Aus Sicht eines deutschen Mittelständlers, der einen Großteil seines wirtschaftlichen Erfolges im In- und Ausland mit umweltfreundlicher Heiztechnik erzielt, sind tiefgehende Entscheidungen als Weichenstellung in Richtung einer CO2-ärmeren Zukunft unerlässlich. Grüner Fortschritt steckt in Deutschland mittlerweile in einer Sackgasse, weil es der Politik bisher an Mut mangelte und sie sich in kleinteiligen Maßnahmen verrannte. Historisch gewachsene Energiesysteme und Fördermaßnahmen müssen insgesamt auf den Prüfstand gestellt werden. Von zentraler Bedeutung sind dabei die Energiepreise.
Es ist nicht nachvollziehbar, dass Stromerzeugungskosten derzeit so niedrig sind wie niemals zuvor, der Strom durch staatliche Preisbestandteile, Abgaben und Steuern aber so teuer gemacht wird, dass Verbraucher die höchsten Preise aller Zeiten bezahlen müssen. Seit 2005 hat die Politik den Preisabstand von Strom im Vergleich zu Erdöl und Gas mehr als verdreifacht. Heute lasten auf jeder Kilowattstunde Strom 17 Euro-Cent zusätzliche Abgaben – auf einer Kilowattstunde Erdgas dagegen nur 3 Euro-Cent. Hinzu kommt: Für klimaschädliches Erdöl und Erdgas werden bis heute kaum CO2-Abgaben erhoben – im Strompreis ist ein CO2-Aufschlag dagegen schon lange etabliert.
Ziel muss es sein, diese künstliche Stromverteuerung schnellstmöglich zu beenden. Denn klar ist, dass jede Anwendung, bei der fossile Verbrennung durch strombasierte Systeme ersetzt wird, angesichts des immer grüneren Strommixes zur CO2-Einsparung beiträgt.
Ein nationaler Emissionshandel nach Vorbild des etablierten europäischen Pendants (ETS), wie aktuell diskutiert, hat einen entscheidenden Nachteil: die Einführung würde mindestens vier bis fünf Jahre dauern. Zeit, die nicht (mehr) da ist. Kurzfristig gäbe es keine CO2-Verringerung. Vielmehr müssen CO2-intensive Energiearten sofort teurer und umweltfreundlichere Alternativen – Strom bzw. insbesondere Ökostrom – günstiger werden.
Konkreter Korrekturbedarf besteht beispielsweise im Wärmemarkt, der für rund ein Drittel der gesamten deutschen CO2-Emissionen – mehr als der Straßenverkehr – verantwortlich ist. So werden umweltfreundliche Wärmepumpen zwar staatlich gefördert, was aber nur deswegen notwendig ist, weil die dafür notwendige Antriebsenergie Strom massiv verteuert wurde. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass die Instrumente zur Steuerung der Energiewende nicht aufeinander abgestimmt sind. Das aktuelle System treibt die Verbraucher in diesem Bereich trotz punktueller gegenteiliger (finanziellen) Anstrengungen in die Nutzung fossiler Energien.
Dazu kommt: Die Heizungsindustrie in Deutschland bekleidet derzeit eine europäische Führungsrolle. Der Reifegrad von Wärmepumpentechnologie ´Made in Germany´ befindet sich im europäischen Vergleich noch auf einem Spitzenplatz. Wir brauchen jedoch einen starken Heimatmarkt, denn hier machen wir durch das enge Zusammenspiel mit dem Fachhandwerk wichtige Erfahrungen, entwickeln neue Innovationen. Andere Länder setzen aber viel stärker als Deutschland auf die Systeme zur Dekarbonisierung der Wärmeproduktion – damit haben Hersteller dort zukünftig deutlich bessere Voraussetzungen für technologischen und damit auch wirtschaftlichen Erfolg. Die entscheidende Frage wird also sein, ob es der Bundesregierung gelingt, den Anteil erneuerbarer Energien im Wärmesektor konsequent auszubauen. Das ist die Basis dafür, dass die deutsche Heizungsindustrie ihre Markterfahrung im internationalen Wettbewerb auch zukünftig ausspielen kann um damit im Inland qualifizierte und zukunftssichere Arbeitsplätze zu erhalten oder auszubauen. Dafür sind andere Rahmenbedingungen der Politik gefragt, die sowohl dem Bürger als auch den Herstellern Planungs- und Investitionssicherheit geben.
Einzelmaßnahmen wie die vorgeschlagene Abwrackprämie für alte Ölkessel – die es übrigens in ähnlicher Form schon gibt – werden kaum eine Wirkung erzeugen, da damit die Sanierungsquote nicht maßgeblich gesteigert wird. Richtig ist, dass es in Deutschland zu viele ineffiziente alte Heizungsanlagen gibt – nach Schätzungen des BDH rund 14 Millionen Stück. Eine technologiespezifische Maßnahme, bei der zuvor keine grundlegenden Lenkungsmechanismen in Richtung CO2-ärmere Techniken installiert worden sind, ist aber weitgehend sinnlos. Deswegen sollte eine Abwrackprämie technologieoffen für alle ineffizienten Wärmeerzeuger gelten und nur dann angeboten werden, wenn sichergestellt ist, dass die abgewrackten Geräte durch neue Techniken ersetzt werden, die nachweislich deutlich weniger CO2 ausstoßen – wie beispielsweise Wärmepumpen.
Wenig hilfreich sind schließlich vollmundige Ankündigungen, denen dann nicht zeitnah konkrete Umsetzungen folgen. Das führt regelmäßig zu Attentismus bei den Verbrauchern – was für den Klimaschutz verheerend, gleichzeitig aber auch für uns als Industrie extrem nachteilig ist, zumal die Sanierungsrate in deutschen Heizungskellern ohnehin viel zu niedrig ist.
Fazit: Alle Maßnahmen führen nur dann zu einem Erfolg, wenn zuvor die Aufschläge auf die Energiepreise rigoros an den jeweiligen CO2-Emissionen ausgerichtet wurden – und zwar bei allen Energiearten. Das ist die dringendste Aufgabe der Politik. Anschließend können Verbraucher in allen Bereichen völlig technologieoffene Entscheidungen treffen.
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