrungen damit gemacht, Multiplikatoren in der Ergonomieberatung einzusetzen. Häufig lassen sich durch sie Sprachbarrieren umgehen und es werden auch Personen erreicht, die klassischen Maßnahmen zur Gesundheitsförderung weniger aufgeschlossen gegenüberstehen. Deshalb sind Experten aus den eigenen Reihen eine wertvolle Unterstützung bei dem Ziel, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten langfristig zu fördern“, betont Bialasinski.

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