Ungleichheit der Chancen 2016 leicht höher als 1992
„Heute ist der Beruf des Vaters der entscheidendste Einflussfaktor für die Einkommenschancen der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland“, sagt Dr. Guido Neidhöfer, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Arbeitsmärkte und Personalmanagement“. „Gleich an zweiter Stelle steht aber nach wie vor, ob jemand aus dem Osten oder dem Westen der Bundesrepublik stammt. Daneben haben inzwischen auch das Geschlecht, die Bildung der Mutter und Behinderungen Einfluss auf die Chancengleichheit. Die besten Chancen haben heutzutage Westdeutsche mit Eltern in hohen beruflichen Positionen und gebildeten Müttern. Am schlechtesten gestellt sind immer noch Ostdeutsche mit Eltern, die nur über einen geringen oder gar keinen Bildungsabschluss verfügen.“
Migranten/-innen, die nach 1989 eingewandert sind, haben, ähnlich wie Bürger/innen aus Ostdeutschland, im Durchschnitt geringere Einkommen als Westdeutsche. Das gilt jedoch nicht für Migranten/-innen und deren Kinder, die bereits vor 1989 in Deutschland gelebt haben. Sie unterscheiden sich nicht von ihren Altersgenossen, die ihnen mit Blick auf Beruf und Bildung der Eltern und einer etwaigen Behinderung entsprechen. Wie die Studie zeigt, ist die Ungleichheit der Chancen in Deutschland zwischen Anfang und Mitte der 1990er Jahre zurückgegangen. Diese Entwicklung ist gegenläufig zur ansteigenden Lohnungleichheit in den 1990er Jahren. Eine mögliche Erklärung dafür könnte in staatlichen Umverteilungsmaßnahmen bestehen. Zwischen 1996 und 2001 hat die Chancenungleichheit dann schwach zugenommen. Im Jahr 2002 ist sie merklich gestiegen, mit einem kleineren aber bemerklichen weiteren Anstieg 2006, und verharrt seither auf diesem höheren Niveau. Diese Zunahme fällt in die Zeit der Hartz-Reformen des Sozialleistungssystems. Die Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 scheint sich dagegen nicht auf die Verteilung der Einkommenschancen in Deutschland ausgewirkt zu haben. Im Jahr 2016 lag die Ungleichheit der Chancen leicht höher als im Jahr 1992.
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