Ein großer Teil der in Gärten, Kleingärten, Parks und Grünanlagen brütenden Vogelarten gehört zu den Höhlen- oder Halbhöhlenbrütern. Diese unterscheiden sich von der Hecken- oder Bodenbrütern dadurch, dass sie Höhlungen oder Nischen benötigen, um ihren Nestbau und ihre Brut erfolgreich umsetzen zu können. Den meisten Menschen dürften aus den Gärten die häufigsten unserer heimischen Meisenarten bekannt sein: die Kohlmeise mit ihrem schwarz-gelb-weißen Gefieder und die deutlich kleinere Blaumeise. So steht „der Meisenkasten“ für sehr viel Vogelfreund*innen als Synonym für Nisthilfen oder wird schlichtweg als „das Vogelhäuschen“ bezeichnet. Dabei war die Geschichte von Nistkästen, wenn wir einige Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte zurückblicken, nicht die allerruhmreichste und war schon gar nicht vom Willen geprägt, etwas für den Vogelschutz zu tun: Früher – lange ist´s her in Mitteleuropa – wurden Nistkästen oft aufgehängt, um die Jungvögel zu – essen! Das hat sich glücklicherweise wenigstens hierzulande geändert, aber der Vogelfang in vielen Ländern im Mittelmeerraum macht immer noch vielen Arten schwer zu schaffen.
Zurück zu den Nistkästen: Für Höhlenbrüter wie Blau- und Kohlmeise, aber auch Tannen-, Hauben-und Sumpfmeise, Haus- und Feldsperling, Trauerschnäpper und andere können so genannte „Vollhöhlen“ angebracht werden, wobei der Fluglochdurchmesser des Kastens 32 Millimeter betragen sollte, für die Blaumeise 27 Millimeter – dann kommen die „dickeren“ Vögel nicht mehr hinein!
Übrigens ahmt der Mensch mit dem Bau und der Anbringung von Nistkästen das nach, was die Natur eigentlich von selbst bietet. Doch immer seltener finden sich aufgrund von Eingriffen Nist- und Spechthöhlen, ausgefaulte Astlöcher oder Hohlräume, die sich nach Sturm- oder Gewitterschäden oder durch herausgebrochene Äste in Bäumen gebildet haben, in unserer Natur. Mit Nistkästen wird hier etwas „nachgeholfen“. Über viele Jahrzehnte wurden diese weiterentwickelt, oft auch, um im Gartenbau dafür zu sorgen, dass Gemüse und Obst nicht zu stark unter Insektenbefall zu leiden hatten.
Die Anbringung der Nistkästen für Meisen ist denkbar einfach: Ideal ist es, wenn das Flugloch in Himmelrichtungen zwischen Süd und Ost ausgerichtet wird, der Hauptwetterseite abgewandt. Solche Nistkästen müssen nicht zwangsläufig sehr hoch angebracht werden, wie manche Vogelfreund*innen meinen: Wichtig ist nur, dass sie für Katzen möglichst nicht oder nur schwer zu erreichen sind. Essentiell ist jedoch eine andere bauliche Voraussetzung: Die Kästen sollten auf jeden Fall leicht zu öffnen sein, damit im Herbst das Nest entfernt und der Kasten ausgefegt werden kann. Durch diese Maßnahme bleibt den Gefiederten erspart, dass sie – viele verbringen in den Nistkästen auch kalte Winternächte – von Lausfliegen, Flöhen und anderen Parasiten heimgesucht werden. Außerdem würde das alte Nistmaterial im Kasten verrotten. Ebenso wichtig ist, dass bei der Reinigung des Kastens keinerlei Chemie angewendet wird.
Oft wird erbittert darüber diskutiert, ob Nistkästen aus Holz oder dem sehr bewährten Material Holzbeton geeigneter seien: Das werden letzten Endes die Vögel selbst entscheiden! Kästen aus Holz sind leicht selbst zu bauen, auch mit Kindern. Das hat dann einen sehr positiven pädagogischen Effekt, weil sich Kinder mit „ihrem“ Nistkasten identifizieren und oft gespannt verfolgen, was in „ihre“ selbst gezimmerte „Piepmatz-Sozialwohnung“ einziehen wird . Die Lebensdauer von Nistkästen aus Holz ist natürlich sehr viel kürzer als die von Kästen aus Holzbeton: Diese atmungsaktiven Kästen, die weltweit im Einsatz sind, können viele Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte überdauern und leisten hervorragende Dienste, auch bei Profi-Vogelschützer*innen und vielen NABU-Gruppen. Sie sind zudem an Anbringeklötzchen leicht anzubringen und zu reinigen.
Sperlinge haben‘s übrigens gern gesellig: Da sie keine Revierbindung haben wie andere Vogelarten, die sich „ins Gehege kommen“, wenn bestimmte Mindestabstände unterschritten werden, können für sie auch „Mehrfamilienhäuser“ angeboten werden – oftmals sind es drei „Spatzen-Penthäuser“ nebeneinander in einem einzigen Nistkasten! Auch diese können selbst gezimmert, oder, ebenfalls aus dem langlebigen Holzbeton, im Fachhandel bezogen werden. Ideal für die Anbringung der Spatzenhotels sind Haus-, Garagen-, Hallen- und Carportwände.
Und natürlich gibt es unter den Höhlen- und Halbhöhlenbrütern auch viele Spezialisten und ihre Nisthilfen, die selbst versierten Vogelfreund*innen oftmals nicht bekannt sind: Dazu zählen etwa der Wald- und der Gartenbaumläufer. Diese flinken, in ihrem bräunlich-weißen Gefieder gut getarnten kleinen Wichte, die mit ihrem pinzettenförmigen Schnabel Insekten aus der Baumrinde holen, benötigen einen Kasten, dessen Rückseite durch den Stamm des Baumes gebildet wird und über Einschlupfschlitze an den Seiten des Kastens verfügt. Er muss mit dem Stamm dicht abschließen und sollte nur an Bäumen mit grober Rinde angebracht werden, damit der Baumläufer um den Stamm laufen kann. Der Kleiber, ebenfalls ein Vogel, der um Baumstämme, zumeist kopfüber, herumläuft und der einer der stärksten Sänger bereits im Vorfrühling ist, benötigt einen recht großräumigen Kasten, zwar mit einem Flugloch wie ein Meisenkasten – 32 Millimeter Durchmesser –, aber reichlich Platz, denn: Er „möbliert“ seinen Kasten mit großen Blättern und Rindenstücken!
Dass auch für den beliebten Zaunkönig Nistkästen, wenn auch sehr spezielle, angeboten werden können, ahnen viele Menschen nicht: Sein wissenschaftlicher Name „Troglodytes“ deutet darauf, dass er‘s mit Höhlen hat – deshalb nimmt er gern so genannte „Zaunkönigkugeln“ an, die in Hecken und Gebüsche gehängt werden können, und die es seit einigen Jahren aus Holzbeton gibt.
Nischen- oder Halbhöhlenbrüter wie Hausrotschwanz, Bachstelze oder Grauschnäpper bevorzugen halb offene Nistkästen, gern auch solche, die unter Dachvorsprüngen oder in Winkeln bis hin zum Carport angebracht werden – selten bezieht auch mal ein Rotkehlchen solch einen Brutplatz!
Und ein geradezu „klassischer“ Nistkasten darf auf gar keinen Fall vergessen werden – der Starenkasten! Dieser Begriff, der für viele Menschen mittlerweile als Synonym für ein Blitzgerät im Straßenverkehr steht, wird von dem Virtuosen sehr gern beflogen. Auch für den Star gilt: Es dürfen ruhig ein paar Kästen mehr sein, er kommt sich mit anderen Staren nicht ins Gehege! Früher waren daher in vielen Gärten lange Stangen zu sehen, an denen fünf, zehn oder mehr Starenkästen über einander hingen, und vor denen die Gesangkünstler dann mit den Flügeln flatternd ihre kunstvollen Lieder trällerten.
Das Allerwichtigste ist und bleibt jedoch, zu wissen, dass ein Garten vogelfreundlich sein muss – und über heimische Sträucher statt exotischem Abstandsgrün, über Nistmaterial, Gräser, Stauden, viele Insekten, Unterschlupf und auch über etwas offenes Wasser, gerade in heißen Jahren, verfügen muss. Dann können Nistkästen helfen, daraus ein kleines Vogelparadies zu machen!
Ein ausführliches „Infopaket Vogelschutz“ zu allen Aspekten des praktischen Vogelschutzes am Haus und im Garten, Kleingarten und auf dem Balkon. Darin finden sich auch detaillierte Baupläne. Es kann angefordert werden gegen Einsendung von 5 Euro beim NABU Niedersachsen, „Infopaket Vogelschutz“, Alleestr. 36, 30167 Hannover.
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