In Vorträgen von Musikwissenschaftlern, Komponisten und Medizinern werden am Samstag verschiedene Aspekte des Musikhörens beleuchtet und mit dem Publikum diskutiert.
Am Sonntagvormittag ist es dann möglich, das Gehörte im Kammerkonzert mit Musikern der Dresdner Philharmonie auszuprobieren. Henry Philipp, Daniel Bäz, Matan Gilitchensky und Ryoko Taguchi (als Gast) spielen u. a. Werke von Robert Schumann, Paul Hindemith, Sofia Gubaidulina und Wolfgang Amadeus Mozart. Die Referenten der Vorträge moderieren die einzelnen Konzertteile.
Als Referenten konnten u. a. Prof. Dr. Melanie-Wald-Fuhrmann, Direktorin der Abteilung Musik am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, Prof. Dr. med. Dirk Mürbe, Leiter der Klinik für Audiologie und Phoniatrie der Berliner Charité, Prof. Dr. Christian Thoaru, Leiter der Muskwissenchaft an der Universität Potsdam und Christian Franke, "Erfinder" und Betreiber der Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker gewonnen werden.
Der Eintritt ist an beiden Tagen frei, ein Ticket ist jedoch erforderlich und ist im Ticketservice der Dresdner Philharmonie erhältlich.
Programm:
SA 22. FEB 2020
Symposium
Veranstaltungsraum der Zentralbibliothek im Kulturpalast
Vorträge
A Hören im Konzert – Hören mit Medien
11-11.45 Uhr
Prof. Dr. Melanie Wald-Fuhrmann, Max-Planck-Institut für Empirische Ästhetik Frankfurt/Main
"Musikhören im Konzert und was es auszeichnet"
Brauchen wir eigentlich im Zeitalter des Musikstreamings noch Konzerte? Ein genauer Blick auf die Spezifika des Konzerts als Form des Musikhörens soll helfen, das spontane "Ja", das Musikliebhaber auf diese Frage sicher antworten würden, zu begründen und vielleicht noch unentdeckte Potenziale des Konzert zu beleuchten.
11.45-12.30 Uhr
Christoph Franke, Mitbegründer und Audio Producer der Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker
"Mediales Hören von der Edison-Walze bis zur Digital Concert Hall"
In einer Reise von den Anfängen der Schallaufzeichnung auf Tonwalze bis zur Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker mit 3D-Audio und hochauflösendem Ton wird die Entwicklung deutlich, die unser mediales Hören in den letzten 150 Jahren erfahren hat. Das Hören bestimmt das Bewusstsein – und umgekehrt!
B HÖREN – KÖRPER UND GEIST – WAHRNEHMUNG UND DENKEN
13.15-14.00 Uhr
Prof. Dr. med. Dirk Mürbe, Charité Universitätsmedizin Berlin
"Faszination Hören – medizinische und musikphysiologische Aspekte"
Hören beginnt im bereits im Mutterleib und ist eine wesentliche Voraussetzung für einen umfassenden Erwerb von Sprachkompetenz im Kindesalter. Das Hören von Musik kann dabei unsere Kommunikation und unser soziales und emotionales Erleben in besonderer Weise prägen. Was ist beim Hören erlernbar und wann muss unser Gehör geschützt werden? Die Zukunft des Hörens sollte auch unter Beachtung medizinischer und musikphysiologischer Aspekte gestaltet werden.
14.00-14.45 Uhr
Dr. Kerstin Lücker und Emily Poel, Autorinnen
"Who’s listening?" Interaktiver Vortrag
Das Bild vom Menschen hat sich in den letzten Jahrzehnten durch Erkenntnisse der Hirnforschung und der Biologie stark gewandelt. Das cartesianische "Ich" ist eine Fiktion; unser Denken und unsere Wahrnehmung sind Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels verschiedener "intelligenter" Systeme nicht nur des Gehirns, sondern des ganzen Körpers. Was aber bedeutet das für das Hören?
C AKTIVES UND PASSIVES HÖREN
15.30-16.15 Uhr
Albert Breier, Komponist und Schriftsteller
"Verstehen und Genießen – aktives und passives Hören durch die Jahrhunderte"
Man kann sich einer Musik einfach nur genussvoll hingeben, man kann sie beim Hören aber auch befragen, kann versuchen, ihren Geheimnissen durch den analytischen Verstand auf die Spur zu kommen. Unsere Ohren sind immer wach, selbst im Schlaf, aber nur selten setzen wir sie bewusst ein – immer dann, wenn wir Unerklärliches hören, das es zu deuten gilt: etwa bei einer ungewohnt klingenden Musik…
D GEFÜHRTES HÖREN – HÖREN MIT ANLEITUNG
17.00 -18.00 Uhr
Prof. Dr. Christian Thorau, Universität Potsdam
"Geschichte, Gegenwart und Zukunft des geführten Hörens"
Musikhören im Konzert und anderswo wird häufig als quasi autonome Rezeptionshandlung stilisiert, als Sich-in-die Musik-versenken. Dabei sind Musikhörende spätestens seit der Einführung von Programmzetteln durch Hinweise, Namen oder ganze Werkbeschreibungen geleitet bzw. können sich leiten lassen. Das kann sogar auditiv geschehen, wie der erfolgreiche Einsatz des "Ohrphons" am Nikolaisaal Potsdam und bei der Kammerakademie Potsdam zeigt. Die digitalen Medien können uns heute in Echtzeit durch die Musik führen. Hier entwickeln Orchester und Konzerthäuser gerade neue Tools für das Publikum, die neue Fragen aufwerfen, zum Beispiel: Kann das Smartphone zum Navigator durch den Raum der Musik werden oder verbannen wir es weiterhin aus dem Konzertsaal?
Auli Eberle, Nikolaisaal Potsdam
Praxisbeispiel: "Erfahrungen mit Audioguides im Kontext der Hörvermittlung"
Mit dem im Jahr 2013 etablierten Schwerpunkt der Hörvermittlung schafft der Nikolaisaal Potsdam Angebote, die auf das bewusste Hören ausgerichtet sind. Wesentliche Säulen sind die Zuhörförderung im Bereich musikkultureller Bildung, sinnliche Hörerfahrungen von Kammermusik in unüblichen Raumanordnungen, Musik für Taube und Hörbehinderte und der Programmschwerpunkt der Improvisation. Das begleitete Hören mit OHRPHON-Audioguide ist das erfolgreichste Format. Warum?
SO 23. FEB 2020, 11.00 Uhr
Werkstattkonzert
Konzertsaal, Bühne
Zweimal hören – auf verschiedene Weise hören
Auszüge aus
Robert Schumann
>Märchenerzählungen<
Vier Stücke für Klarinette, Viola und Klavier
Michal Spisak
Duetto concertante für Viola und Fagott
Paul Hindemith
Sonate für Fagott und Klavier
György Kurtág
>Hommage à R. Sch.< für Klarinette, Viola und Klavier
Sofia Gubaidulina
>Quasi hoquetus< für Viola, Fagott und Klavier
Wolfgang Amadeus Mozart
Trio Es-Dur für Klavier, Klarinette und Viola KV 498 >Kegelstatt-Trio<
Ensemble der Dresdner Philharmonie:
Prof. Henry Philipp | Klarinette
Matan Gilitchensky | Viola
Daniel Bäz | Fagott Ryoko
Taguchi | Klavier (Gast)
Moderation: die Referenten vom 22. FEB 2020
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