Sensoren, Gangmatten, elektronische Plattformen: Versorgungskonzepte der Zukunft
‚ParkinsonNetzwerk Ostsachsen‘ als Vorreiterprojekt
Vermeidbare Stürze, Notfälle, Einweisungen ins Pflegeheim: Parkinson-Patienten sind nicht immer optimal versorgt, vor allem im ländlichen Raum. So zeigen Erhebungen, dass bis zu 40 Prozent der Erkrankten in bestimmten Gebieten in Ostsachsen ausschließlich beim Hausarzt, und nicht beim Facharzt behandelt werden. Dabei lässt sich die komplexe neurologische Erkrankung sehr gut behandeln. „Deshalb ist die Parkinson-Krankheit eine ideale Modellerkrankung, um Gesundheitsprojekte daraufhin zu testen, wie sie in Zeiten von Ärztemangel und demografischem Wandel die Versorgung verbessern können“, erläutert Dr. Kai Loewenbrück von der Klinik für Neurologie am Dresdner Universitätsklinikum. Der Neurologe koordiniert die Aktivitäten rund um das Projekt ‚ParkinsonNetzwerk Ostsachsen‘, kurz: PANOS. Auf dem 8. Interprofessionellen Gesundheitskongress, der am 24. und 25. April in Dresden stattfindet, stellt Kai Loewenbrück das Projekt vor. Der Kongress konzentriert sich dieses Jahr auf Versorgungskonzepte der Zukunft – die Veranstalter Springer Medizin und Springer Pflege rechnen mit etwa 800 Teilnehmenden aus Medizin, Pflege, Notfallrettung, Physiotherapie, Logopädie und Hebammenwesen.
„Mit PANOS möchten wir Spezialisten in den Kliniken und Niedergelassene im ambulanten Bereich mit digitaler Hilfe so gut vernetzen, dass alle Patienten unabhängig vom Wohnort oder Bildungsgrad einen gleich guten Zugang zu Behandlungsmöglichkeiten haben“, berichtet Kai Loewenbrück. In dem Projekt arbeiten die drei spezialisierten Parkinsonzentren – am Universitätsklinikum Dresden, an der Klinik für Neurologie am Elblandklinikum Meißen und an der Klinik am Tharandter Wald – eng mit den ambulant tätigen Ärzten zusammen. „Basis ist zum einen ein strukturierter Behandlungspfad, also wer hat wann welche Aufgabe zu erledigen? Zum anderen eine digitale Plattform, auf die Spezialisten wie Niedergelassene zugreifen können“, erklärt der Neurologe. Eine weitere Säule des Projekts ist die kontinuierliche Erfassung der Symptome, um frühzeitig reagieren zu können. Das erfolgt unter anderem mittels eines digitalen Monitorings: „Das heißt, mit Hilfe von Sensoren in Kleidungsstücken, Gangmatten oder Infrarotkameras können wir die Bewegungseinschränkungen der Patienten analysieren.“ Andere Störungen, unter denen die Parkinson-Patienten leiden – wie Psychosen, Halluzinationen oder Verhaltensstörungen – beobachten die Mediziner mittels digitalisierter Tests oder Fragebögen. Die Forscher erhoffen sich durch Vernetzung und kontinuierlichen Kontakt zu den Erkrankten, dass sich die Lebensqualität der Erkrankten verbessert und vermeidbare Komplikationen weniger häufig vorkommen. „Nicht zuletzt sollen die Patienten durch Schulungen und feste Ansprechpartner dazu animiert werden, selber zu den besten Sensoren ihrer Erkrankung zu werden“, so Dr. Loewenbrück.
Auf dem 8. Interprofessionellen Gesundheitskongress diskutieren die rund 800 teilnehmenden Gesundheitsprofis den Nutzen weiterer digitaler Helfer, wie eine digitale Pflegedokumentation per Spracherfassung, digitales Entlassmanagement, IT-Mentoren-System, roboterassistiertes Gangtraining oder Service-Roboter. Im Rahmen des Kongresses wird zum zweiten Mal der Innovationspreis für Interprofessionelle Projekte im Gesundheitswesen verliehen. Schirmherrin des Kongresses und des Innovationspreises ist Petra Köpping, Sächsische Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Mehr zum Kongress finden Sie hier, mehr zum Innovationspreis hier.
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