Dass sie einmal als die Keimzelle einer globalen Bewegung gelten würden, ahnte die kleine Gruppe von 13 Läuferinnen und Läufern und fünf Freiwilligen um den „parkrun“-Gründer Paul Sinton-Hewitt nicht. Sie sind am 2. Oktober 2004 früh aufgestanden, um das zu tun, womit sie heute 270. 000 Menschen weltweit jeden Samstag begeistern: Sich regelmäßig gemeinsam mit anderen zu treffen und fünf Kilometer zu laufen, zu walken oder im eigenen Tempo spazierenzugehen. Und an anderen Samstagen als Helferin oder Helfer Teil einer Community zu sein, die dieses regelmäßige und kostenlose Event möglich macht. Weltweit in 20 Ländern, an mehr als 1.600 verschiedenen Standorten. Tendenz: weiterhin steigend.

Seit Juni 2019 gibt es den parkrun nun offiziell auch in Bremen: Wiederum war es eine kleine, engagierte Gruppe von Menschen, die den „Unisee parkrun Bremen“ initiiert hat. Auf dem Weg zwischen dem Unisee Strand und dem großen Parkplatz, der 200 Meter vom Haus am Walde entfernt ist, starten seit vier Monaten jeden Samstag um 9 Uhr gut 30 Menschen und finden sich immer neue Freiwillige als Helferinnen und Helfer ein. Tendenz auch hier: steigend.

Am Donnerstag, dem 3. Oktober, lädt die Initiative zum „parkrun special“ ein: Am Tag der Einheit soll Vielfalt gefeiert werden. Alle, Familien, Freunde oder Nachbarn sind eingeladen. Um 9 Uhr (Freiwillige ab 8:15 Uhr) treffen sich am Unisee parkrun, 28359 Bremen auf Google Maps. Zwischen dem großem Parkplatz (200 Meter hinter dem Haus am Walde) und dem Unisee Strand. Jeder beteiligt sich mit der selbstgewählten Geschwindigkeit, es ist kein Wettkampf und außerdem kostenlos.

Näheres unter: www.parkrun.com.de/register/. Das Event auf Facebook: www.facebook.com/events/365663181054073/

Hintergrund:
Von der Anfängerin und dem Anfänger bis zur 75- jährigen, die versucht neue Bestzeiten zu laufen, ist beim Unisee parkrun jedes Alter und Fitnesslevel vertreten. Es sind Bremerinnen und Bremer verschiedenster Herkunft, Touristinnen und Touristen oder Geschäftsreisende aus aller Welt, die samstags morgens den Weg an den Unisee finden, den Einweisungen der Freiwilligen lauschen, auf das Startsignal warten: 3, 2, 1 parkrun!

Eltern mit ihren Kinderbuggies, ganze Familiengruppen stehen am Start, auch der Hund darf mit, an kurzer Leine – Sicherheit geht vor. Regelmäßig kommen parkrun-begeisterte aus Lübeck, Hamburg und Hannover zu Besuch, und tatsächlich findet kaum ein parkrun am Unisee ohne die obligatorischen Besucherinnen und Besucher aus England statt. Auch hier: Tradition verpflichtet!

Die englische Herkunft des parkrun ist auch im Sprachgebrauch nicht zu verleugnen. Wer am Samstagmorgen um 9 Uhr am Unisee ist, kann hier nicht nur seine Gesundheit, sondern auch sein Englisch pflegen. Sätze die in einer anderen Sprache enden als sie begonnen wurden, fallen nicht besonders auf. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennen den parkrun von eigenen Auslandsaufenthalten in England, Irland, Australien oder Südafrika oder sind im Moment selber als „Expats“ in Bremen. Unter das vielfach gepflegte Denglisch werden immer wieder auch Italienisch, Französisch, Arabisch gemischt – Hauptsache man versteht sich.

Die Bremerin Kathrin Wischnath hat den parkrun mit ihrer Familie in Südafrika kennen- und lieben gelernt: „Ich bin mein Leben lang noch nie gelaufen und habe bis 2015 ehrlich gesagt auch keine Veranlassung dazu gesehen.“ Bis sie in Südafrika zum parkrun eingeladen wurde: „Ein besseres Integrationsprogramm gibt es eigentlich nicht, als mit gut gelaunten Menschen im eigenen Tempo durch die Natur zu laufen,“ findet Kathrin Wischnath „Und dann hat mich diese ausgeprägt Kultur der Wertschätzung beim parkrun total überzeugt: Egal wie schnell oder langsam man ist, mal wird quasi gefeiert dafür, dass man daran teilnimmt. Einfach klasse!“

Auch der Bremer Personal-Trainer Richard Solomon aus England nimmt regelmäßig als Läufer und Helfer am Unisee parkrun teil. „Ich finde es ist eine hervorragende Idee, Leute unabhängig von ihrem Fitnessniveau zusammenzubringen und ihre sportliche Aktivität zu fördern. Ich freue mich immer sehr, andere Freiwillige kennenzulernen, und ich ermutige meine Freunde mitzumachen.“ Und auch das funktioniert: Wer einmal da war, kommt in der Regel wieder. Was vermutlich nicht zuletzt an eben jener wertschätzenden parkrun-Kultur liegt: Denn so unbürokratisch wie parkrun für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer organisiert auch ist, auf den respektvollen Umgang miteinander als Basis der Community wird viel wert gelegt: Parkun ist inklusiv und will so divers wie möglich sein. Und wenn die parkrun-Schlussbegleitung, die stets dafür sorgt, dass alle heil ins Ziel kommen und als Letzte oder Letzter den Barcode scannt, gehen die parkrun-Freiwilligen oft noch gemeinsam einen Kaffee trinken. Statten dabei die von weiter her angereisten Besucherinnen und Besucher mit den besten To-Do Tipps für ihre schöne Stadt aus und genießen das gute Gefühl, schon was für die eigene Gesundheit getan zu haben, bevor das Wochenende so richtig anfängt.

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