Gerade hat ein neues Schuljahr begonnen, und viele kleine ABC-Schützen müssen sich jetzt an den noch ungewohnten Schulalltag gewöhnen. Und weil doch gerade der Start in die Schule ein gelungener sein soll, gibt es in einer ersten Klasse der Gerhart-Hauptmann-Schule in Alsfeld seit Beginn dieses Schuljahres Nicole Schröder. Sie ist dort als Schulalltagsbegleiterin tätig, entlastet Klassenlehrerin Agnes Schumann und sorgt bei den Erstklässlern für Regeln, gibt Struktur und unterstützt beim Lernen. Sie begleitet ihre Klasse durch den ganzen Vormittag – egal, ob Mathe, Deutsch oder Sport auf dem Stundenplan steht, und auch in den Pausen ist sie dabei. Das Besondere daran: Sie ist für alle Kinder in der Klasse da, kümmert sich nicht speziell um einzelne, wie es im Falle von Teilhabeassistenzen wäre.

„Es gefällt mir richtig gut, dass mit dem Konzept der Schulalltagsbegleitung eine lebensnahe Lösung erarbeitet worden ist“, konstatiert Jugenddezernent Dr. Jens Mischak, „sie vereinfacht und verkürzt deutlich den Zugang zu Unterstützungsleistungen.“ Schulalltagsbegleitung kann in enger Abstimmung zwischen dem Leistungserbringer DRK – dort ist auch Nicole Schröder angestellt – und der schulbezogenen Jugendsozialarbeit ergänzende Angebote in folgenden Arbeitsbereichen machen: Lebenspraktische Aufgaben, Hilfen sowie Begleitung und Unterstützung im schulischen Freizeitbereich, Unterstützung beim Arbeitsverhalten und bei grundlegenden Arbeitstechniken im Unterricht sowie Unterstützung bei der Entwicklung von alternativen Konfliktlösungsstrategien.

Bislang war es so, dass für einzelne Kinder beim Jugendamt sogenannte Schul- bzw. Teilhabeassistenten aus Mitteln der Jugendhilfe beantragt werden mussten. „Dabei ging es aber oftmals eher um eine Entlastung der Lehrkräfte und weniger um eine Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder gemäß Paragraf 35a SGB VIII“, sagt Projektleiter Christian Kornmann, Jugendhilfeplaner im Jugendamt, „zudem ist das Antragsverfahren für die Eltern aufwendig und sieht eine kinderpsychiatrische Begutachtung zwingend vor. Die Bewilligung erfolgt auch nur dann, wenn unter anderem durch die Psychiatrie der Krankheitscharakter festgestellt wurde. Dadurch wurde und wird ein Kind mit einer Diagnose versehen, es wird ihm ein Stempel aufgedrückt, den es vielleicht lebenslang mit sich herumträgt.“

„Wir waren gleich überzeugt vom Konzept und wollten gerne am Pilotprojekt teilnehmen“, sagt der kommissarische Schulleiter Angelo Müller. „Es gibt Kinder, die brauchen einfach mehr Aufmerksamkeit, mehr Hilfestellung und auch mehr Aufsicht. Das ist von den Lehrerinnen und Lehrern alleine oft nicht zu leisten. Manchmal zeichnet sich schon beim Schnuppertag für angehende Erstklässler oder beim Testen der Schulfähigkeit ab, dass bei einem Kind Lernschwierigkeiten bestehen könnten, bei anderen sind Auffälligkeiten im Sozialverhalten erkennbar“, beschreibt er die Gründe fürs Mitmachen im Projekt. Also hat die Schule eine ihrer ersten Klassen für das Pilotprojekt angemeldet, das zunächst auf zwei Jahre ausgelegt ist. Weitere Pilotstandorte sind die Grundschule Ober-Ohmen, die Dieffenbachschule Schlitz und die Oberwaldschule Grebenhain. Für alle wurden feste Ansprechpartner in der Schule und im Jugendamt benannt, die Jugendhilfeplanung ist Projektleiter und Ansprechpartner.

Ein konkretes Beispiel aus dem Schulalltag: „Wenn Frau Schröder zum Beispiel in der Pause beobachtet, dass Auseinandersetzungen drohen, greift sie ein, stoppt es und regt an zum Nachdenken über das Verhalten und mögliche Alternativen“, erklärt Klassenlehrerin Agnes Schumann. „Ein zweites Beispiel: Während des Unterrichts wird herumgezappelt, eine Flasche wird vom Tisch gefegt und fällt zu Boden. In diesem Moment müsste ich den Unterricht unterbrechen, dafür sorgen, dass geputzt und aufgeräumt wird – auch hier unterstützt mich Frau Schröder. Außerdem ist sie neben mir als zweite Aufsichtsperson wertvoll, wenn Aufgaben gelöst werden sollen. Sie kann sich dann auch einmal länger mit einem Kind befassen und ihm Hilfestellung geben.“

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