Wer über „zu wenig Zeit“ klagt, versucht häufig, mit effizienterem Arbeiten und Tricks aus dem Zeitmanagement gegenzusteuern. Doch damit fährt man nur noch tiefer in die Sackgasse, meint der Münchner Zeitforscher Professor Karlheinz Geißler. Für ein erfülltes Leben sei es viel sinnvoller, die Zügel wieder lockerer zu lassen. „Es muss möglich sein, zu lauschen, sich umzuschauen, zu schlendern und zu trödeln“, sagt Geißler in einem Interview mit dem Magazin Soul Sister, das morgen (11. März 2020) erscheint.

„Je enger die Arbeitstage getaktet sind, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man die daraus entstehende Umtriebigkeit in der Freizeit ablegen kann“, warnt Geißler vor dem Trugschluss, sich Muße und Gelassenheit durch einen strafferen Zeitplan erwirtschaften zu können. „Der Bremsweg wird immer länger, je mehr Tempo man aufgenommen hat.“ In dem Gespräch äußert sich der Zeitforscher auch zur bevorstehenden Umstellung auf die Sommerzeit, die er am liebsten auf den Nachmittag verlegen würde: „Dann würde es erst so richtig interessant.“ Es würde die Menschen nämlich noch deutlicher spüren lassen, wie unterschiedlich die getaktete Uhrzeit und das eigene, biologisch bedingte Zeitempfinden sind.

Weitere Themen der aktuellen Ausgabe: „Social Burn-Out“ – der emotionale Erschöpfungszustand, zu viele Kontakte pflegen zu wollen. Und: Die Tipps von Schauspielerin Marie Nasemann, um morgens mit blendender Laune in den Tag zu starten.

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