Bedeutung und Ziel
Etwa ein Drittel der Teilnehmenden kämen aus Pflegeberufen, 20% seien Ärzte und 10% Therapeuten, so Dr. Georg Schiffer vom Kongressvorstand bei der Eröffnung des Gesundheitskongresses. Bedeutung und Ziel des christlichen Gesundheitskongresses sei vielschichtig. So ginge es darum, ein ausgewogenes theologisches Verständnis zu Krankheit, Gesundheit und Heilung auf biblischer Grundlage zu vermitteln, den aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand zum Einfluss von Spiritualität und Religiosität auf Krankheit und Gesundheit verständlich zu machen, christlichen Gemeinden umsetzbare Konzepte für die Begleitung kranker Menschen anzubieten und das Zusammenwirken von Gesundheitswesen und Gemeinden zu fördern. Der christliche Gesundheitskongress sei damit der einzige Kongress im deutschsprachigen Raum, der Berufsgruppen aus Gesundheitswesen und Mitarbeitende aus Kirchengemeinden aus allen christlichen Konfessionen verbindet.
Menschenbild – Menschenwürde
Die Frage nach der Würde des Menschen im Gesundheitswesen stand im Mittelpunkt der Tagung. Damit seien sowohl Patienten als auch Mitarbeitende gemeint, denn beide brauchten Wertschätzung. Mangelnde Anerkennung der helfenden Berufe sei einer der Gründe für den zunehmenden Mangel an Mitarbeitern im Gesundheitswesen. Kranke und Pflegebedürftige benötigten ebenfalls die Achtung ihrer Würde. Christliche Ethik schützte die Menschenwürde auch im System des Gesundheitswesens. Wie, das wurde während des Kongresses in Referaten und Seminaren diskutiert.
Drei Anfangsreferate setzten den Tenor des Treffens am ersten Kongresstag. Politik- und Religionswissenschaftlerin Dr. Claudia Baumgart-Ochse (Frankfurt/M.) startete einen Streifzug durch die Geschichte der Begriffe Menschenbild und Menschenwürde. Prof. Dr. Doris Nauer, Ärztin und katholische Theologin wies auf die heilsame Provokation des christlichen Menschenbildes hin. Einen internationalen Akzent setzte Dr. Gisela Schneider, die Direktorin des Deutschen Instituts für ärztliche Mission. Sie arbeitet eng mit Friedensnobelpreisträger Dr. Denis Mukwege aus dem Kongo zusammen, dessen Arbeit zum Schutz der Würde von Frauen sie beim Kongress präsentierte.
Seminare
In drei Seminarblöcken beleuchteten insgesamt 80 Referenten die unterschiedlichen Aspekte des Konferenzthemas. So referierte z. B. Dr. Hannah Schulz, systemische Supervisorin, Gesprächstherapeutin in eigener Praxis und ignatianische Exerzitienbegleiterin in einem vielbeachteten Seminar über affektive, mentale, soziale und spirituelle Aspekte geistlichen Missbrauchs. Ein Seelsorgeangebot während des Kongresses haben laut Pfarrer i.R. Frank Skora 25 Personen in Anspruch genommen.
Gesundheitspreis
Zum sechsten Mal wurde im Rahmen des Kongresses auch der christliche Gesundheitspreis verliehen, der das Miteinander von Kirchengemeinde und Gesundheitswesen im Blick hat. Die Könige des Bonner Bildhauers und Diakons Ralf Knoblauch erhielten, den mit 2.000 Euro dotierten 1. Platz des Christlichen Gesundheitspreises 2020 (gestiftet von der Marienhaus Stiftung). Der zweite Preis ging an die Elisabeth-Straßenambulanz in Frankfurt am Main (1.000 Euro, gestiftet von der Agaplesion gAG).
Am Samstag wurde als thematischer Schwerpunkt die Menschenwürde in einer Gesellschaft des hohen Alters diskutiert. Mit dabei war der Präsident des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung, Pfarrer Ulrich Lilie. Sein Thema: „Würde und Selbstbestimmung sichern – blinde Flecken in der Begleitung und Betreuung alter Menschen.“
Kongressbeteiligte
Veranstaltet wird der Kongress von einem breiten Zusammenschluss christlicher Träger aus allen Kirchen. Federführend ist der Verein Christen im Gesundheitswesen, der seit drei Jahrzehnten die Vernetzung und Zusammenarbeit von engagierten Christen fördert, die ihre berufliche Tätigkeit mit ihrem christlichen Glauben in Einklang bringen möchten. So engagiert sich im Beirat z. B. auch die Theologische Hochschule Friedensau der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, vertreten durch Frau Prof. Dr. Margarete Reinhart, Studiengangsleiterin Gesundheits- und Pflegewissenschaften, bei der Auswahl des Programms und der Referenten. Finanziert wird der Kongress weitgehend aus Teilnehmerbeiträgen und Spenden.
Mehr zum Kongress unter: www.christlicher-gesundheitskongress.de
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