Die medico-Partner in Kenia und Südafrika sprechen von einem „Disaster in waiting“. In Kürze werde sich das Virus in Afrika, aber auch in Lateinamerika und im Nahen Osten ausbreiten. Die Szenarien dort sind ungleich bedrohlicher als beispielsweise in Deutschland. „Die ohnehin desaströse Situation der globalen Gesundheitsversorgung wird durch die Epidemie zur Katastrophe anwachsen“, so Jung.
Überlastete oder schlichtweg nicht existente Gesundheitssysteme können nicht angemessen auf die Pandemie reagieren – erst recht nicht intensivmedizinisch. Der seit langem bestehende Gesundheits-Notstand hat eine Situation geschaffen, in der viele Menschen auf Grund von heilbaren Vorerkrankungen besonders gefährdet sind. Auch Präventionsmaßnahmen, die vor Ansteckung schützen, sind für die arme Bevölkerung im globalen Süden häufig nicht umsetzbar – beispielsweise aufgrund schlechter hygienischer Bedingungen oder fehlendem Zugang zu sauberem Wasser. Die Wohnbedingungen in Slums oder Flüchtlingslagern verunmöglichen soziale Distanz.
Die Pandemie hat außerdem weitreichende politische und ökonomische Folgen. So berichtet eine pakistanische Gewerkschaft, die von medico unterstützt wird, dass Textilfabriken vor der Schließung stehen und eine beispiellose Massenarbeitslosigkeit droht. Der pakistanische Staat verfüge über keinerlei Mittel, die zu erwartende soziale Katastrophe aufzufangen.
„Corona kennt keine Grenzen. Es muss eine globale und angemessene Soforthilfe der Internationalen Gemeinschaft für den globalen Süden geben“, so Anne Jung. Dazu könne ein „Fonds für globale Gesundheit“ zählen sowie Entschuldungsprogramme für die betroffenen Länder. „Deutschland und Europa tragen Verantwortung für eine Globalisierung, die weltweit den Rückbau von Gesundheitssystemen ausgelöst hat, die nun die dramatische Situation nicht alleine bewältigen können. Es geht jetzt darum, eine solidarische Globalisierung auszuhandeln, die an die Stelle des Primats der Ökonomie die Menschenrechte setzt.“
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